Konzertmelodramen und Klavierwerke mit der legendären Sängerin und ihrem Begleiter am Klavier Andrej Hoteev in der Oper Frankfurt, Teil 2

 

Claudia Schulmerich

 

Frankfurt am Main (Weltexpresso) – Inzwischen ist das Programm bekannt, das am heutigen Abend die in Frankfurt besonders gern gesehene immer noch singende Anja Silja zusammen mit ihren Klavierbegleiter Andrej Hoteev an der Oper Frankfurt bestreitet und das das Stichwort Melodram zur Botschaft hat.

 

Melodram? Wer kennt das als eigene Gattung innerhalb der Musik? Und woher kommt das Wort überhaupt, das man heute eher im Film gebräuchlich findet. Ganz einfach, denn zuerst einmal muß man unterscheiden, daß das Melodram – vom griechischen melos: Klang und drama: Handlung - eine spezifische Ausprägung in den jeweiligen Künsten hat: der Oper, die im Italienischen auch Melodramma genannt wird, der Literatur, dem Theater, dem Film und eben der Musik, um die es heute geht. Da liegt das Spezifische eben darin, wie die Verbindung von – hier Klavier- -Musik, gesprochener Sprache und entsprechender Darstellungsweise zustandekommt.

 

Eigentlich also ein dichterischer Vortrag, der vertont ist. Übrigens ist dieser Begriff völlig wertneutral, was sich ändert, wenn man beispielsweise das Verhalten eines anderen als melodramatisch bezeichnet. Dann wird es pejorativ genutzt, um die aus der eigenen Sicht übertriebene Gestik und Mimik eines anderen zu bezeichnen, wobei das wiederum der Betroffene oder auch andere Zuschauer ganz anders, nämlich als normalen Ausdruck von Trauer oder Schmerz empfinden können. Es geht also, das merkt man nun schon, um das Empfinden beim Hörer, was Text und Musik in Szene setzten.

 

Es gibt seit den Jahrmärkten des Mittelalters und sicher schon in antiker Zeit Vorläufer dieser gesungen-gesprochenen Verlautbarungen. Und spätestens mit den Moritaten ist der Bänkelgesang als Nachrichtenübermittlung eine geläufige Praxis gewesen. Man kann auch Schauerballaden dazu sagen, die alle sind die populären bis vulgären Geschwister des Konzertmelodramas, das erst nach den älteren Geschwistern seine Kunstform erhielt. Und die hatte dann ihren Höhepunkt im 19. Jahrhundert, was das Programm des heutigen Abends betont.

 

 

Der letztgenannte Anton S. Arenski steht noch nicht mal in unserem Konzertführer, nicht dieses Werk, sondern gar keins. Dabei ist das ein renommierter und sehr dicker Wälzer, der uns sonst gute Dienste leistet. Arenski ist 1861 in Nowgorod geboren und hatte mit seiner musikliebenden und wohlhabenden Familie alle Möglichkeiten, in Sankt Petersburg bei Nikolai Rimski-Korsakov Komposition zu studieren. Er war erfolgreich, kam ans Moskauer Konservatorium als Professor für Kompositionslehre und bildete dort u.a. auch Sergei Rachmaninow und Alexander Skrjabin aus, uns weitaus bekannter. Aus vielen Gründen war seine Karriere ab 1895 vorbei und er starb 1906.

 

Kein Wunder, daß man über sein Melodramen-Triptychon nichts findet, wenn heute die europäische Erstaufführung ist. Lassen wir uns überraschen.

 

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Anton A. Arenski im Bild, der russische Komponist des letzten Werks, nimmt hier selber eine durchaus melodramatische Geste ein. Aus gutem Grund, wenn man liest, wie in seinem Leben nach furiosem Beginn das Elend überhand nahm.