Serie: Die hochprofessionelle Stadt Stuttgart als Auto- und Weinstadt (Teil 2/2)

 

von Elisabeth Römer und Hans Weißhaar

 

Wir können Auto, hieß es eben. Wir können auch Wein, heißt es jetzt. Der Unterschied ist: Die von den Stuttgartern  gebauten Autos sollen verkauft werden. Den von ihnen rund um Stuttgart angebauten Wein trinken die Schwaben lieber selber. Die Stadt Stuttgart nutzt das 125 Jahre Jubiläum, das mit der Patentierung des ersten Automobils von Carl Benz am 29. Januar 1886 seinen historischen Ort hat, zum AUTOMOBILSOMMER 2011. Das Auto im Mittelpunkt, aber die vielen anderen Besichtigungstouren lohnen sich auch. Wir haben die Hänge rund um Stuttgart bestiegen und gestaunt.

 

 Sicher, so ein strahlendes Wetter macht den Gang hoch zu den durchaus steilen Weinbergen noch vergnüglicher. Denn von hier aus, wo man einen wunderbaren Blick über Stuttgart hat und gleichzeitig weit ins idyllische Land schauen kann, erkennt man erst diese so sichere wie gefährdete Anlage der Stadt Stuttgart. Wir stehen auf dem Württemberg, ja, hier stand einmal, konkret im 11. Jahrhundert die Burg des Stammvaters der württembergischen Herrscherfamilie. Die Burg gab Schutz, aber war sie überwunden, war der Durchlaß ins Tal ein Kinderspiel.

 

Aber davon kann heute keine Rede sein. Heute sind diese Berge und Hügel hier nicht mehr vom Blut getränkt, sondern vom Wein. Also rundherum, so weit das Auge reicht, nur Weinstöcke und Reben, auf Terrassen ordentlich angelegt und ganz schön vollhängend. Den Winzer nennt man hier Wengerter. Der August war ein Fehlschlag, vom Wetter , also der Nässe her, aber der goldene September soll‘s richten, damit die Weinlese zumindest die Fässer wieder so voll füllt, wie in diesem Jahr getrunken wurde. Und das war eine Menge. Daß der Weinbau hier auf alter Tradition beruht und eine Weinkultur herrscht, das sieht man spätestens im Weinbaumuseum in Stuttgart-Uhlbach. Eine regelrechte 2000jährige Weinbaugeschichte kommt da zusammen, wo der Kundige sofort einwirft: „Ja, die Römer“ und anders als sonst, kann der Kundige sowohl allein Weintrinker, wie auch Geschichtskenner sein.

 

Heute hat jedes bessere Museum ein Café. Aber nur hier gibt’s das Pendant als Weinstüble. Denn der Stuttgarter ist von der Anlage her praktisch. Und wenn ich schon über den Wein etwas erfahre, dann muß ich ihn auch mit Sinnen wahrnehmen. Und soviel Zeit, daß die Sinne schwinden könnten, bleibt dann doch nicht, denn das Programm sieht ja auch den Besuch des Weindorfes vor. Das stellten wir uns dann als draußen vor den Toren gelegen vor und staunten nicht schlecht, daß wir mitten in der Innenstadt, auf dem Markt- und Schillerplatz – ja, Schiller war auch Weintrinker, nicht nur Goethe - bayerische Wies‘n erlebten, die aber zivilisiert in Form von 120 Weinlauben jedes Jahr zum Septemberanfang zum Stuttgarter Weindorf werden.

 

Nein, die rund 250 unterschiedlichen Württemberger Weine konnten wir nicht verkosten- es soll noch einmal 250 badische dazugeben -, aber daß es soviele überhaupt gibt, wollen wir weitergeben. Daß man im und auf dem Stuttgarter Weindorf hervorragend ißt, genau die kräftigen Speisen, die man als schwäbische Spezialitäten in der ganzen Welt kennt – tatsächlich war der Chefkoch des ehemaligen Restaurant oben auf den New Yorker Türmen „Windows of the World“ ein Schwabe und kochte schwäbische Küche! -, muß man nicht eigens betonen. Das ist in Stuttgart Ehrensache.

 

Wir aber haben es eilig. Denn das Auto holt uns erneut ein. Kein Museum und dennoch Oldtimer. Das Meilenwerk lockt uns, der denkmalsgeschützte ehemalige Landesflughafen auf dem Flugfeld Böblingen/-Sindelfingen, wo die Hallen den Duft der weiten Welt atmen und nun Autoliebhaber anziehen, die hier nicht nur ihre Lieblinge kaufen, sondern auch reparieren und pflegen lassen können. Aber viele sind schon mit dem geschützten und bewachten Platz zufrieden, wo sie ihre Schönheiten lassen und wo ein ausgefuchstes Stellsystem dafür sorgt, daß jeweils der Richtige den richtigen Wagen erwischt.

 

Das Meilenwerk ist aber mehr. Es ist auch mit 1 000 Quadratmetern Veranstaltungsfläche gut geeignet für Kongresse, Tagungen und Events, bis zu 950 Teilnehmern bekommt man problemlos unter. Industriearchitektur von gestern ist für uns heute eh bemerkenswert. Die Hallen sind es auch. Ein so ungewöhnliches Ensemble bestückt mit diesen Oldtimern, die mit Kaufpreisen von 8 000 Euro einem richtig billig vorkommen, ja den Maybach gibt es auch und will man 200 000 Euro anlegen, findet man sofort etwas. Tatsächlich verbirgt sich hinter den ‚billigen‘ Preisen eben auch die Notwendigkeit, die Fahrzeuge fahrtüchtig zu halten. Aber wer schon immer eine schöne Skulptur für den Vorgarten suchte, wäre hier richtig!

 

Bleibt noch, ganz dringend sogar, über Strotmanns zu reden. Wenn Sie nicht wissen, was die Strotmanns  Magic Lounge in Stuttgart ist, heißt das, daß Sie nicht in Zaubererkreisen verkehren. Sie können also ihren Schmuck oder auch sonstige Gegenstände bei sich behalten. Denn wie die auf Kronleuchtern wieder auftauchenden Fingerringe oder versteckten Geldscheine verzaubert werden, führt Thorsten Strotmann über mehrere Stunden vor, so daß einem der Mund vor Staunen offen bleibt selbst, wenn der Meister nachher Erklärungen liefert Natürlich nur bei den Zaubertricks, die bekannter sind. Strotmann ist ein richtiger Magier!

 

www.stuttgart-tourist.de

 

Info: Wir konnten mit Unterstützung des Maritim Hotel Stuttgart (Seidenstraße 34) unsere Stuttgarter Besichtigungen wagen und waren anschließend froh, in diesem sehr angenehmen sowie den Straßenlärm fernhaltenden und doch innerstädtisch gelegenen großzügigen Komplex zu nächtigen. Daß es dort ein Schwimmbad gibt, ist für gute Hotels schon selbstverständlich, daß man aber auch nachts schwimmen kann, wenn der Tag halt schon mit Terminen vollgepflastert ist, gab es für uns zum ersten Mal; konkret zwischen 2 und 3 Uhr morgens. Das bleibt in guter Erinnerung. Wie das Frühstück mit Blick ins Grüne und die Alte Reithalle als imponierender Gastraum nicht zu vergessen. Aber das ist eine eigene Geschichte für ein andermal.

 

www.maritim.de