Seebrucke9 2018Aus einer Chatgruppe entstand die Initiative gegen die Aussetzung der Seenotrettung

Heinz Markert

Frankfurt am Main (Weltexpresso) – Sie richtet sich gegen den grassierenden Rechtsruck, der sich besonders an Ausgrenzung, Abschottung und im Stichlassen der vom historischen Schicksal ihrer Länder schwer geschlagenen Menschen festmacht und nichts anderes als gradueller Rassismus ist, der sich als Anti-Islamismus schürzt.
Pauschalurteile sind von der Straße ins Ministerium und die Riege der bayrisch Verzweifelten gedrungen, weil eine gesellschaftspolitische Wende in Bayern abzusehen ist.
 
Seebrucke 2 2018Der Wismarer Timo Peters war erst recht verzweifelt darüber, dass ein Minister sich gänzlich indolent gegen das Schicksal von mitten aus gelingender Integration Gerissenen und brutal Abgeschobenen gestellt hat. Einer hätte am Tag der Abschiebung die letzte Prüfung zur Erlangung des qualifizierten Hauptschulabschlusses ablegen sollen.

Die neue Initiative ist bundesweit vertreten, mittlerweile auch in Frankfurt an Main. Wenn etwas sich selbst neu erkennt und fordernd wird, dann ist eine neue Bewegung geboren. Falls es doch so etwas wie einen neuen Menschen geben sollte, dann muss dieser sich querstellen, wenn Not und schwerste Bedrängnis am Menschen ist, darf nicht schweigen und gar nur zusehen, wie es seine Vorfahren taten.

Der Ruf war: Seenotrettung ist kein Verbrechen

Seebrucke3 2018Die Initiative richtet sich vor allem gegen den Trend, dass Retter von Leben zu Verbrechern erklärt werden, dass Häfen nicht genutzt werden und Aufklärungsflugzeuge nicht fliegen dürfen. Infolgedessen ertrinken wieder hunderte Geflüchtete im Mittelmeer, während andere in lybischen Folterlagern verschwinden. Was würden wir denn tun, wenn uns das Wasser bis zum Hals stünde. Würden wir etwa resignieren und uns selbst aufgeben?

Das Recht ein Menschenrecht zu haben wird, so ließ die Initiative verlauten, „von denjenigen gebrochen, die sich als ‚Hüter der Demokratie‘ gebaren, aber doch nicht mehr sind als ihre Totengräber“.
 
Seebrucke 5 2018Dagegen entwickelte sich dezidiert der Einspruch und Widerstand, der an der Zeil Zuspruch fand. Denn hier kamen schon immer Menschen aus fernen Länder an und wurden ansässig, prägten die Stadt zu ihrem Besten. Die aus einer ur-menschlichen Regung heraus in wenigen Wochen entstandene Initiative hat gezeigt, dass der Widerständigen und zum Dissens Verpflichteten doch mehr sind, als das gesellschaftliche Klima weismachen will.

Die Initiative „Day Orange“ und alle, die sich kurzfristig mit ihr solidarisierten und einig wussten, fanden sich gestern zur Mittagsstunde am Brockhaus-Brunnen auf der Frankfurter Zeil ein und begingen gemeinsam die angekündigte Aktion, eine, die in Rot-Orange abgehalten wurde. Das Seenotretter-Outfit mit den roten Rettungswesten stand Pate und der Brunnen wurde zur Miniatur des See-Feelings. Das war dem Ort und der Hitze auch angemessen.

Performative Aktion an der Hauptgeschäftsstraße

Seebrucke6 2018Die Zusammen- und Herangetretenen erhielten von den Aktiven orangefarbige Handzettel ausgehändigt, die auf der einen Seite den Aufruf der in der Praxis involvierten Notretter-Initiative „Seebrücke - Schafft sichere Häfen“ verzeichnete, auf der Rückseite aber auch die Anleitung enthielt, mit der ein symbolisches Seenotrettungsschiffchen gefaltet werden konnte, das alsbald in großer Menge in den Brockhaus-Brunnen gesetzt wurde; womit schnell hunderte von kleinen Rettungssymbolen bedruckt mit: #Seebrücke -statt Horst-  in ihm schwammen.
 
 
Seebrucke8 2018Seebrucke10 2018Ein sehr langes, ausgelegtes Transparent enthielt die Aufschrift: „Sicherer Hafen Frankfurt – Seebrücke statt Frontex“.

Ein kürzeres trug den Schriftzug: „Lasst die Werte nicht ertrinken“, dahinter die Tatkräftigen mit der Retterkluft; diese trugen jene Mutigen, die sich notrettungssymbolhaft in den Brunnen hatten fallen lassen und damit angenehm nass wurden.

Nochmal gesagt: Das Recht ein Menschenrecht zu haben, wird „von denjenigen gebrochen, die sich als ‚Hüter der Demokratie‘ gebaren, aber doch nicht mehr sind als ihre Toten-gräber“.

Fotos:
© Heinz Markert