Bildschirmfoto 2018 11 27 um 01.44.39Deutscher Israel Kongreß, Frankfurt 25. November, Teil 4

Peter Fischer

Frankfurt am Main (Weltexpresso) – Meine Damen und Herren, lassen Sie mich das Protokollarische vergessen. Ich stehe hier nicht als Tabellenzweiter oder als Sportfunktionär, sondern ich stehe hier mit einem unglaublichen Stolz, diesen Preis von Ihnen verliehen bekommen zu haben.

'Das ist nicht normal, daß du hier stehst', sagte der eine oder andere zu mir. Das hätte es in der Geschichte früher nicht gegeben. Ich halte es allerdings für normal, daß ich heute hier als Vertreter eines Vereins stehe, der klare Kante zeigt. Und ich stehe hier für etwas, das in unserer DNA in dieser Eintracht-Familie mit ihren 63 000 Mitglieder selbstverständlich ist. Nämlich die Erinnerungskultur, die Stolpersteine, die Eintracht-Frankfurt-Jude-Bube, der Juden-Klub! Wir haben uns mit der Erinnerungskultur, der Aufarbeitung der schrecklichen Jahre, gegen diese perversen Massenmörder, diese dreckigen Nazibrut gestellt.

Aber: Was besorgt mich mehr? Heute, genau dieses Heute! Denn es ist in unvorstellbarer Art und Weise mit einem Déjà-vu versehen, das heute in Anzügen mit schlecht sitzenden Krawatten - und nicht mit Uniformen - in unserer Gesellschaft daherkommt. Insbesondere bei einer Partei, der AfD, bei denen 13 Prozent der Menschen in diesem Lande Nationalsozialisten wählen. Versteckt nicht in Braun, sondern hinter Blau. Menschen, die deutlich dafür stehen, Ausgrenzung zu betreiben, Haß zu säen, Antisemitismus. Ich sage nur 'Denkmal der Schande', 'Soll Boateng dein Nachbar sein?', 'Vogelschiß', um nur drei Begriffe zu zitieren, die ich Ihnen nicht erläutern muß. Damit möchte ich Sie aber nicht verlassen.

Das Europa ohne Krieg, die Generation des Peter Fischer, die das erlebt hat, schafft es heute, in Ländern nationalsozialistische und völkische Tendenzen auszudehnen. Europa steht an der Grenze. Frieden, ein so einfach gesprochenes Wort. Und eine so schwer zu verstehende Reaktion: Kein Friede! Ich stehe im Gegensatz zu Arno Lustiger, der etwas erlebt hat, was für uns unvorstellbar ist: Die Todesmärsche, die Konzentrationslager. Unvorstellbar, für den, der sich damit befaßt in Wort und Bild.

Aber ich stehe hier – und er wird mir das verzeihen – ich habe keine Zeit zu warten, bis es zu spät ist. 1933 haben viele Menschen ein Kreuz bei einer Partei gemacht und wußten nicht, daß zehn Millionen Juden vergast, erschlagen oder verhungern werden. Sie wußten noch nicht, daß ihre Söhne im Krieg fallen werden. Sie wußten auch noch nicht, daß es Bombennächte über Dresden und Frankfurt geben wird. Aber mit diesem Kreuz haben sie den Weg dafür frei gemacht.

Und nachdem es viel zu viele Kreuze auf der falschen Seite gibt, habe ich keine Zeit zu schweigen. Ich habe keine Zeit zu warten, sondern zitiere ein Wort von Dir: 'Niemals aufgeben'. Dieser Verein und ich, wir werden niemals aufgeben. Wer gegen Israel ist, wer gegen die Juden ist, wer Ausgrenzung betreibt, wer Haß in diese Gesellschaft, in dieses Europa bringt – der hat bei uns keine Chance. Bitte helfen Sie uns und mir dabei. Vielen Dank!

Foto:
©

Info:
Dankesrede von Peter Fischer im Wortlaut, gehalten am 25. November spätnachmittags im Congress Center, Messe Frankfurt
www.i-like-israel.de
www.israelkongress.de