Serie: Die Leuchtenburg in Thüringen wird mit den Porzellanwelten Besuchermagnet, Teil 2/3


Helga Faber und Roman Herzig

Erfurt (Weltexpresso) – Für die heutige Burg, an der für unsereinen immer weiter gebaut wird, waren immense Kraftanstrengungen der Restaurierung nötig. Nicht nur das. In der Burg war immer wieder etwas los. Zuletzt diente das Torhaus als Jugendherberge, aber davor sogar als Kaserne. Die Sanierung dieses 150jährigen Torhauses, des Entres in die Burg, war für das Projekt PORZELLANWELTEN der Beginn.

 

Wie es heißt, werkelten 13 Firmen gleichzeitig und schufen in acht Monaten diesen Ausstellungs- und Versammlungskomplex, wo auch die Büros der Burgverwaltung residieren. Im nächsten Jahr kommt als Neubau die Technikzentrale hinzu und dann werden beide Gebäude über eine Terrasse verbunden, die mit einem Aufzug von der Fahrstraße aus, weiter unten, zu erreichen ist und wahr machen, was geplant ist: die Burg Leuchtenburg wird behindertengerecht ihre Ausstellungen zeigen können.

Um was es eigentlich geht, wenn alle Porzellanwelten an Ort und Stelle sind, zeigen jetzt die bisher in den Depots verwahrten edlen Porzellanobjekte, die im Innern des Torhauses im Parterre und dem ersten Stock als Schaumagazin zu sehen sind. Rund 200 Objekte sind ausgestellt, die anhand der Exponate von der Thüringer Porzellangeschichte vom 18. bis 20. Jahrhundert erzählen. Heute gehört die Leuchtenburg dieser Stiftung, die auch die Porzellanwelten präsentiert und deren Kopf Sven-Erik Hitzer ist, der engagiert und fachkundig den Um- und Einbau und die museologischen Anstrengungen anregt und bündelt.

Wir haben erst einmal im Besucherzentrum - wo man Karten kauft,einen Kaffee trinken kann und einen Laden für Bücher und Mitbringsel hat - durch wandhohe Glasfenster und überkragende Glasecken dieses Gefühl von Bodenhaftung aufgegeben, wenn man von so hoch oben so weit über die Landschaft blicken kann, die in diesem Frühsommer extrem grün leuchtet, erst Sonne, dann leichtes Nieseln, dann wieder Sonne, daß man das alles für erfunden und der Natur nachgestaltet, aber nicht für echt hält. Ist es aber. Eine Grundsatzentscheidung der Stiftung kann man nicht kritisieren, wenn man vor diesem Panoramablick steht und in die Natur schaut: Die Entscheidung, im Stil des Mittelalters auch Zusatzbauten zu gestalten oder moderne Gemäuer mit heutigem Standard zu errichten, sind zugunsten von Letzterem getroffen.Bisher tun sie einander nicht weh, die vielen alten und die wenigen neuen Teile.

Was einen auch anmacht, ist, daß noch nicht alles fix und fertig und glänzend und neu aussieht, sondern die renovierten Teile zwar abstechen, aber der Firniß des Alters dennoch spürbar bleibt. Auch im Kräutergarten, zu dem man den Burggarten gemacht hat und wo jeden Dienstag und Donnerstag Kräuterführungen stattfinden. Unten ein Rezept der Küchenfee Ivette Pickert. Für zu Hause, denn auf der Burg geht man selbstverständlich in die Burgschänke. Dort werden die Kräuter und das auf der Burg geerntete Obst verarbeitet, die Gerichte werden von mittelalterlich gewandeten 'Knechten und Mägden' serviert. Man kann eine Mittelalterzeitreise der besonderen Art buchen. „Urig speisen mit einer phantastischen Show „im mittelalterlichen Flair.

Was die Gesamtausstellung der PORZELLANWELTEN einmal sein wird und wie sie sein wird, bleibt noch geheimnisvoll. Daß diese Welten multimedial eingerichtet, mit allen Sinnen erfahrbar sein sollen, das steht fest und gegenwärtig beschäftigen sich drei Agenturen/Gestalter damit,wie man die Reise der Besucher durch das Porzellan sinnreich und spektakulär gestalten kann. Im Prolog wird die Frage: „Was ist Porzellan?“mehrfach beantwortet und wir erfahren, daß Attribute des Porzellans der Reise Haltepunkte geben werden.

So wird am Porzellan das KOSTBARE betont, wenn wie es zu Barockzeiten die ersten festlich gedeckten Tafeln voll kostbaren Porzellans gab, hier die Teller an den Wänden dekoriert werden. Das FREMDE ist Thema, wenn es um die Ursprünge, also die Suche nach dem Urporzellan geht, die mit Marco Polo zu Wasser und zu Lande von statten geht. Das VISIONÄRE denkt nach vorne, welche Gestaltung Porzellan noch erfahren kann, welche Funktion auch. Das ALLTÄGLICHE wird das Porzellan, als nach der europäischen Erfindung – war es Johann Friedrich Böttger oder Ehrenfried Walther von Tschirnhaus? - aus der Handarbeit in der industriellen Produktion zur Massenware wird. Das VERTRAUTE? ist es eben nicht, sondern bleibt das RÄTSEL, wo die Alchemie eine Rolle spielt.

Wir aber wollen endlich wissen, was es auf sich hat, mit diesem Porzellan, das vom Meeresgrund hinauf auf die Leuchtenburg gelangt und dessen Ausstellung soeben von der Ministerpräsidentin des Landes eröffnet wird.

Info I:

SALVERKÜCHLEIN: Kultspeise in Mitteleuropa

hochdeutsch: Knabberei aus Salbeiblättern

Zutaten: Salbeiblätter mit Stiel, 100 g Mehl, 100 ml kaltes Wasser, 1 Eiweiß, 1 Eigelb, Salz, Öl

Zubereitung: Eidotter, Wasser und Salz kurz verquirlen und Mehl darunterrühren. 25 Minuten quellen lassen. Eiweiß steif schlagen und unter die Mehlmasse heben. Nun die einzelnen Salbeiblätter am Stiel festhalten und durch die Mehlmasse ziehen. Im Fett ausbacken.



 Info II:

Es gibt MITTELALTER ZEITREISE, ein geführter Rundgang über Stock und Stein, Wendeltreppe und Verlies, ein zünftiges Mahl inklusive. Es gibt Angebote für Kinder, die als KLEINE GEISTER Schatzsuche betreiben. Und es gibt – wir sind an der Saale – auch als Angebot Weinverkostung, Käse und &Brot und zum Wein die Geschichte von der Weinbautradition im Mittelalter zu Fuß der Leuchtenburg. Die Porzellanwelten hat schon die erste Station und die neue Ausstellung ist eine Sonderausstellung, die die europäische Tradition in Thüringen ergänzt. .

Info III:

 

Wir haben die Schriften noch nicht, aber der Verlag Schnell & Steiner hat einen kleinen Kulturführer BURG UND MUSEUM LEUCHTENBURG mit den wichtigsten Daten und Begebenheiten zur 800jährigen Geschichte herausgebracht und der Böhlau Verlag DAS AMT LEUCHTENBURG 1479 – 1705. Zentrum wettinischer Landesherrschaft“, beide von der Burgdirektorin Ulrike Kaiser verfaßt.

 

Info IV:

 

Ausstellungsführer zur Sonderausstellung ab Mai 2012 im Rahmen der Porzellanwelten Leuchtenburg: DIE WANLI EXPEDITION. Weißes Gold vom Meeresstrand, hrsg. Von Stiftung Leuchtenburg, 2012 mit den Informationen zum Welthandel um 1600, der Bergungsgesellschaft einschließlich Wasserarchäologie ARQUEONAUTAS, der Wanli-Fracht aus Porzellan und mehr über Suchen, Finden und Bergen, dem Alltag archäologischer Expeditionen.

 

Stiftung Leuchtenburg

www.leuchtenburg.de

Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!