p balfour5Der anhaltende deutsche Groll auf Israel trat bei der Hundertjahrfeier der Balfour-Erklärung erneut zutage, zum Beispiel in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung, Teil 4/5

Matthias Küntzel

Hamburg (Weltexpresso) - Hussein ibn Ali, der Sharif von Mekka sowie dessen Söhne Feisal und Abdullah waren Großbritanniens wichtigste Kooperationspartner beim Versuch, die Araber vom Joch des Osmanischen Reiches zu befreien. Hussein und Feisal wurden über das Projekt der jüdischen Heimstätte informiert. „Palästina schien ihnen keine große Sorge zu machen“, notierte Lloyd George, der britische Premier, über deren Reaktion.[7] Im Gegenteil!

„Wir Araber“, schrieb Feisal im März 1919 an den amerikanischen Zionisten Felix Frankfurter, „speziell die Gebildeten unter uns, betrachten die zionistische Bewegung mit der größten Sympathie ... und wir betrachten [die zionistischen Forderungen] als gemäßigt und angemessen. Wir werden alles tun, um ihnen, soweit es uns betrifft, zum Durchbruch zu verhelfen: Wir werden den Juden ein allerherzliches ,Willkommen zuhause‘ wünschen.“[8]

Anlässlich eines Abendessens mit Lord Rothschild, dem Adressaten der Balfour-Erklärung, ging Feisal noch einen Schritt weiter:

„Kein echter Araber kann den jüdischen Nationalismus beargwöhnen oder fürchten. Finden wir irgendwo auf der Welt Mittelspersonen, die geeigneter wären als Sie? Denn Sie haben all das Wissen Europas und sind blutsmäßig unsere Cousins.“[9]

1920 begann Feisal seine Haltung zu revidieren, während in Ägypten und in Palästina die Haltung gegenüber den Zionismus noch bis in die Dreißigerjahre hinein zwischen Indifferenz und Wohlwollen oszillierte.

In Palästina hing dieses Wohlwollen mit der Verbesserung der sozialen und ökonomischen Bedingungen, die mit der zionistischen Einwanderung  einherging, zusammen. So stieg die Zahl der in Palästina lebenden Araber während des britischen Mandats von 600.000 auf 950.000 an, wobei der arabische Bevölkerungszuwachs überproportional dort anstieg, wo auch der jüdische Impuls am stärksten war.

„Als Resultat dieser Entwicklung waren während der Mandatszeit (1920-1948) die Phasen der friedlichen Koexistenz [zwischen Arabern und Zionisten] erheblich länger als die Phasen gewaltsamer Eruptionen“ scheibt der Nahost-Historiker Efraim Karsh. „In den Zwanziger- und Dreißigerjahren führten jüdische Vertreter Hunderte von formalisierten Treffen mit Arabern in Palästina und den benachbarten arabischen Staaten durch und wurden häufig zu geselligen Zusammenkünften, zu offiziellen Terminen wie auch in die Häuser prominenter arabischer Familien eingeladen.“[10]

FORTSETZUNG FOLGT

Anmerkungen:

[7] David Lloyd George, Memoirs of the Peace Conference, Band 2, S. 669 und Band 3, S. 737, zitiert nach David Fromkin, A Peace to End All Peace, New York (Holt and Company) 1989, S. 297.
[8] Diesen Brief dokumentieren Laqueur/Rubin, a.a.O., auf S. 19.
[9] Jom Kimche, There Could Have Been Peace, New York (Dial Press) 1973, S. 70, zit. nach Efraim Karsh, Turks, Arabs Welcomed the Balfour Declaration, The Middle East Quaterly, Winter 2018, S. 4. Siehe auf: http://www.meforum.org/6991/turks-arabs-welcomed-the-balfour-declaration .
[10] Efraim Karsh, a.a.O., S. 9f.

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Info: Dieser Artikel erschien erstmals am 11. November in mena-watch. Wir entnehmen ihn mit freundlicher Genehmigung des Autors seiner Webseite

Unser Autor Matthias Künzel ist mit Vorträgen unterwegs und schreibt:

Am Mittwoch, den 22. November werde ich in Bonn zum Thema „Von der Muslimbruderschaft zum Islamischen Staat – Über die Geschichte des Islamismus und seine Folgen“ sprechen. Beginn: 20.00 Uhr, Veranstalter: AStA der Universität Bonn, Ort: Uni-Hauptgebäude, Hörsaal 8, Regina-Pacis-Weg, 53113 Bonn.

Am Donnerstag, den 23. November werde ich in Münster auf Einladung der dortigen Deutsch-Israelischen Gesellschaft zum Thema „Woher kommt der Judenhass in der arabisch-islamischen Welt?“ sprechen. Beginn: 19.30 Uhr. Franz-Hitze-Haus, Kardinal-von-Galen-Ring 50, Münster.

Am Dienstag, den 28. November werde ich an der Hochschule Emden zum Thema „Woher kommt der Judenhass in der arabisch-islamischen Welt?“ vortragen. Beginn: 18.00 Uhr.

Am Mittwoch, den 17. Januar 2018 werde ich in Stuttgart auf Einladung der Deutsch-Israelischen Gesellschaft zum Thema „Lässt sich Irans Atombewaffnung noch verhindern? Zum transatlantischen Streit über das Atomabkommen mit Iran“ referieren.