Jacques Ungar
Tel Aviv (Weltexpresso) - Mit einer Teilnahme von 56% der eingetragenen Parteimitglieder waren die Primärwahlen der Israelischen Arbeitspartei vom Montag zumindest zahlenmässig ein Erfolg. Das Rekordergebnis von 60% aus dem Jahr 2015 wurde beinahe wieder erreicht. Im Übrigen aber erlaubte «Haaretz» sich den zynischen Scherz und fragte, ob es sich hierbei um eine echte Wiederbelebung der vor dem Untergang bedrohte traditionsreichen Partei handle oder um eine «Party auf der Titanic».
Der Knesset-Wahltag vom 9. April wird diese Frage zumindest partiell beantworten, aber derzeit sieht es laut den Umfragen so aus, dass die Arbeitspartei mehr als zufrieden sein müsste mit sieben Mandaten. Rund 34'000 Parteimitglieder scharten sich am Montag um die 84, im ganzen Land betriebenen Wahllokale. Sieger wurde der Abgeordnete Itzik Shmulik, gefolgt von Staf Shaffir, Shelly Yechimovich, dem Veteranen und ex-Verteidigungsminister Amir Peretz und Merav Michaeli. Drei Frauen also unter den ersten fünf Kandidaten, für das «schwache» Geschlecht zweifelsohne ein durchschlagender Erfolg.
Angesichts der trotz der guten Stimmung an den Primärwahlen diskussionslos problematischen Lage der Arbeitspartei werden die Rufe nach einem Zusammengehen mit anderen Parteien für die Knessetwahlen aber immer lauter. Auch die Appelle an den Alt-Star Ehud Barak oder an die selber in Bedrängnis geratene Tzipi Livni (Hatenuah), sich den Reihen der IAP anzuschliessen, verstummen nicht. Sogar die links-liberale Meretz-Partei oder die Partei von Benny Gantz werden als mögliche politische Rettungsringe für die Arbeitspartei genannt. «Haaretz» zitiert eine Parteiquelle wie folgt: «Die Arbeitspartei ist an der Schwelle eines historischen Kollapses. Die genannten Namen würden uns ein paar zusätzliche Mandate bringen und uns beim erneuten Start helfen». Qui vivera, verra, oder: Abwarten und Tee trinken.
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Nachdruck des Artikels mit freundlicher Genehmigung aus dem Wochenmagazin TACHLES vom 10. Februar 2019