Prof. Adrian Daub (Stanford University) blickt in seinem Vortrag in der Mittwochskonferenz des Forschungszentrums Historische Geisteswissenschaften auf ein Phänomen, das möglicherweise schon vergangen ist
Redaktion
Frankfurt am Main (Weltexpresso) - Es ist noch gar nicht so lange her, da ging ein Gespenst um in Europa, ja in der ganzen Welt – das Gespenst der Cancel Culture. Glaubt man diversen Zeitungen, dürfen insbesondere weiße Männer jenseits der vierzig praktisch nichts mehr sagen, wenn sie nicht ihren guten Ruf oder gar ihren Job riskieren wollen. Ist da etwas dran? Oder handelt es sich häufig um Panikmache, bei der Aktivist:innen zu einer Gefahr für die moralische Ordnung stilisiert werden, um ihre berechtigten Anliegen zu diskreditieren?
Der Ursprung der Cancel Culture wird üblicherweise an US-Universitäten verortet. Adrian Daub lehrt im kalifornischen Stanford Literaturwissenschaft. Er zeigt, wie während der Reagan-Jahre entwickelte Deutungsmuster über Campus-Romane verbreitet und auf die Gesellschaft insgesamt übertragen wurden. Man pickt einige wenige Anekdoten heraus und reicht sie herum, was auch hierzulande zu einer verzerrten Wahrnehmung führt.
In Anlehnung an sein vielversprochenes Buch Cancel Culture Transfer: Wie eine moralische Panik die Welt erfasst (Suhrkamp 2022), blickt Adrian Daub zurück auf das Phänomen der Cancel Culture und fragt: Was war denn eigentlich “Cancel Culture” und ist sie nicht bereits ein Vergangenes?
Adrian Daub, geboren 1980 in Köln, ist Professor für vergleichende Literaturwissenschaft und Germanistik an der Stanford University, wo er auch das Michelle R. Clayman Institute for Gender leitet. Er schreibt u. a. für die Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung sowie die Neue Zürcher Zeitung.
Adrian Daub (Stanford University): Was war „Cancel Culture“?
Eine Mittwochskonferenz des Forschungszentrums Historische Geisteswissenschaften.
12. Juni 2024, 18 Uhr, c.t., IG 411, IG-Farben-Haus, Campus Westend,
Goethe-Universität. Der Vortrag ist öffentlich.
Die nächste Mittwochskonferenz findet am 26. Juni um 18 Uhr, c.t. mit Rizvana Bradley (Berkeley) zu „The Corporeal Division of the World: On Anteaesthetics“ statt.
Foto:
©Suhrkamp Verlag
Info:
Kontakt: Dr. Nathan Taylor, Geschäftsführer und Forschungskoordinator
Forschungszentrum Historische Geisteswissenschaften. Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!
https://fzhg.org/