20240515 095003 KopieAuf den Spuren ihres desertierten Großvaters von Dresden nach Schlüchtern (6)

Barbara Werner / Hanswerner Kruse

Poppenhausen (Weltexpresso) - Mittlerweile hat unsere Pilgerreisende es bis Franken geschafft, sie hat den Main erreicht, kennt die fränkische Gegend gut und schreibt uns:

13. -15. Mai

Gestern ging es ging es von Michelau für mich flott voran, immer am Main entlang bis Breitengüßbach. Heute konnte ich von dort über Bamberg weiter Mainabwärts bis Eltmann fahren. Ich kann die Landschaft genießen, das Wetter spielt mit und das Fahrrad rollt einfach.

Mein Großvater schreibt zu diesem Teilstück: „In Bamberg trennte ich mich von meinem Begleiter, er wollte nach Saarbrücken. Eine Nachrichtenhelferin hörte, dass ich Richtung Burgsinn will, sie bat mich, sich mir anschließend zu dürfen."

Er war also weiterhin nicht alleine. Ich kann mir gut vorstellen, wenn man zu zweit unterwegs ist, fällt in dieser Situation vieles leichter. Sich mit einem Gleichgesinnten austauschen zu können, Gedanken, Ängste und Sorge um die Familie zu teilen, das hat ihm sicherlich geholfen.

Und jetzt war bzw. ist der Weg wirklich nicht mehr weit.

Ich merke bei mir auch eine Veränderung. Bald erreiche ich die Orte und Landschaften, die ich von früher kenne. Heute habe ich die 500 Km überfahren, es sind nur noch wenige Tage bis zum Ziel. Ich freue mich darauf und gleichzeitig bin ich etwas traurig, denn dann wird mein Wunsch, diese Tour zu machen, erfüllt sein.

15. Mai

In Eltmann gestartet und am Main entlang rollt das Fahrrad nur so dahin. Mein Ziel für heute ist Haßfurt. Mein Großvater schreibt zu diesem Ort: „Mit viel Glück den Amerikanern entkommen". Was genau passierte und wie er es schaffte, bleibt im Dunkeln. Er war ja mit der Nachrichtenhelferin unterwegs, ob es damit zusammenhing? Er hat darüber nie etwas erzählt.

Da das Wetter sich bald ändern soll und Regen bzw. Gewitter gemeldet sind, fahre ich weiter und versuche vor Schweinfurt eine Übernachtung zu finden. Das gestaltet sich als etwas schwierig und ich lande schlussendlich doch in Schweinfurt.

Jetzt muss ich für morgen einen Gang zurückschalten, damit ich meinen Zeitplan einhalte.

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16. Mai
Heute morgen begrüßt mich kein strahlender Sonnenschein, sondern der Himmel ist bedeckt und es sieht nach Regen aus. Ich lasse mir Zeit, denn ich fahre nur ein kleines Stück bis Poppenhausen. Hier gibt mir eine Frau freundlich Auskunft und bald habe ich eine Unterkunft gefunden. Morgen geht es weiter nach Hammelburg.





Fotos:
© Barbara Werner

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