kpm Bernadette Weyland und Peter FeldmannDie Frankfurter CDU schaltet auf primitiv

Klaus Philipp Mertens

Frankfurt am Main (Weltexpresso) - Welche Qualifikationen müssen erfüllt sein, um von der Frankfurter CDU als Kandidatin für das Oberbürgermeister-Amt nominiert zu werden?

Die Aufstellung von Bernadette Weyland legt den Schluss nahe, dass es bei Frauen ausreicht, blond, blauäugig und naiv zu sein. Man kann sogar den Eindruck gewinnen, es ginge lediglich um die Tussi-Parade auf einem TV-Privatsender (Frankfurts next Polit-Top-Model) statt um eine notwendige seriöse politische Auseinandersetzung.

Frau Weyland jedenfalls tut alles, um solchen Einschätzungen gerecht zu werden. Ohne valide Kenntnisse über die Stabsstelle für Fluglärmschutz zu besitzen, plädiert sie für deren Abschaffung. Möglicherweise hat sie ein Gönner von FRAPORT mit falschen Angaben versorgt. Beispielsweise mit solchen, dass dort fünf hochbezahlte Mitarbeiter tätig seien, die aber nur an fünf Stunden in der Woche für das Publikum zur Verfügung stünden. Würde Bernadette Weyland die Kulturtechnik des verstehenden Lesens beherrschen, hätte sie feststellen können, dass drei nach üblichem Tarif bezahlte Mitarbeiter werktäglich zu den üblichen Bürozeiten der Stadtverwaltung erreichbar sind.

Die Methode ist klar: Mit nichthaltbaren Diffamierungen wird die gesellschaftspolitische Aufgabe einer öffentlichen Dienststelle diskreditiert. Vordergründig geht es um deren angeblich zu hohe Kosten, im Grundsatz aber um die Durchsetzung eines uneingeschränkten Flugverkehrs. Gleichgültig, wieviel Lärm und Gift dieser produziert – und wie viele Menschen dadurch ihre Gesundheit und ihr Leben verlieren.

Das Fettnäpfchen Fluglärm ist nur eines von mehreren, die von Bernadette Weyland bewusst angesteuert werden. Erst vor wenigen Wochen tat Frau Weyland öffentlich kund, dass ihr die Bettler auf der Zeil ein Dorn im Auge sind. Obwohl es sich bei dieser Straße um einen öffentlichen Raum handelt. Solange es nicht zu tatsächlichen (und nicht nur „gefühlten“) Belästigungen, Gefährdungen, gar zu aggressivem Verhalten, Gewalttaten, politischen und/oder religiösen Formen der Indoktrination und Provokation kommt, genießt jeder dieselben Rechte an dieser gemeinsamen Sache. Betteln ist deswegen unter den genannten Voraussetzungen nicht verboten. Und die Gewerbetreibenden, die sich eine Zeil ohne die Schatten der Armut wünschen und denen Frau Weyland eine Stimme gibt, seien daran erinnert, dass Eigentum eine Verpflichtung gegenüber den Nichtwohlhabenden bedeutet (nachzulesen im Grundgesetz).

Ein völlig anderes Kapitel hingegen sind die auch in Frankfurt zu beobachtenden Bettlerorganisationen. Sie instrumentalisieren Barmherzigkeit und Mitleid. Damit pflegen sie ein Geschäftsmodell, das den wirtschaftlichen Überzeugungen von CDU und FDP entspricht, nämlich der Ausbeutung des Menschen durch den Menschen. Ausbeutung ist die andere Seite des Konsums, wie man spätestens seit Herbert Marcuse weiß („Der eindimensionale Mensch“).

Eindimensionale Politiker verschleiern diesen grenzenlosen Konsum, der weder nach den wirklichen Bedürfnissen noch nach seinen Bedingungen und Folgen fragt, gern mit dem Hinweis, dass das Einkaufen Spaß machen müsse. Ebenso wie Fluglärm, könnte man ergänzen. Sowohl das eine als auch das andere scheint zur Aura einer Metropole zu gehören. Zumindest dann, wenn man die Weylandsche Sicht auf die Welt teilt.

Foto:
Bernadette Weyland und Frankfurts Oberbürgermeister Peter Feldmann
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