Bildschirmfoto 2019 04 30 um 00.49.25Aufsehen erregender Report in «Die Welt» online

Jacques Ungar

Hamburg (Weltexpresso) - «Warum junge Juden Deutschland verlassen». Mit dieser provokativen Schlagzeile betitelte das deutsche Blatt «Die Welt» online am Samstag eine viel beachtete Reportage. Laut «Die Welt» haben 2018 50 junge Deutsche ihre Heimat verlassen, um sich dem von der israelischen Regierung unterstützen «Naale»-Programm (sinngemäss: Wir machen Alija) anzuschliessen.

In diesem Programm können junge Juden aus der Diaspora sich darum bewerben, für ein Hochschul-Programm angenommen zu werden, das vom Naale-Stipendienprogramm organisiert wird. Endziel ist dabei die Alija, will heissen die Einwanderung nach Israel. Golda Maertens, 15, die bereits für Naale angenommen worden ist, sagte zu «Die Welt»: «Ich glaube auch, dass es keine Zukunft für Juden in Deutschland gibt». Maertens Mutter Evelyn hat «total Angst» vor dem muslimischen Antisemitismus, und macht sich noch keine klare Vorstellungen darüber, wie das noch enden werde.

Laut «Die Welt» hat die in Tel Aviv lebende Tante des Mädchens die Beiden wiederholt gedrängt, sich in Israel niederzulassen, weil es in Deutschland nicht mehr sicher sei. Sowohl Mutter Evelyn als auch Tochter Golda würden ihre Kette mit dem Davidstern in der Öffentlichkeit nicht mehr sichtbar tragen. – Auf der Titelseite der Print-Ausgabe von «Die Welt» vom Samstag prangte Golda Maertens Foto, zusammen mit ihrer Aussage über die Zukunft, die es für Juden in Deutschland nicht mehr gebe.

Heute sind knapp 100'000 Juden als Mitglieder beim Zentralrat der Juden in Deutschland registriert. – 2017 sagte der deutsch-jüdische Kolumnist Michael Wuliger, Jahrgang 1951, in Berlin an einer Konferenz über den modernen Antisemitismus, wahrscheinlich würde er Alija machen, wenn er jünger wäre.

Gibt es in Deutschland eine Zukunft für Juden? Noch, wieder? Zu dieser Thematik werden sich in Deutschland Juden wie Nichtjuden die Köpfe vermehrt zerbrechen. Nicht nur wegen des Artikels in «Die Welt», aber auch.

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© tachles

Info:
Nachdruck des Artikels mit freundlicher Genehmigung aus dem Wochenmagazin TACHLES vom 29. April  2019