uni arzenieDer erste Deutsche Patientenpreis geht an die Arzneimittelinitiative Sachsen-Thüringen

Hubertus von Bramnitz

Frankfurt am Main (Weltexpresso) - Die Arzneimittelinitiative Sachsen-Thüringen (ARMIN) wurde gestern im Rahmen der 7. Jahrestagung des House of Pharma & Healthcare mit dem Deutschen Patientenpreis 2018 für die beste Innovation zur Erhöhung der Therapietreue von Patienten ausgezeichnet. Der gemeinsam vom House of Pharma & Healthcare und der Zeitschrift ZEIT Doctor erstmals ausgelobte Preis ist mit 10.000 Euro dotiert. 

Etwa die Hälfte aller Patientinnen und Patienten nimmt die ihnen verordneten Medikamente nicht regelmäßig ein. Das führt jedes Jahr zu Tausenden vermeidbaren Krankenhauseinweisungen und Todesfällen. Betroffen sind vor allem ältere Menschen, die viele Medikamente gleichzeitig einnehmen. „Die preisgekrönte Initiative zeigt einen vorbildlichen Weg auf, um die Therapietreue zu verbessern und Arzneimittelrisiken zu verringern,“ erklärte Prof. Gerd Geißlinger, Direktor des Instituts für Klinische Pharmakologie und Mitglied der Jury.

ARMIN ist ein Modellvorhaben nach § 63 SGB V, das die Kassenärztlichen Vereinigungen und Apothekerverbände der Bundesländer Sachsen und Thüringen gemeinsam mit der AOK plus seit 2014 verfolgen. Es orientiert sich am Prinzip der Wirkstoffauswahl: Der Arzt verordnet dem Patienten einen Wirkstoff und kein Fertigarzneimittel. Indem der Patient „seinen“ Wirkstoff kennt, lässt er sich nicht von verschiedenen Handelsnamen irritieren. Die Auswahl des Wirkstoffes trifft der Arzt aus einem von der Kassenärztlichen Bundesvereinigung erarbeiteten Medikationskatalog für eine leitliniengerechte, patientenorientierte und wirtschaftliche Versorgung.

Daran schließt sich ein Medikationsmanagement an, für das Hausarzt und Stammapotheker des Patienten gemeinsam verantwortlich zeichnen. Es ist das Herzstück von ARMIN und richtet sich an multimorbide Patienten, die mindestens fünf Wirkstoffe dauerhaft einnehmen. Nachdem Arzt und Apotheker gemeinsam mit dem Patienten alle Wirkstoffe, die dieser einnimmt – einschließlich derjenigen aus seiner Selbstmedikation – erfasst haben, prüfen sie eventuelle Wechselwirkungen, Doppelverordnungen und Fehlgebräuche. Sie stimmen dann untereinander und mit dem Patienten einen Medikationsplan ab, der Wirkstoffe, Einnahmezeiten, Grund der Einnahme und eventuell weitere Hinweise übersichtlich darstellt. Dieser Medikationsplan ist auf einem Server im sicheren Netz der Kassenärztlichen Vereinigungen hinterlegt und kann so von Arzt und Apotheker jederzeit eingesehen und angepasst werden. Der Patient erhält neben einem Ausdruck dieses Plans ein persönliches Tagebuch, das sowohl der Information als auch der Selbstbeobachtung und dem Austausch mit Arzt und Apotheker dient. „ARMIN verbessert die Orientierung für Patienten und kann sie ermächtigen, in der Therapie zum eigenverantwortlichen Akteur zu werden“, sagte Claudia Wüstenhagen, Redaktionsleiterin, ZEIT Doctor, DIE ZEIT und Mitglied der Jury.

Das House of Pharma & Healthcare verfolgt das Ziel, den Pharma-Kompetenzcluster Hessen weiterzuentwickeln und die Innovationslücke in der Arzneimittelentwicklung zu schließen. Zu diesem Zweck fördert es die Zusammenarbeit zwischen allen Akteuren der Gesundheits- und Pharmabranche in Deutschland und bietet ihnen eine neutrale Diskussionsplattform. Es wird geleitet von Prof. Manfred Schubert-Zsilavecz (Goethe-Universität) und Prof. Jochen Maas (Sanofi).

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