recep tayyip erdogan 2402266 3401Die Bundesregierung beschweigt es, indem sie es nicht beim Namen nennt

Heinz Markert

Frankfurt am Main (Weltexpresso) - Lange Aufbleiben kann von Vorteil sein. Es beschert einem einen Beitrag, der sonst nicht gesehen worden wäre und der an den meisten im Land vorbeiging. Es ist die Rede von einem Beitrag von heute+ am späten Abend des 29.03.2018, kurz vor Mitternacht:


„Die Lage ist katastrophal – In Afrin kämpfen türkische Soldaten gegen die kurdische YPG-Miliz, und das mit deutschen Waffen“.


Der Arzt Michael Wilk engagiert sich als Helfer für die verletzten Kurden, die er behandelt hat und auch weiter behandeln wird. Er kann kaum fassen, dass die Kurden durch Erdogans Türkei überfallen und von der Weltgemeinschaft im Stich gelassen werden.

Sprecherin: „heute+ hat mit einem Arzt gesprochen, der gerade dort war. Michael Wilk ist gerade aus Syrien zurückgekommen. Seiner Frau zeigt er die ersten Bilder. [Es werden Verletzte in Krankenhäusern gezeigt] Mitgenommen ist der Arzt nicht nur, weil er nach der langen Reise erschöpft ist. Was er in der Gegend von Afrin gesehen und erlebt hat, hat ihn alles andere als kalt gelassen“.

Der Arzt bekundet: „Was sich da abspielt, ist menschlich und humanitär eine Katastrophe, wissentlich, dass die Türkei einen völkerrechtswidrigen Krieg führt, mit islamistischen Hilfstruppen, ja, eh, mit Leuten, vor denen Jesiden höllische Angst haben, weil sie von denen geköpft wurden, als Sexsklavinnen dort genommen; diese Leute sind da jetzt im Einsatz, das ist schlichtweg einfach nicht akzeptabel und das ganze zudem noch mit deutschen Waffen, das ist unerträglich“. Der Arzt steht den Kurden bei, während die Bunderegierung so gut wie nichts dazu zu sagen hat und auch nichts unternimmt.

Sprecherin: „Deswegen hat sich der Arzt auf die lange Reise gemacht. Drei Wochen lang war er in der Gegend von Afrin, so nahe an der Stadt, dass er die Bomben der türkischen Armee gehört hat.

Die Opfer hat er dann behandelt [man sieht ihn Opfer behandeln]. Zehntausende seien schwer verletzt und traumatisiert geflüchtet, berichtet Wilk, hätten nur das Nötigste zusammengepackt, voller Angst vor der nahenden türkischen Armee [man sieht Fliehende]“.


Die deutsche Regierung schaut entspannt zu, wenn woanders gemordet wird

Menschen werden vom türkischen Militär, das auch islamistische Truppen mit im Tross hat, vertrieben und Deutschland, das mit Erdogan Deals macht mit der Folge, dass selbst nach dem Einfall in Afrin noch Waffentechnik geliefert wird, gefällt sich im Zuschauen.

Wilk beurkundet weiterhin: „Es gab Berichte, dass Frauen und Kinder auf offenem Feld am Straßenrand geboren haben. Die Lage ist katastrophal. Es fehlt sozusagen an allem, es fehlt an Zelten, es fehlt an Nahrungsmitteln, es fehlt an medizinischer Basisversorgung“. Die Sprecherin der Sendung ergänzt noch: „Internationale Hilfe gebe es in Afrin nicht, sagt Wilk, er habe den Kurdischen Roten Halbmond unterstützt, der Hilfskonvois organisiert hätte, Medizin und Nahrungsmittel, die aber längst nicht reichen würden“.

Die Menschen werden von Europa alleine gelassen, nach der Devise, ‚sollen sie doch sehen, wo sie bleiben‘, ‘was kümmert uns das Schicksal anderer‘.

Sprecherin: „Michael Welk berichtet von vielen Geflüchteten, die auf Feldern campieren müssen. Und er zeigt uns Videos von Krankenhäusern, die völlig überfüllt und mit den vielen Schwerverletzten überfordert sind. Der Mediziner kann nicht verstehen, dass die Welt die Kurden so im Stich lasse“.


Die Kurden – vormals nützlich – jetzt abgeschrieben und fallengelassen

Michael Wilk ist schier außer sich und gibt zu bedenken, „dass die Kurden die militärische Hauptlast getragen haben bei der Bekämpfung und Vertreibung des IS und ob das jetzt z.B. Rakka ist oder Manbidsch, um nur die Städte zu nennen, wo ich auch persönlich war, die haben Blutzoll gezahlt und diese Menschen werden jetzt hängen gelassen – im Gegenteil, nicht nur hängen gelassen, die werden noch attackiert von einem NATO-Partner“.

Damit wird auch der Islamismus eines IS wieder hoffähig, durch die Untätigkeit des Westens, Deutschlands und Europas. Aber das wird auf Europa zurückschlagen. Vielleicht hat deswegen Emmanuel Macron sich jetzt doch entschlossen, für die Kurden einzustehen, während die deutsche Regierung feige bleibt und sich korrupt hält.


Erdogan – islamistischer Herrscher des Orients

Vor einiger Zeit hatte Erdogan die Bundeskanzlerin gerügt, weil sie den Begriff Islamismus ins Spiel gebracht hatte. Offenbar kann oder will Erdogan einen seriösen Islam nicht vom Islam des Terrors und der Diktatur der Muslimbrüder unterscheiden, die den Islam zu einer Religion des Terrors umgefälscht haben.

Und so ist auch die Umerziehung und Indoktrination in Sinne des Islamismus eines verwirrten Erdogan, der aber in Europa anklopft und um Einlass bittet, schon im Gang. Sprecherin: „Einen NATO-Partner, der noch weiter vorhabe, Afrin zu besetzen und ganz im Sinne der Türkei auch die Kinder zu erziehen. Bei Schulbeginn gab es ein Loblied auf Präsident Erdogan. [Hoch lebe Erdogan! - wird den Kindern zackig entgegengeschallt, sie geben, wie geheißen, im gleichen Ton zurück] und die Ausstattung mit allerlei türkischen Fahnen [ein Fahnenmeer wird gezeigt]“.

Die Sprecherin kommentiert abschließend: „Im türkischen Fernsehen laufen in diesen Tagen auch folgende Interviews: Während der Mann in Afrin noch auf kurdisch erzählt, dass die Soldaten der türkischen Armee Mädchen vergewaltigt hätten, übersetzt das türkische Fernsehen ihn so: ‚Wir wollen keine YPG hier, die haben uns alles weggenommen‘.

Es werde gelogen, dass sich die Balken biegen, sagt Michael Wilk. Und er ist sich sicher, es werde nicht sein letzter Einsatz für die Kurden und Jesiden gewesen sein“. Ende der Sendung.

Erdogan behauptet, die Kurden Afrins seien Terroristen. Dem ist aber nicht so. Das ist eine Lüge. Er versucht mit seiner Anschuldigung, seinen Feldzug zu rechtfertigen. Der Vorwurf ist ihm nur Vorwand. Er instrumentalisiert die Kurden, um sich als orientalischer Feldherr in Szene zu setzen. Das braucht er, um sich für die kommende Wahl in Siegerpose zu bringen.

heute+ 29.03.2018
Entsprechend dem Beitrags von Susana Santina in heute+, abgehört und aufgezeichnet.

Foto: bynorton pixabay.com

Info:
Nachrichten | heute plus - "Die Lage ist katastrophal" - In Afrin kämpfen türkische Soldaten gegen die kurdische YPG-Miliz – und das mit deutschen Waffen. Heuteplus hat mit einem Arzt gesprochen, der gerade dort war. Beitragslänge: 2 min, Datum: 30.03.2018