AfD & Co lassen die letzten Masken fallen
Klaus Philipp Mertens
Frankfurt am Main (Weltexpresso) – „Abschieben, abschieben“ schrie die Mehrzahl der Teilnehmer am politischen Aschermittwoch der sächsischen AfD, als André Poggenburg, Vorsitzender der AfD-Fraktion im Landtag von Sachsen-Anhalt, die in Deutschland lebenden Türken sowie die Deutschen türkischer Herkunft als „Kümmelhändler“ und „Kameltreiber“ beschimpfte. Sie sollten zurückkehren in ihre „Lehmhütten“ und zu ihren „Vielweibern“. Die Türken seien auch deswegen unerwünscht, weil sie den Völkermord an 1,5 Millionen Armeniern „am Arsch“ hätten.
Der Beifall war enthusiastisch. Hände gingen nach oben, viele wurden zu Fäusten und immer wieder die Rufe „abschieben, abschieben“. Das Gegröle klang wie „Abschlachten“. Überschäumende Begeisterung drang aus den Gesichtern, die von den Fernsehkameras eingefangen wurden. Und manche Miene entglitt zur Grimasse voller Hass und Brutalität. Die AfD zeigte ihr normales Antlitz.
In Berlin hingegen reagierte Alexander Gauland, Fraktionsvorsitzender dieser Partei im Deutschen Bundestag, am Tag danach mit dem Hinweis, es sei eben Karneval gewesen. Das Kalkül der Führerelite ist klar: Auf Bundesebene fressen die Wölfe noch Kreide, in den Regionen, vor allem in Ostdeutschland, ist die verbale Schlacht gegen die Demokratie längst im Gange.
Aktive Demokraten und Publizisten haben diese Fratze der neubraunen Bewegung längst kennengelernt. Ein AfD-Anhänger in Frankfurt am Main, Horst Jürgen Sch. („AfD ist prima“), überhäuft seit längerer Zeit Redakteure und Redaktionen, die sich ablehnend gegenüber der „Alternative für Deutschland“ äußern und ihre kritische Meinung detailliert begründen, mit solchen Attributen:
„KPD-Freund, Hasser, Hetzer, Bolschewisten-Poussierer, Heuchler, Lügner, Patriotenbesudler, Verfassungsfeind, Nationalverräter, Hochverräter, Freund von Mördern und Drecks-Kommunisten, Demokratiefeind, Rotnazi, Schreibtischtäter“. Das Wörterbuch der AfD bzw. ihrer Sympathisanten ist umfangreich und es scheinen täglich neue Seiten hinzuzukommen. Manche sind nachweislich in Joseph Goebbels Giftküche entstanden.
Mit den erwähnten Beleidigungen wurde ich vor wenigen Tagen erst persönlich auf einer Postkarte beschimpft, weil ich in Beiträgen für WELTEXPRESSO und die FRANKFURTER RUNDSCHAU sowie in Veranstaltungen der Frankfurter Literaturinitiative PRO LESEN die AfD regelmäßig auf ihre Kerneigenschaften reduziere: antidemokratisch, bildungsfern, fremdenfeindlich, gewaltbereit, neoliberal und rassistisch.
Der FRANKFURTER RUNDSCHAU prognostizierte er: „Bei IPPEN [dem vermutlich künftigen Eigentümer von FR und FRANKFURTER NEUE PRESSE – Anmerkung der Redaktion] hört die rote Hetze auf! Eure Drecks-Hetzlügner-Zeitung FR nun wieder am Ende. Wo werdet ihr dann Eure antideutsch-rotfaschistische Verbalgülle verspritzen gegen Wahrheit, Fakten, Ehre, Anstand, Kompetenz usw.?“
Dann folgt sattsam bekannte Geschichtsklitterung und NS-Propaganda: „FR Lizenzblatt 1 unter dem kommunistischen KZ-Mörder Emil Carlebach (VVN).“
Und dann in roter Schrift: „Wer bezahlt Eure Pleite-Firmen? Wer sind Eure Hintermänner! Eure Rotfascho-Traktate leiden an Auflagen-Schwund bis zum Ruin! AfD = Die Besten des Volkes! AfD-Gegner: Übelste Typen!“
Am politischen Aschermittwoch dieser Gruppe nahm bezeichnenderweise auch Lutz Bachmann teil, der PEGIDA-Mitbegründer. An vorderster Stelle auch wieder Björn Höcke, der Vorsitzende der AfD-Fraktion im thüringischen Landtag. Die politische Rechtfertigung des verfassungsfeindlichen Trubels war dann in der Postille „Junge Freiheit“ zu lesen. Poggenburg selbst bewertete seine Volksverhetzung als „zugespitzte politische Satire“.
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Auszug aus der erwähnten Postkarte