Bildschirmfoto 2018 03 17 um 10.17.15Wladimir Putin im russischen Wahlkampf

Jacques Ungar

Moskau (Weltexpress) - Offenbar gibt es Leute, die sich straflos erlauben dürfen, noch so sinnfreie Behauptungen in die Welt zu setzen. Zu dieser Kategorie zählt offenbar auch der russische Präsident Wladimir Putin.

In einem fragwürdigen Versuch, die Gruppen zu finden, die sich 2016 möglicherweise in die amerikanischen Präsidentschaftswahlen eingemischt haben könnten, zählte Putin gegenüber der TV-Station NBC neben «Ukrainern oder Tataren» auch – Juden, auch solche, die vielleicht die russische Staatsbürgerschaft besassen.

All das müsse, so Putin, geprüft werden, auch wenn diese Kreise nicht die Interessen des russischen Staates repräsentieren würden. Angesichts der vielschichtigen Beziehungen zwischen Jerusalem und Moskau, die sich in den letzten Jahren unter Binyamin Netanyahu entwickelt haben, überrascht es nicht, wenn das offizielle Israel sich zu den nicht zu rechtfertigenden Schuld-Spekulationen Putins in Schweigen hüllt.

Wer israelische Proteste suchte, der musste sich schon bis zur Zionistischen Union bemühen. Die Abgeordneten Ksenia Svetlova und Nachman Shai forderten die israelische Regierung auf, Putins Bemerkungen zu verurteilen. «Vielleicht haben die Juden sich in die US-Wahlen eingemischt, vielleicht kontrollieren die Juden die Welt, vielleicht haben Juden in Polen Juden gemordet», sagte Svetlova voller Zynismus.

Für alle diese Beschuldigungen gebe es nur einen Ursprung: Judenhass. Und Nachman Shai fügte hinzu: «Das ist die schlimmste Form des Antisemitismus.» Putins Kommentare würden demonstrieren, dass sich nichts geändert habe am Konzept, Juden seien für «die Übel der Welt» verantwortlich. Klare Worte, die bei der heutigen Konstellation der internationalen Politik in Jerusalem aber reaktionslos verhallen.

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Nachdruck des Artikels mit freundlicher Genehmigung aus dem Wochenmagazin TACHLES vom 16. März  2018