Hanswerner Kruse
Santa Cruz / Teneriffe (Weltexpresso) - „Leuchtende Natur“ – unter diesem Titel faszinierte uns des Nachts in Santa Cruz, im botanischen Garten Palmetum, ein gigantisches Licht- und Klang-Spektakel. Der aufgeschüttete riesige Berg, eine ehemalige, seit Langem bepflanzte Müllhalde, verwandelt sich in eine geheimnisvolle, fremdartige Welt:
Die Wegränder des Parks und die Bereiche zwischen den Pflanzen sind durch unzählige kleine blaue Lämpchen verwandelt, zwischen denen andere Lichter blinken. Palmen und weitere größere Pflanzen sind ständig in wechselndes Licht getaucht, dazu ertönen eigenartige elektronische Klänge, welche die Installationen untermalen. Keine Melodien werden abgespielt, die Töne aus den vielen Lautsprechern erzählen nichts: sie verstärken die unwirkliche Atmosphäre. Manchmal wabert etwas Qualm aus Nebelmaschinen durch die Szenerie.
Zu Fuß geht es ständig bergauf, mit der Zeit werden die Lichtspiele komplexer. Gelegentlich tauchen jetzt zwischen den eher abstrakten Inszenierungen auch mal leuchtende Seepferdchen oder Fische auf (leider wohl ein Zugeständnis an den Publikumsgeschmack, den man vielleicht besser mit Tänzerinnen und Sängerinnen hätte erfüllen können). Riesige leuchtende Quallen oder Krakenarme sind dagegen ungegenständlich genug, um sich in die Lichtspiele zu fügen.
Auf der Bergkuppe sind (wörtlich:) Highlights durch die Kombination diverser Lichteffekte zu sehen: Windspiele mit wechselndem Licht. Durch Beleuchtung zum Wehen gebrachte Sträucher. Rochen die schnell auf Wegen zu schwimmen scheinen. Unaufhörlich vernimmt man bizarre Töne (definitiv kein süßliches Gedudel wie von André Rieu) und sieht blaublinkende Ränder, sie entführen uns durchgehend in immer geheimnisvollere Universen.
Siehe
Auf dem langen, fast einstündigen Weg zum Gipfel kann man ab und zu über den Atlantik oder die ganze Stadt schauen. In der Nähe ist das leuchtende Auditorium zu erkennen, was als gigantisches Kunstwerk und zugleich Konzerthalle symbolisch das Meer mit der City verbindet.
Leider war die Oper von Camille Saint-Saëns, die wir im Auditorium sehen bzw. hören konnten, nur eine konzertante Darbietung, auch enthielt sie sich jeder Anspielung auf die aktuelle Situation in Israel. Dennoch war es überraschend, mal wieder an die mehrtausend-jährige Geschichte der Hebräer im heutigen Palästina erinnert zu werden, die in Gaza begann - lange vor dem Einfall der Araber und Muslime.
Seitdem wir über Kunst auf Teneriffa im Weltexpresso berichteten, wollten wir immer mal eine Veranstaltung im Auditorio besuchen. Darin befindet sich der riesige Saal für über 1.600 Leute mit einer gewaltigen Akustik. Das Sinfonieorchester auf Teneriffa ist bekannt und der fünfzigköpfige Chor fantastisch. Die herausragende Gast-Sängerin der Delila, Yulia Matochkina, gehört zu den gefragtesten Mezzosopranistinnen der Welt. Sie war gesanglich so gut und darstellerisch so dramatisch, dass sie uns das bilderlose Konzert sehr sinnlch nahe brachte.
Fortsetzung folgt
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Fotos:
Hanswerner Kruse