UNRUHE UM NEUES GESETZ HÄLT AN Jacques Ungar
Tel Aviv (Weltexpresso) - «Zum ersten Mal habe ich die Flagge nicht gegrüsst.»
Die emotionale Debatte um das Staatsgesetz in Israel ebbt nicht ab. Am Montag erklärte bereits ein zweiter IDF-Offizier der drusischen Gemeinschaft seinen Austritt aus der Armee wegen der Zustimmung zum kontroversen Nationen-Staatsgesetz. «Ich bin ein Bürger wie jeder andere und habe dem Staat alles gegeben», schrieb Shady Zaidan, 23, auf Facebook. «Zum Schluss ende ich als Bürger zweiter Klasse.»
Zaidan ist stellvertretender Kommandant in einer Kampfeinheit der IDF, in der er seit fünf Jahren dient. «Ich bin nicht bereit, Teil dieser Sache zu sein. Ich schliesse mich dem Kampf (der Drusen gegen das Gesetz, Anm. der Red.) an und habe beschlossen, dem Lande nicht mehr dienen zu wollen», betont Zaidan in seiner Post. Bis heute habe er vor der Flagge des Staates gestanden und sie stolz gegrüsst. «Bis heute sang ich die Nationalhymne Hatikwa, denn ich war sicher, dass dies mein Land ist, und dass ich gleichberechtigt war mit allen anderen.»
Heute aber habe er zum ersten Mal in seinem Dienst der Flagge den Gruss verweigert und die Nationalhymne nicht gesungen.
Bereits am Sonntag hatte ein drusischer Kompagniekommandant in einem Offenen Brief an Premierminister Netanyahu erklärt, entschieden zu haben, seinen Karrieredienst in den IDF zu beenden. Er forderte zudem die drusische Führung auf, auf eine Beendigung des Pflichtdienstes für die Drusen hinzuarbeiten. «Ich bin sicher, dass hunderte ihren Dienst aufgeben werden im Anschluss an Ihre Entscheidung, Netanyahu, und die Ihrer Regierung.» Es gibt neben dem wachsenden Protest gegen die Behandlung der Drusen durch das Nationen-Staatsgesetzes auch viele Drusen, unter ihnen gewählte Offizielle, Ratsleiter, geistige Führer und Reserveoffiziere, die sagten, dass Mitglieder der drusischen Gemeinschaft fortfahren würden, in den IDF «mit Respekt und Hingabe» zu dienen, und aus einem Gefühl der Verpflichtung der Heimat gegenüber. Die Kontroverse rund um das Gesetz müsse in den akzeptierten Foren bleiben, außerhalb von Armee und Militärdienst. Dieser Forderung schloss sich am Dienstag auch Generalstabschef Gadi Eisenkot an.
Das Nationen-Staatsgesetz bezeichnet Israel als Erstes als der Staat des jüdischen Volkes. Dann wurde der Status der arabischen Sprache von «offiziell» auf «speziell» herabgestuft.
Foto:
Israeli protestieren gegen das Nationen-Staatsgesetz
© tachles
Info:
Die IDF sind: Israel Defense Forces, die israelischen Verteidigungsstreitkräfte
Nachdruck des Artikels mit freundlicher Genehmigung aus dem Wochenmagazin TACHLES vom 1. August 2018
