
Hannah Wölfel & Hanswerner Kruse
Bangkok (Weltexpresso) - Im linken Schaufenster sieht man Gemälde mit riesigen Spiegeleiern, im rechten echte dicke Füße, die gerade in einem Salon massiert werden. Davor und dahinter grauselige Kitschbilder mit großäugigen Thaifrauen, die den Zigeunerinnen in unseren Kaufhäusern ähneln. Fett gespachtelte, spannende Farbexperimente. Wilde Monstertassen, rosa Plastikhasen, individuell bemalte Sneakers. Und viele eigenARTige surrealistische Bilder, welche die moderne Realität und den Geisterglauben der Thais zugleich abbilden:

Am Rande des Marktes (und auch später in der Stadt) singen blinde Männer, gerne unter düsteren Betonbrücken, ihre melancholischen Lieder gegen den Straßenlärm an:
„Xô khuṇ ṣ̄er̂ā chīwit!“
Bangkok ist sehr warm, aber fast immer bedeckt, einmal regnet es sogar ganz kurz, als wir das Kunst- und Kulturzentrum (BACC) mitten zwischen den edlen Konsumtempeln am Siam besuchen (Foto). Die Kathedralen werden für ihr „Shopping Festival“, das BACC für die Tanz-, Theater- und Performancefestivals, die wir allesamt leider nicht besuchen können: Wir waren oder sind zu den Terminen nicht in Bangkok. Doch dafür sehen wir viel Bildende Kunst bei der Bangkok-Biennale.

Im Öko-Restaurant des Kunst- und Kulturhauses pulen wir die Schnipsel der Kokosmilch-Tüten aus der Suppe und würgen an Resten von Hühnerknochen und labberiger Haut herum. Aber dieser anspruchsvolle Öko-Fraß war bisher die Ausnahme.
Wir fahren viel mit den äußerst preiswerten Express-Booten auf dem Chao Phraya herum, der Bangkok umschlängelt. Die meisten touristischen und fürchterlich vollen Tempel und Attraktionen, die am Fluss liegen, kennen wir von den letzten Besuchen in Bangkok. Da die Kunstakademie mit ihren Ausstellungen gegenüber vom Großen Palast renoviert wird und geschlossen ist, haben wir es tatsächlich mal riskiert, die touristische Hauptattraktion Bangkoks zu besuchen: Schön - aber nie wieder!
Mehr darüber beim nächsten Mal.
Fotos:
„Das oder im BACC“ © Hanswerner Kruse