f frauenreferat Kampagne des Frauenreferats und Ausstellung des Historischen Museums machen frauenpolitische Erfolge sichtbar

Felicitas Schubert

Frankfurt am Main (Weltexpresso) - Es ist einfach eine Freude, was hier passiert ist: Anläßlich des Internationalen Frauentags und des Jubiläums 100 Jahre Frauenwahlrecht verhüllen 48 lebensgroße Porträts von Protagonistinnen der ersten Frauenbewegung vom 9. bis 27. März die Kaiser und Könige im Kaisersaal des Römers. Sie zeigen: Frauen haben Geschichte geschrieben und bilden den Auftakt zu weiteren Aktionen im Rahmen der Kampagne des Frauenreferats „Frauen.Macht.Politik.“

Bildschirmfoto 2018 04 04 um 14.08.30Das kann natürlich der besser einschätzen, der den Kaisersaal kennt, wo seit dem 19. Jahrhundert alle hängen, denen man das Etikett KAISER und HEILIGES RÖMISCHES REICH umhängen konnte. Wie das Foto zeigt. Eine Frau? Nein, die einzige erbberechtigte Frau, Maria Theresia, mußte mit ansehen, daß ihr Mann als Kaiser gewählt wurde, und sie nur als Kaisergattin reüssierte. Aber das Zeitalter und auch der Anstrich der Häuser heißt bis heute nach ihr. Also nur Männer sind dort in ihren Ornaten und eng im Rahmen aufgehängt. Über die sind nun in den historischen Frauenfarben, einem hellen und dunklen Violett 48 Frauen gehängt, die nicht nur optisch etwas hermachen. 

„Es ist ein historisch bedeutsamer Moment“, sagt Frauendezernentin Rosemarie Heilig bei der Vorstellung der „Frauengalerie“ im Kaisersaal des Römers. „Zum ersten Mal in der Geschichte Frankfurts stehen Protagonistinnen der ersten Frauenbewegung, deren unermüdlicher Einsatz für die Rechte von Frauen die Welt veränderte, in dieser Form im Mittelpunkt. Wir blicken heute nicht auf die Kaiser des Heiligen Römischen Reichs Deutscher Nation, sondern auf die Kaiserinnen der Frauenbewegung. Sie haben es verdient!“

1918 wurde das Frauenwahlrecht in Deutschland eingeführt, 1919 durften Frauen das erste Mal wählen oder sich wählen lassen. „Gerade in diesem besonderen Jubiläumsjahr, sollen die Erfolge dieser Frauen auf besondere Weise sichtbar werden – nicht nur hier im Römer“, so Heilig. „Ihr Einsatz für Demokratie und Gleichberechtigung hat Frankfurt und Deutschland geprägt.“

Die 48 lebensgroßen Porträts wurden vom Frauenreferat gemeinsam mit dem Historischen Museum ausgewählt. Es sind internationale, nationale und lokale Akteurinnen, die konservativ, progressiv oder radikal auf unterschiedlichen Wegen für das gleichen Ziel kämpften: Die gleichberechtige Teilhabe von Frauen am politischen und gesellschaftlichen Leben.

„Wir freuen uns sehr, dass das Historische Museum dieses Ereignis, das den Grundstein für die politische Gleichstellung von Frauen und Männern legte, mit einer großen und einzigartigen Sonderausstellung ehrt“, so Kulturdezernentin Ina Hartwig. Unter dem Titel „Damenwahl! 100 Jahre Frauenwahlrecht“ geben ab 30. August internationale Leihgaben spannende Einblicke in den Kampf für Frauenrechte und Gleichberechtigung im Kaiserreich sowie in der jungen Weimarer Republik. „Dass auch Frankfurt ein Zentrum dieser mutigen Frauenbewegung war, zeigen die dreizehn Akteurinnen aus der Mainmetropole, die ab sofort im Kaisersaal zu sehen sind. Ihre Errungenschaften prägen noch immer unsere Gegenwart und viele ihrer Themen haben nicht an Aktualität verloren.“

Die Ausstellung spannt auch einen Bogen in die jüngere Geschichte und Gegenwart. „Deutlich wird, dass die damaligen Kämpfe immer noch präsent sind, in den aktuellen Debatten um den Gender Pay Gap, die Quoten, die §§218 und 219a oder #MeToo“, so Heilig. „Gleichberechtigung ist noch lange nicht erreicht. Politische und gesellschaftliche Rahmenbedingungen müssen sich ändern, hin zu einer wirklichen Chancengleichheit.“

Die neue Kampagne „Frauen.Macht.Politik.“ rückt die Stärkung von Frauenrechten und die politische und gesellschaftliche Teilhabe von Frauen und Mädchen in den Mittelpunkt. Sie ist als Aufforderung zu verstehen, selbst aktiv zu werden. Zugleich thematisiert sie Bereiche, in denen Frauen immer noch nicht gleichberechtigt arbeiten. „Gerade in Zeiten von zunehmendem Antifeminismus und Rechtspopulismus wollen wir deutlich machen: Frauenrechte sind keine Selbstverständlichkeit, sondern müssen immer wieder verteidigt und gestärkt werden“, erläutert Gabriele Wenner, Leiterin des städtischen Frauenreferats.

Vielfältige Projekte, Aktionen und Diskussionen wird das Frauenreferat bis 2019 dazu anbieten. Eine neue Internetseite http://www.frauen-macht-politik-ffm.de bietet Informationen zu den geplanten Veranstaltungen, Projekten und Materialien. Außerdem stellt eine Postkartenserie „Frankfurter Frauenpower“ die dreizehn Frankfurterinnen aus der Reihe mit Kurzbiografien und Zitaten vor. Beides kann im Frauenreferat bestellt oder auf der Homepage heruntergeladen werden.

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Frauenreferat Frankfurt
Info:
Die Akteurinnen aus dem Kaisersaal sollen auch den Weg in die Öffentlichkeit finden. Sie können täglich und kostenfrei von 10 bis 17 Uhr besichtigt werden (Anmeldung unter Telefon 069/212- 34920).
Begleitend dazu gibt es einen Katalog mit ausführlichen Informationen zu den Protagonistinnen. Nach dem 27. März werden Patroninnen die Porträts für ein Jahr in ihre Institutionen, Behörden, Schulen oder Beratungsstellen mitnehmen. Dort sollen sie zum Gespräch anregen und an den Kampf um Gleichberechtigung erinnern, der auch heute noch nicht ausgekämpft ist.