Der Umgang mit Fremdwörtern sagt viel über nationale Befindlichkeiten – Beitrag in „Forschung Frankfurt“

 Susanne Sonntag

Frankfurt am Main (Weltexpresso) - Fremdwörter gehören zum Sprachwandel. Immer wieder hat es in der Sprachgeschichte Wellen fremdsprachiger Einflüsse gegeben, und immer wieder treten als Reaktion darauf die Fremdwortgegner auf den Plan. Ein Beitrag der Sprachwissenschaftlerin Dr. Anke Sauter in der aktuellen Ausgabe von „Forschung Frankfurt“ widmet sich dem Verhältnis der Deutschen zu ihren Fremdwörtern.


Auch Wörter wandern ein – so die Wahrnehmung mancher Fremdwortgegner. Wenn man schon zu Metaphern greift, müsste man jedoch eher sagen: Die Wörter werden importiert. Denn es ist die Sprachgemeinschaft, die aktiv und aus freien Stücken Bestandteile fremder Sprachen in die eigene Sprache übernimmt. Warum sie das tut, dafür gibt es unterschiedliche Gründe. Ein Teil der Fremdwörter bleibt und wird zum wesentlichen Element des Sprachwandels.


Wein, Öl, Fenster – zusammen mit Kultur und Fertigkeiten, die sich aus dem römischen Reich in der damaligen Welt verbreiteten, kamen auch die Bezeichnungen in die europäischen Sprachen. Viele sind als Fremdwörter kaum noch zu erkennen, haben sich der sprachlichen Umgebung vollkommen angepasst. Aber auch losgelöst davon sind das Griechische und das Lateinische, das ja bis in die Neuzeit die Sprache der Wissenschaft geblieben ist, ein wichtiger Quell für Entlehnungen: Bis heute wird man dort fündig, wenn es darum geht, neue Sachverhalte und Dinge zu benennen, man denke etwa Wortbildungen mit neo- oder pseudo- oder inter-.
 

In der so genannten Alamode-Zeit des 17. Jahrhunderts wurden etliche Wörter aus dem Französischen entlehnt. Kein Wunder: Der Einfluss Frankreichs war in der Zeit des Absolutismus so groß, dass an europäischen Höfen bevorzugt Französisch gesprochen wurde. Da wollte auch das Bürgertum mithalten. Heute hat das Englische den größten Impact. Spätestens seit 1945 gilt es als progressiv, modern, cool. Es reicht schon, wenn Wörter nur scheinbar aus dem Englischen stammen, um von der Sprachgemeinschaft akzeptiert zu werden – gängiges Beispiel hierfür ist das Wort Handy, das in der Bedeutung „Mobiltelefon“ im Englischen nicht existiert.

 
In der Vergangenheit wurde immer wieder über die „Reinheit“ der Sprache reflektiert, kreative Köpfe bemühten sich um „Verdeutschungen“. Im 16. Jahrhundert trug Martin Luther mit seiner Bibelübersetzung dazu bei, die deutsche Sprache zu einem tauglichen Instrument der Kommunikation zu machen, später dann ging es um die Etablierung einer einheitlichen Nationalsprache. Besonders im Vorfeld der Befreiungskriege spielte Patriotismus als Motivation eine wichtige Rolle – ebenso wie bei den Sprachreinigern, die sich während und nach dem Ersten Weltkrieg engagierten und eine Art Stellvertreterkrieg auf sprachlicher Ebene führten. Einer von ihnen war Eduard Engel, der bis heute zu Unrecht vielen nur als schriller Fremdwortgegner bekannt ist. Seit 1945 hält sich die Sprachwissenschaft zurück, dafür formiert sich auf anderer Ebene wieder Fremdwortkritik. Im Fadenkreuz diesmal: vor allem die Anglizismen.


Foto:(c) tagesanzeiger.ch

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Informationen: Dr. Anke Sauter, Wissenschaftsredakteurin, Abteilung PR und Kommunikation, Tel. 069 798-12477, Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!

 Die aktuelle Ausgabe von „Forschung Frankfurt“ kann kostenlos bestellt werden: Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!. Im Internet steht sie unter: www.forschung-frankfurt.uni-frankfurt.de.

 

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