Was die Landeshauptstadt der Niedersachsen Intimes zu bieten hat

 

 von Elisabeth Römer und Manfred Schröder

 

Hannover (Weltexpresso) - Sind Sie jung, so zwischen 20 und 30 Jahre alt, auf jeden Fall Mann und noch dazu ledig, dann können Sie sich in der Stadt Hannover bewerben, einer der vier offiziellen jährlichen Bruchmeister zu werden, wo nicht das finanzielle Verdienst zählt, sondern die Ehre! Und glauben Sie nur nicht, das sei von gestern. Von gestern ist nur der Brauch, von dem wir gleich erzählen und auch vom Prozedere, so ein Bruchmeister zu werden. Vorher wollen wir aber eine weitere Qualifikation abrufen: trinkfest muß man auch sein und „schußfest“ dazu. Das hat sich wohl auch Tatort-Kommissarin Charlotte Lindholm gedacht, als sie in Gestalt der Maria Furtwängler im Maritim Grand Hotel Hannover auftauchte, eine feine Adresse, und dort ihre Szenen drehte. Ob unser Bruchmeister im schwarzen Cut und Zylinder ihr neuer Freund wird? Wir ahnen: nein.

 

Dabei ist so ein echter Bruchmeister mehr als ein Abenteuer wert. Denn sie sind grundsolide diese Herren. Und mit der Schußfestigkeit und Trinken verhält es sich so. Dazu muß man keine Schußweste anziehen, aber es schadet nichts, selber gut schießen zu können, kommt doch der Brauch aus der hannoverschen Tradition der Schützenfeste, die heute noch so zehn Tage dauern und die - so heißt es - die bedeutendsten auf dem Erdenball sind! Als Bruchmeister kann man sich bewerben, muß ein Auswahlverfahren durchstehen, zu dem die Bewältigung des dortigen Nationalgetränks „Lüttje Lage“ dazugehört.

 

Das allerdings hätten wir, hier sprechen wir vom weiblichen Teil des Autorenduo, schon im nämlichen Maritim Grand Hotel gegenüber dem Neuen Rathaus und dem Maschsee geschafft, denn wir können unsere dort errungene Urkunde vorzeigen, auf der steht: „Hiermit wird von fachkundigen Juroren das Tropfenfreilutjjgelagenhinterdiebindeschütten beglaubigt. Diese Leistung gelang im 1. Anlauf.“ Unterschrieben von Gerd Broyhan, seines Zeichens hannoverscher Brauknecht ‚der erstmals 1526 helles Bier braute‘. Dieses Zertifikat ist nicht übertragbar – Erbfolge ausgeschlossen. Der Inhaber ist hiermit in den Kreis der Lüttje Lagen-Trinker aufgenommen.“

 

Allein es ist eine Inhaberin, der es gelang, zwei übereinander  befindliche Gläser von Bier und Schnaps tropfenfrei in den Mund zu befördern, also fehlt ihr neben anderem auch die männliche Eigenschaft, sich als Bruchmeister bewerben zu dürfen. Nehmen wir also den vorhandenen Schwarzen Mann, der uns aus seiner Tradition erzählte, daß sein Amt nämlich aus der Ordnungsfunktion während der Schützenfeste hervorgegangen ist, heute aber auch anderes miteinschließt, auch Stadtführungen mit historischem Hintergrund, an der wir sofort teilnahmen. Wie in diesem Sommer üblich, mit Regenschirm. Naja, dieses Neue Rathaus von 1913 muß man schon gesehen haben. Eine so schauderhafte Ansammlung von in dieser Zeit schon veralteten Bauprinzipien des Mittelalters, der Renaissance, des Barock, so schauderhaft eigentlich, daß es schon wieder schön ist. Zumindest einzig auf der Welt. Und es sieht aus wie ein Schloß, was das heute bürgerliche Hannover ja auch mitsamt einem König einmal hatte.

 

Beglückend und traurig dann das Innere. Dort sind vier Stadtmodelle in der Eingangshalle, die uns die Entwicklung vom barocken Hannover (1689), der Vorkriegszeit bis heute zeigen. So etwas ist immer faszinierend. Dann aber der Schock für die, die es noch nicht wußten: 1945 war die Industriestadt Hannover zu 90 Prozent in Schutt und Asche gelegt. Das müssen Sie einfach am Modell sehen, um das Ausmaß des Grauens und damit auch der Greueltaten der Nazis, die hier ihre Antwort bekamen, zu verstehen. Die Hannoveraner – durch den Krieg und die Folgen um die Hälfte der Einwohner, auf 217 000  dezimiert - hatten ähnlich wie die Frankfurter, deren Innenstadt noch vollständiger zerstört wurde, sofort mit dem Wiederaufbau und das hieß, vergrößerte Straßen für Autos begonnen. Schöner wurden dadurch die Städte nicht. Und diese Bausünden versucht man heute allerorten zu beheben. Aber die vielen Kanäle, die in Hannover zugeschüttet wurden und die eine so angenehme Atmosphäre in Städten schaffen, die sind nicht wiederherstellbar.

 

Also machen die Hannoveraner das Beste draus. Nehmen ihre durch und durch grüne Stadt – unbedingt den fast 100 Meter hohen Rathausturm mit dem einzigartig schrägen Fahrstuhlschacht hochfahren und den künstlichen Maschsee, das viele viele Grün und die historische Altstadt bestaunen, der Backsteinexpressionismus der 1920 und 1930 Jahre ist auch zu sehen – und machen sie an vielen Stellen lebens- und liebenswert. Und versöhnen sich und uns mit ihrer Geschichte. Schon 1150 ist die Stadt am Leineufer mit ihrem heutigen Namen erwähnt. Aber die Funde aus den ersten Jahrhunderten n.Chr. zeigen, daß hier schon die Cherusker hausten, die mit den Römern Handel trieben, so daß die aufgefundene Münze vom römischen Kaiser echt ist. Unser Bruchmeister macht den Sprung ins 19. Jahrhundert und wir springen mit: Hier steht er der recht ekelhafte Ernst-August, der als die seit 1714 mit Kurfürst Georg Ludwig als Georg I. bestehende Personalunion mit dem englischen Thron mit dem Tode Wilhelm IV. 1837 beendet wurde – England war fortschrittlich und ließ Victoria Königin des Commonwealth werden, aber als Frau durfte sie nicht Königin von Hannover werden! - als König von Hannover den Thron bestieg.

 

Was hat er, der hier vor uns auf dem Sockel thront,  nicht alles verhindert wollen, den Eisenbahnbau und eigentlich alles, was fortschrittlich schien. So auch die leicht freiheitliche Verfassung von 1833, die er zum Amtsantritt aufhob, wogegen sich die Göttinger Sieben, nämlich sieben aufrechte Professoren der Universität Göttingen erhoben, darunter die Gebrüder Grimm. Eine tolle Geschichte, die gerade im letzten Herbst Günter Grass in „Grimms Wörter“ aus dem Steidl Verlag so wunderbar nahebrachte. Hier stehen sie nun in Bronze gegossen und recken ihren schriftlichen Protest dem diktatorischen Potentaten entgegen. Sie haben auf ganzer Linie gesiegt – aber es dauerte lange und gab viele menschlichen Verluste.

 

Wir aber haben unseren Rundgang gerade erst angefangen, der uns zu den schönen alten gotischen Backsteinbauten führt und auf dem unser Bruchmeister aus der Geschichte der Stadt weitererzählt. Aber auch von heute. Und das ist insgesamt so viel, daß Sie schon selber kommen sollten, die Nanas bestaunen und das ungeheuer reichhaltige Kulturangebot der Stadt nutzen.

 

Info: Wir waren in Hannover dank dem Maritim Grand Hotel, Friedrichswall 11, 30159 Hannover. Von dort aus, sind Sie in ein paar Minuten am Hauptbahnhof, in der Arena von Hannover 96, in der schönen Oper, dem Zoo, den vielen Museen und überhaupt bestens aufgehoben.

 

www.maritim.de

http://www.maritim.de/de/hotels/deutschland/grand-hotel-hannover/angebote/tierisch-gut
http://www.maritim.de/de/hotels/deutschland/airport-hotel-hannover/angebote/bausteine-freizeit-hannover

 

 

Elisabeth Römer

Manfred Schröder