ové 3946Auf Gran Canaria Teil 1

Hanswerner Kruse & Hannah Wölfel

Las Palmas (Weltexpresso) - Vor der Kathedrale Santa Ana im älteren Teil der Stadt, in Vegueta, bewachen lebensgroße, dunkelgrüne Bronzehunde den Vorplatz. Unweit davon befinden sich einige Museen, darunter das Zentrum für zeitgenössische Kunst. 

Die Fassade des Centro Atlántico de Arte Moderno (CAAM ) wirkt unscheinbar, das Ausstellungshaus ist weniger mächtig als, beispielsweise, das gigantisch-moderne Kunstmuseum in Teneriffas Hauptstadt. Hier in Las Palmas wird derzeit eine Ausstellung des britisch-trinidadischen Künstlers Zak Ové (58) präsentiert. Er habe auch auch einige Jahre auf den Kanarischen Inseln gelebt, erzählt begeistert eine Aufseherin.

Gleich im Eingangsbereich hängt eine große dunkle Kugel, deren Vorderseite durch eine goldfarbene Maske bedeckt ist. Um das stilisierte Antlitz recken sich schwarze Fäuste. Es ist mehr als eine strenge grafische Komposition, das rituelle Objekt suggeriert Erschöpfung und dennoch Kampfbereitschaft. Auch aus dem hinteren, dunklen Teil der Kugel ragen, ebenfalls streng symmetrisch angeordnet, schwarze kampfbereite Fäuste heraus.

In dem Raum, dessen Zugang dieses magische Objekt versperrt, an dem man sich vorbeidrängen muss, sind Dutzende von zwei Meter hohen, schwarzen, gleichen symbolisierten Holzfiguren aufgereiht. Alle haben sie die Hände leicht erhoben, scheinen sich zu ergeben - dennoch verweigern ihre finsteren und kämpferischen Mienen die Unterwerfung. Werden sie von dem goldenen rituellen Symbolträger im Eingang beschützt? Oder wollen sie sich ihm anschließen?





In anderen Bereichen der Ausstellung gibt es zuweilen auch einige dieser Wesen, scheinbar fröhlich und farbenfroh, aber auch deren erhobene Hände verweisen auf ihre erzwungene Duldsamkeit. Sogar zwei dieser bunt bemalten Figuren haben jeweils eine Rakete bestiegen, vielleicht wollen sie in eine bessere, andere Welt fliegen. Oder sind sie nur Karikaturen ihrer scheinbaren postkolonialen Befreiung?



Im nächsten Saal collagierte Ové mit einer Vielzahl von afrikanischen Fundstücken, rituellen Figuren oder Alltagsgegenständen die beeindruckende „Schwarze“ Installation „Black is Back“. Zwischen den Objekten finden sich Spuren schwarzen Widerstands oder schwarzer Kultur in der westlichen weißen Welt: Fotos der Black Panthers. Afrikanische Schallplatten. Ölbilder von schwarzen Menschen. 

ové 3941Es gibt keine Wandinschriften, keine schriftlichen Infoblätter, keinen Katalog und in der kleinen Bibliothek des Museums nicht einmal Bücher über den Künstler. Man ist hier wirklich auf sich selbst geworfen – und mächtig fasziniert! Auch von den weiteren Arbeiten Ovés, die trinidadischen, leicht abstrahierten textilen Wandbilder, die einen Raum füllen. Oder in der letzten Halle riesige und kleinere Skulpturen, die afrikanische Elemente mit der zeitgenössischen westlichen Kunst verbinden.

Sie sind keine bitterbösen Anklagen, sondern zeigen radikal die Möglichkeit der gleichberechtigten Vereinigung verschiedener Kulturen, beispielhaft durch die Bildende Kunst. 

Eine spannende und sehenswerte Ausstellung, wenn man denn nach Gran Canaria kommt, die noch bis zum 
9. Februar zu sehen ist.

Fotos:
Blicke in die Ausstellung © Hanswerner Kruse

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Wird fortgesetzt!