Jacques Ungar
Nachdem eine Affäre um Diamantenschmuggel in grossem Rahmen Anfang der Woche an die Öffentlichkeit kam, steht nun der Milliardär Lev Leviev unter Druck.
Um den jüdischen Milliardär Lev Leviev, der vor einiger Zeit sein israelisches Domizil gegen Prunkvillen in London und vor allem Russland getauscht hat, war es seit Längerem ruhig. Umso überraschter, wenn nicht gar schockiert war die israelische Öffentlichkeit, als am Montag dieser Woche die Meldung durchsickerte, die israelische Polizei habe sechs Personen unter dem Verdacht verhaftet, während Jahren Diamanten im Gesamtwert von schätzungsweise 300 Millionen Schekel (heute rund 85 Millionen Franken) nach Israel geschmuggelt zu haben. Unter den Verdächtigten befinden sich den Meldungen zufolge der Sohn und der Bruder des Geschäftsmannes und Milliardärs Lev Leviev, aber auch ein langjähriger Angestellter in einem seiner Betriebe in Russland. Dieser Mann soll vor sechs Jahren nach Israel zurückgekehrt sein. Dabei habe er von seinem Status als rückkehrender Resident profitiert und soll in seinen zahlreichen Gepäckstücken Diamanten ins Land geschmuggelt haben.
Zahlreiche Beschuldigungen
Lev Leviev, der sich selber nicht unter den Verhafteten befand, hielt sich laut israelischen Medienmeldungen in Russland auf, als die Affäre an die Öffentlichkeit trat. Nach Angaben aus seiner Umgebung dürfte er kaum freiwillig nach Israel zurückkehren und sich den polizeilichen Fragen stellen. Zu sehr scheint ihn offenbar das Risiko abzuschrecken, selber inhaftiert zu werden. Pikant ist, dass der Milliardär, ein russischer Staatsbürger, seit einiger Zeit gar nicht mehr in Israel lebt, sondern, wie gesagt, in Grossbritannien und Russland. Die Verhaftungen der sechs Verdächtigen wurden dank geheimer Untersuchungen der Polizeieinheit Lahav 443 für nationale Verbrechen und der Steuerbehörde in Zusammenarbeit mit dem Büro der Staatsanwaltschaft für Besteuerung und Wirtschaft möglich. Laut ersten Berichten konnte ein Zeuge der Anklage rekrutiert werden, der der Polizei bei der Untersuchung behilflich sein soll.
Über diese Untersuchungen dürfen zunächst aber keine Details veröffentlicht werden. Die Liste der Beschuldigungen der Verhafteten präsentiert sich reichhaltig: Geldwäscherei, Zollvergehen, Vergehen gegen die Verordnungen der Einkommenssteuer, Verschwörung zum Begehen eines Verbrechens, falsche Registrierung von Gesellschaftsdokumenten, Betrug und andere Delikte. Dem Vernehmen nach beabsichtigt die Untersuchungsbehörde sowohl in Israel als auch im Ausland weitere Verhaftungen vorzunehmen. Die Polizei veröffentlichte diese Woche folgendes Statement: «Die israelische Polizei wird fortfahren, sich auf die Durchsetzung des Gesetzes gegen schwerwiegende Wirtschaftsvergehen zu konzentrieren. Gleichzeitig sollen Geheimdienstsysteme und gemeinsame Untersuchungen mit anderen Durchsetzungsbehörden benutzt werden, um die Täter der Vergehen blosszustellen.»
Der Beginn einer Affäre?
Anwälte eines der Verdächtigten sprachen dagegen von «vorläufigen Verdachtsmomenten, die später sicherlich widerlegt werden. Unser Kunde hat nichts zu tun mit der Affäre. Er arbeitete vor über sechs Jahren mit dem Geschäftsmann, und es gibt keine Beweise, die ihn mit einem kriminellen Verdacht in Verbindung bringen würden. Wir hoffen, dass die Untersuchung rasch beendet sein wird, damit unser Klient beweisen kann, dass er nichts zu tun hat mit der Affäre und den Verdächtigungen.» – Das Ganze sieht eher wie der Beginn einer Affäre aus, und nicht wie deren Ende.
Foto:
© Tachles
Info:
Nachdruck des Artikels mit freundlicher Genehmigung aus dem Wochenmagazin TACHLES vom 9. November 2018
Der Beginn einer Affäre?
Anwälte eines der Verdächtigten sprachen dagegen von «vorläufigen Verdachtsmomenten, die später sicherlich widerlegt werden. Unser Kunde hat nichts zu tun mit der Affäre. Er arbeitete vor über sechs Jahren mit dem Geschäftsmann, und es gibt keine Beweise, die ihn mit einem kriminellen Verdacht in Verbindung bringen würden. Wir hoffen, dass die Untersuchung rasch beendet sein wird, damit unser Klient beweisen kann, dass er nichts zu tun hat mit der Affäre und den Verdächtigungen.» – Das Ganze sieht eher wie der Beginn einer Affäre aus, und nicht wie deren Ende.
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Nachdruck des Artikels mit freundlicher Genehmigung aus dem Wochenmagazin TACHLES vom 9. November 2018