iuWW5B8H4ZFür den Kampf gegen den IS waren die Kurden gut, nun werden sie von der Weltgemeinschaft fallengelassen

Heinz Markert

Frankfurt am Main (Weltexpresso) - Der Ausfall der solidarischen Weltgemeinschaft in Afrin ist ein Verrat des Menschen an der Menschheit, der eigenen! Schande über Schande! Invasor Erdogan wird in Afrin und Umgebung freie Hand gelassen. Es wird höchste Zeit, dass er gestoppt wird.

Haudrauf Erdogan

Erdogan bekommt von der Staatengemeinschaft anscheinend für Nordsyrien freie Hand. Was sich jetzt dort gerade abspielt, ist unerträglich, das geht einem an die Nieren. Invasor Erdogan begeht in Syrien einen Bruch des Völkerrechts, trotzdem stellt die geschwätzige Sprecherin des Auswärtigen Amtes, Frau Maria Ahdebar, dies in Abrede, entgegen der Meinung von Experten. Das ist die Anbiederung an einen Despoten.

Den Bruch des Völkerrechts dürfen wir Erdogan als Staaten, die dem Weltrecht verpflichtet sind, nicht durchgehen lassen. Er muss mit angemessenen militärischen Mitteln gestoppt und zurückgedrängt werden, USA und Europa sollten gemeinsam handeln. Länder, die auf der Kippe stehen, wie die Visegrád-Staaten, Österreich und Dänemark müssen außen vor bleiben.

Wenn Erdogan nicht gestoppt wird, treibt er es immer ärger in seinem despotischen Wahn. Die syrischen und irakischen Kurden sind der einzige vernünftige Stamm im Nahen Osten, bei den anderen gehören Fanatismus und Nationalismus zum guten Ton.

Die syrischen Kurden, Peschmerga und YPG, haben 2014 die Jesidinnen und Christinnen gerettet, soweit diese nicht schon hingemordet und versklavt waren. Im Nahen Osten sind Christen massiv unter Druck. Vor hundert Jahren stellten sie noch 20 Prozent der Bevölkerung, heute sind es nur noch fünf Prozent. Viele wurden gemeuchelt oder weggeekelt. Auch in der Türkei. In den Frauen-Bataillonen, die gegen die menschen- und frauenverachtenden Männer kämpfen, stehen Jesidinnen und Christinnen Seit an Seit, teils aus Nordeuropa stammend.

Hierbei handelt es sich um einen gerechtfertigten Akt der Selbstverteidigung!

Innenpolitisch betrachtet kann es dazu kommen, dass deutsche Kurden in den Nahen Osten ziehen, um ihren Schwestern und Brüdern zu helfen. Wenn diese wieder zurückkommen, nimmt Frau von der Leyen sie dann fest, weil Erdogan sagt, das seien Terroristen? Es machen sich vereinzelt auch ‚Biodeutsche‘ in den Nahen Osten auf, wie der Film ‚Im Kampf gegen den IS‘ über die Rückeroberung von Rakka zeigt (mit einem "Robin"). Dieser befürchtet nun, von deutschen Ordnungskräften festgenommen zu werden, wenn er deutschen Boden betritt. Das ist absurd.

Die türkische Gesellschaft ist tief gespalten in Erdogan-Anhänger und Kemalisten, im Verhältnis halbehalbe. Erdogan wurde 2013 von aufbegehrenden Jugendlichen auf dem Taksim-Platz und im Gezipark herausgefordert. Das hat sein Selbstbild angekratzt, sowas kann er überhaupt nicht leiden. Jetzt ist seine Wirtschaft noch unsolid geworden, also mimt er umso mehr den dicken Mann und geht gewaltsam gegen die Kurden in der Türkei und in Syrien vor, zur Ablenkung von seinen - teils eingebildeten - Problemen. Die Vorstellung, einmal abgewählt zu werden, verfolgt ihn am meisten.

Viele seiner Landsleute aber durchschauen sein übles Spiel und sind auf ihn stocksauer. Das habe ich in Gesprächen erfahren.

Die Bundesrepublik muss sich bekennen

Als Bürgerinnen und Bürger der einen Welt können wir uns nicht heraushalten und die von Gewalt Verfolgten im Stich lassen. Und schon gar nicht dürfen wir Opportunität walten lassen, um den Flüchtlingsdeal zu retten.

Die Entscheidung, die Peschmerga gegen den IS auszubilden, war richtig. Ebenso war es von den Amerikanern richtig, die YPG auszustatten, die sich als glaubwürdige und wirkungsvolle Terroristenjäger, ohne Lenkung durch einen Staat, erwiesen haben. Ein Kurde ist ein freigeborener Mensch.

Es ist unabdingbar, dass die Bundesrepublik sich unzweideutig positioniert. Wir dürfen uns nicht heraushalten und Erdogan freie Hand lassen, weil wir uns sonst schuldig machen, denn es ist Not an Frau und Mann im Norden Syriens.

In Solidarität mit ‚Aktion Aufschrei – Stoppt den Waffenhandel‘

Der Bundessicherheitsrat ist ein informeller, demokratisch nicht legitimierter Menschenmörderunterstützer, der die Welt mit Waffen aufpumpt - auch mit mörderischen Kleinwaffen, die vielfach in Lizenz nachgebaut werden und die Welt überschwemmen. Es gab die skandalösen Fälle in Mexiko, wo Kleinwaffen in die Hände der Mafia gerieten. Der Bundessicherheitsrat ist ein unzulässiger, neofeudaler, vom Parlament nicht kontrollierter Geheimkrämerbund.

Fatal ist die Praxis der Rüstungsexporte im reinen Wirtschaftsinteresse. Diejenigen, die dies betreiben, gehören vor das Weltgericht. Die Spieler: Finanzen, Industrie und Politik rücken die Welt in Richtung Abgrund. Wer glaubt, dass die Fehlentwicklungen als Folge unzähliger Fehlentscheidungen nicht auf Dauer auf uns zurückschlagen, schläft den Schlaf der Seligen.

Ungehemmt betreibt ein ominöser Bundessicherheitsrat Rüstungsexporte in die Türkei und nach Saudi-Arabien. Mit Waffen aus deutschen Rüstungsschmieden, die ein Eigenleben angenommen haben. Der Film von Monitor ‚Operation Olivenzweig: Krieg gegen die Kurden – Made in Germany‘ (Monitor 01.02.2018) zeigt Leopard-2-Panzer von Krauss-Maffei-Wegmann im Einsatz gegen die Bevölkerung Afrins, türkische Soldaten tragen Heckler & Koch Sturmgewehre, die die Türkei in Lizenz baute.

Agenturbilder zeigen Mercedes-LKW, die die Leopard-2-Panzer an die Front transportieren, ebenso tun dies Unimogs von Mercedes. In M60-Sabra-Panzern arbeiten Motoren von MTU und Getriebe von Renk. In den Haubitzen an der syrischen Grenze arbeitet ein Hochleistungsantrieb von MTU. Unter die türkischen Soldaten mischen sich Dschihadisten der Terrormiliz von Ahrar Ash-Sham, wie der Monitor-Film zeigt. Das sind Kleinkriminelle, die sich ein religiöses Mäntelchen umhängen.

Afrin ist nur der Teil eines sich immer mehr aufbauenden Weltkonflikts. Aus vielen kleinen können immer größere werden. Die verantwortungslos laxe Exportpraxis in die schändlichen Staaten macht unsere Welt beständig unsicherer und gefährlicher. Alles, was sich auftürmt, wird dereinst auf uns zurückschlagen.

Wir brauchen ein neues Achtundsechzig, lautete die Überschrift eines Interviews mit einer jungen Aktivistin der neuen Revolte (FR 01.02.2018). Das stimmt. Ist es eigentlich verwunderlich, wenn junge Leute sich empören, weil ein eingefahrenes und eingemauertes Establishment, das in einem Paralleluniversum lebt, ihnen hunderte von Fehlentscheidungen auf allen politischen Feldern als unabwendbar hinstellt?

Frau von der Leyen, rücken sie von Ihrer Machtpolitik ab. Helfen sie den syrischen Kurden in ihrer berechtigten Gegenwehr gegen den Invasor Erdogan. Die Kurden haben ein Recht auf einen fairen Entsatz durch die demokratischen Staaten.

Info: (c) taz.de

Vorstehender Artikel wurde leicht abgewandelt an Ministerin Frau von der Leyen gesandt.