Lichtmanipulation während des Weihnachtsoratorium in Erl (Tiroler Festspiele Erl)

 

Anna von Stillmark

 

Innsbruck (Weltexpresso) - Beim sonntäglichen Adventskonzert mit Bachs „Weihnachtsoratorium“ im Erler Festspielhaus ist zweimalig die Lichtsituation für alle Zuschauer im ausverkauften Festspielhaus deutlich merkbar manipuliert worden. Von außen.

 

Nach der Überprüfung aller technischen Gegebenheiten liegt die Vermutung nämlich sehr nahe, dass dies durch einen Hackerangriff von außerhalb auf das Computersystem der Tiroler Festspiele Erl und den dadurch ermöglichten direkten Zugriff auf die Lichtanlage geschehen ist. Jeweils um 12.32 Uhr und gegen 14.06 Uhr wurde es hell im Zuschauerraum, die Konzertsituation für zwei kurze Momente atmosphärisch unterbrochen.

 

Maestro Gustav Kuhn – selbst am Pult des Orchesters bei diesem Konzert – drehte sich beim zweiten Mal zum Publikum um und entschuldigte sich für die Zwischenfälle mit einem Achselzucken als Ausdruck seiner Verwunderung und einem Lächeln. Auch wenn diese Zwischenfälle dem übermäßigen Jubel des Publikums keinen Abbruch taten und viele diesen womöglich gar keine weitere Aufmerksamkeit geschenkt haben, wird es nun ernst: Die Festspiele erstatteten Anzeige wegen widerrechtlichen Zugriffs auf ein Computersystem gegen Unbekannt und hoffen auf ein baldiges Ermittlungsergebnis aufgrund des Abgleichs der Tatzeitpunkte mit den im System protokollierten Zugriffen von außerhalb auf die Lichtanlage.

 

Wir werden sicher bald zu ersten Ergebnissen bei den Ermittlungen kommen, da nur wenige Personen die für eine solche Tat notwendigen Fähigkeiten besitzen“, zeigte sich Kuhn heute zuversichtlich. Jetzt liegt es bei den überaus kooperativen Kollegen der Polizeiinspektion Niederndorf, den Täter ausfindig zu machen. Immerhin handelt es sich bei einem Hackerangriff auf eine öffentliche Einrichtung beim besten Willen nicht um ein Kavaliers-Delikt. Laut EU-Verordnung wird das illegale Eindringen oder Stören eines Computersystems mit mindestens zwei Jahren Haft bestraft. Bis zu fünf Jahren Haft kann einem überführten Täter drohen.

 

Kommentar: Wir kennen das zwar aus unserem Bereich, daß sich Technik selbständig macht, aber die oberen Schlußfolgerungen, die einen Hackerangriffs vermuten, können wir gut nachvollziehen und fragen uns, wer sich so was traut und welchen Lustgewinn jemand daraus gewinnt. Das sind doch armselige Würstchen, die andere beim Musikerleben stören. Gleichzeitig klingt so ein Versuch gleich nach mehr. Wer so etwas kann, kann im Rechnersystem der Festspiele noch ganz anderes, viel Schlimmeres. Keine gute Neujahrsbotschaft. Wir informieren, wenn Näheres bekannt wird.

 

Foto: Der Dirigent Gustav Kuhn, Leiter der Tiroler Festspiele Erl