Reisereportage: Durch Slowenien auf dem Weg nach Portorož an der Adria, Teil 2/5
Helga Faber und Roman Herzig
München (Weltexpresso) – Die ganze Pracht konnten wir erst am nächsten Tag sehen. Aber gerade abends hüllt einen der Sternenhimmel von Portorož heimelig ein. Warum wir gerade in das österreichische Portorose wollten, wurden wir von den Piran-Enthusiasten gefragt. Klare Antwort: weil dort der längste und schönste Sandstrand der so kurzen slowenischen Adriaküste ist, weil dort die Wiener Großmama beim Kuraufenthalt in ihrem 'Portoröschen' eine Liebschaft hatte und weil wir die heutige Bäderwelt des LifeClass Imperiums kennenlernen wollten.
In Wirklichkeit geht auf den gerade mal 46,6 Kilometern, die Italien und Kroatien den Slowenen an der Adria gelassen haben und die Teil der istrischen Halbinsel sind, sowieso alles ineinander über. Wie pittoresk der alte Fischerort Piran wirklich ist, konnten wir am nächsten Tag erkunden. Wir schauten uns alles an, die so sehr an Venedig erinnernden Fassaden, die herrschaftlichen Paläste, die engen Gassen, der weite für die Touristen mit Tischen bestückte Tartini-Platz, die sofort den Impuls zum Niedersetzen auslösen, die Kirche und das Rathaus sowieso. Ja, liebe Piran-Enthusiasten, dies Städtlein ist so ein richtig schönes Schatzkästlein an der Adria, ideal zum Schlendern und Essen unten am Hafen – wir aßen natürlich frischen Fisch im Fischrestaurant TRI VDOVE - , aber dann zieht es uns doch wieder heim nach Portorož, wo der Strand lockt und wo es nachts ruhig bleibt.
Aber noch sind wir in Piran und schauen uns die Paläste in aller Ruhe an. Wer früher einen solchen sein eigen nannte, kann die Unterhaltskosten heute kaum mehr zahlen. Die meisten sind nicht mehr in privater Hand, sondern sind Einrichtungen des Staates oder der Gemeinde und von daher auch – so Publikumsverkehr - einsehbar. Es sind alle möglichen Baustile in Piran vorhanden. Das enge Gassengewirr ist gotisch, die Plätze Renaissance und Barock, die Paläste ebenfalls, aber auch teilweise im Gründerzeitstil und Modernes gibt es auch. Nur dieser eine Palast ist so absolut venezianisch und heißt auch so – Venezianisches Haus -, daß man sich die Geschichte des Kaufmanns, der diese Gemäuer für seine Geliebte – na, und dadurch doch wohl auch für sich und Liebesspiele – bauen ließ, selber ausmalen kann. Mehr wissen wir – noch – nicht. Aber, wenn wir je die Zeit finden, zum Roman- oder Drehbuchschreiben für Seifenopern, dann kümmern wir uns gründlicher darum, denn diese Geschichte hat wenigstens schon den Drehort!
Sicher sind wir mit eine diesbezüglichen Anfrage auch richtig beim Bürgermeister von Piran. Das ist Dr. Peter Bossmann, der Doktor wäre uns nichts so wichtig, aber er ist in der Tat der erste Schwarze, der – in Europa? - ein solches öffentliches Amt bekleidet. Das ist schon mal erstaunlich, sein europäischer, ja deutscher Name – viele schreiben auch die englische Version Bossman – aber auch. Letzteres hat biographische Gründe, denn die Vorfahren des 1955 in Ghana Geborenen stammen aus den Niederlanden und kamen als Händler nach Afrika. Ghana, da fällt so manchen noch der Name Kwame Nkrumah ein, ein auch im Westen verehrter Staatsmann, der die ehemalige, britisch kolonisierte Goldküste zur Unabhängigkeit führte, im Kalten Krieg aber zerrieben wurde, weil die USA längst andere Gruppierungen stützte und der dann in Rumänien starb. Der Vater unseres Peter B. war dessen Freund und außenpolitischer Berater hinsichtlich der Botschaften, weshalb unser heute slowenische Politiker in diversen Staaten Afrikas aufwuchs, aber auch in der Schweiz und England, wo er eigentlich studieren wollte.
Stattdessen ging er 1977 zum Studium nach Jugoslawien. Hintergrund war das Militärregime im eigenen Land, dem er so entgehen konnte und mit einem UN-Stipendium an der Universität von Ljubljana Medizin studieren konnte. Das war damals noch die Zeit der gefestigten jugoslawischen Verhältnisse und er erzählt spontan, wie beleidigt er war, in die Provinz abgeschoben zu werden, denn natürlich wollte er in der Hauptstadt studieren, der Hauptstadt Jugoslawiens. Er erzählt weiter, wie es ihm zudem wie anderen Afrikanern gegangen sei, die nach dem Studium eigentlich in die Heimat zurückkehren wollten – Ärzte wurden dringend gebraucht! Die Liebe war schuld am Bleiben. Bei ihm war es eine kroatisch-slowenische Mitstudentin, mit der er inzwischen drei Kinder hat und die er zur Ehefrau machte, ihr aber folgte, als sie in Piran eine Arztstelle fand. Bossmann selber fand in Koper – der größten Hafenstadt an der kurzen Küste – eine Arztpraxis und mischte sich nach der Unabhängigkeitserklärung Sloweniens und seiner Einbürgerung als frisches Parteimitglied der SD - das sind die Socialni demokrati, was auch wir sofort verstehen – in die politischen Belange ein: und zwar von ganz unten. Er wurde vor 14 Jahren schon in den Stadtrat gewählt und arbeitete so erfolgreich, daß ihn seine Partei bei den Bürgermeisterwahlen im Jahr 2010 als Kandidaten aufstellte, die er in Stichwahl gegen den konservativen Amtsinhaber mit 51,4 Prozent der Stimmen gewann.
Das ist eine eigene Geschichte, aber lernt man dieses kommunikative Energiebündel kennen, dann ist man sicher, daß er für Piran wirklich Erste Wahl ist. Denn er verbindet mühelos die große Welt und große Politik - „Nein, ich bin kein slowenischer Obama, zu große Schuhe, aber ich verehre ihn und seinen Mut, in Amerika Präsident zu sein.“ - mit dem, was ein Bürgermeister hier leisten muß: Touristen nach Piran zu bringen, das mit den Eingemeindungen immerhin 17 000 Bürger zählt.
Er ist auch ein Musikfreund. Denn dann unterhalten wir uns über Tartini, nach dem der Hauptplatz genannt ist. Nein, da geht es weder um Tortellini noch um Tarteteig, sondern um den italienischen Teufelsviolinisten Giuseppe Tartini (1692-1770). Und da kommen wir schon wieder ins Schwimmen. Was heißt italienisch? Diese ganze Küstenregion von Triest bis weit hinunter ist Istrien. Auch Piran war bis 1953 Teil Italiens und kam erst dann zu Slowenien und damit Jugoslawien. Dazwischen versuchte Hitler, das Land zu germanisieren und bis 1918 war es österreichisch, bzw. Teil des Habsburger Reiches, sogar des wichtigen Inner-Österreich. Die Habsburger Zeit begann 1335, jahrhundertelang war es Teil des Heiligen Römischen Reichs, später Deutscher Nation; es gab immer wieder Bauernaufstände gegen die Herrschaft aus Wien, aber dann war es ausgerechnet Napoleon, der Slowenien besetzte und es zur Illyrischen Provinz erklärte, was 1813 dann wieder habsburgisch wurde.
Die Slowenen waren die ersten, die sich 1991 aus dem jugoslawischen Staatenbund verabschiedeten und auch die ersten, die 1994 in die EU aufgenommen worden sind. Daß wir jetzt so ins Geschichtliche gekommen sind, liegt hier angesichts dieses tollen Bürgermeisters nahe, aber wir wollten doch eigentlich dem Herrn Tartini, der hier auf dem Hauptplatz mit seinem Denkmal residiert, die Referenz erweisen. Wir kannten ihn, aber ehrlich gesagt, musikalisch war uns nur seine TEUFELSTRILLERSONATE ein Begriff. Hier gleich nebenan im ihm gewidmeten Museum lernt man nicht nur die persönliche und musikalische Biographie bestens kennen, sondern man hört ihn auch und darf seine Amati-Geige anschauen und die handgeschriebenen Noten dazu. Er galt als Teufelsgeiger, weil ihm keine Komposition zu schwer war und er sowohl in Prag wie auch in Padua – ja, von Piran über Prag nach Padua – ob seiner Kunstfertigkeit im Fiedeln wie auch der blühenden Melodik seiner Stücke reüssierte.
Vom Hauptplatz aus gehen wir die Anhöhe hinauf zur Georgskirche, ja, auch sie so irgendwie venezianisch mit dem eigenen Campanile und über Piran thronend als Glucke und Wahrzeichen der Stadt mit einer Terrasse, von der aus man bei normalem Wetter Triest erblickt, bei sehr guten Wetterverhältnissen die Dolomiten und die Julischen Alpen. Schön ist es hier und der Weg hinunter zeigt, wie vielfältig dieser Ort ist, an dem an jedem Haus und jeder Kirche sichtbar ist, wie sehr sich der Barock hier eingenistet hat. Es paßt, wie überhaupt Piran das Weltläufige mit dem kleinen, eng Behüteten hervorragend verbinden kann. Und jetzt zurück nach Portorož!
Info:
Wir bedanken uns beim slowenischen Tourismusbüro in Wien und der slowenischen LifeClass Hotelkette, hier insbesonder beim Grand Hotel Portorož für die angenehme Aufnahme und Unterstützung unserer journalistischen Arbeiten. Das renovierte Fünfsternehaus ist einmal ein Hotel, das alle Annehmlichkeiten modernen Wohnens bietet, sodann aber als Terme&Wellness LifeClass Portorož-Zentrum das umfangreichste Wasser- und medizinische Angebot in ganz Europa umfaßt, über das wir gesondert berichten wollen.
Das Hotel mit 185 Doppelzimmern an der Strandpromenade hat einen eigenen Hotelstrand an der Adria, zu dem man den Boulevard überquert. Im Hotel gibt es ein Schwimmbecken mit Thermomineralwasser, Kinderbecken, Whirlpools und einen Saunapark auf tausend Quadratmetern, den sich das Grand Hotel mit anderen Hotels der Kette LifeClass teilt.
Man kann gut mit dem Auto anreisen, weil man dann unterwegs viel sehen und dazu unterbrechen kann; man braucht von Graz etwas zweieinhalb Stunden, von Salzburg drei und von Wien fünf Stunden, von München viereinhalb und von Frankfurt hat es ein Kollege auf einer Strecke unter acht Stunden geschafft. Die andere dauerte aber zehn Stunden. Deshalb ist bei weiten Entfernungen auch der Flug nach Ljubljana oder Triest eine gute Option. Von der slowenischen Hauptstadt dauert es rund 75 Autominuten, vom italienischen Triest etwa eine Stunde ins Hotel.
Deutsch wird oft gesprochen, Englisch auch, Sie lernen zumindest schnell Guten Tag: dóber dan oder dóber vecer als Guten Abend, bitte und danke: prosim und hvala. Bei den Besichtigungen sprechen Sie auf einmal selbst schon von Cerkev= Kirche, Gora= Berg, Grad= Burg oder Schloß, Most= Brücke, Mesto= Stadt, Stolp= Turm, Trg= Platz oder Markt und Ulica= Straße.
LifeClass Hotels &Spa Portorož
Tel: 00386 5 692 90 01
Fax:00386 5 692 90 03
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www.lifeclass-portoroz.com
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