Anna von Stillmark
Wien (Weltexpresso) - Zum Nationalfeiertag wird das Haus der Geschichte Österreich (hdgö) die Ostarrichi-Urkunde aus dem Jahr 996, in der erstmals der Name Österreich erwähnt wird, nach Wien holen. Zu sehen ist sie im Rahmen einer einwöchigen Sonderpräsentation unter dem Titel Ostarrichi! Österreich neu erfinden vom 26.10.– 3.11.2019 – am Nationalfeiertag bei freiem Eintritt.
Eine gute Gelegenheit, auch in Deutschland über den österreichischen Nationafeiertag mehr zu berichten. Naturgemäß hätten wir eher den 15. 5. 1955 - eine magische Fünferkette - als Nationalfeiertag erwartet, der Termin nämlich, als der Vertrag über die Unabhängigkeit Österreichs und das Ende der Viererbesatzung der Siegermächte des Zweiten Weltkriegs unterzeichnet und abgeschlossen wurde. Dieses Datum ist auch im Festsaal des Belvedere eingraviert, dem Ort, wo die Unterhändler saßen, die nach langer Beratung - der Sage nach hätten die Österreicher die Russen unter den Tisch getrunken - tatsächlich nur um den Preis zukünftiger Neutralität die Souveränität des eigenen Staates erreichten, den die Bundesrepublik Deutschland viele Jahrzehnte nicht hatte. Das allerdings gehört zu den nicht aufgearbeiteten Sachverhalten im alten Westdeutschland, weil die UdSSR der Bundesrepublik noch in den Fünfziger Jahren die Wiedervereinigung von Ost- und Westdeutschland um den Preis der Neutralität angeboten hatten, was Adenauer ablehnte. Wie gesagt, nicht aufgearbeitet und heute nicht mehr von Interesse.
In Österreich wird nun nicht das Datum des Vertragsabschlusses gefeiert, sondern der Termin, zu dem die Unabhängigkeit vertragsgemäß dann eintrat.
„Unabhängig davon, ob draußen auf dem Heldenplatz das Bundesheer heuer groß oder kleiner feiert: Wir laden am Nationalfeiertag bei freiem Eintritt alle ein, in die Neue Burg hereinzukommen und mehr über die Ostarrichi-Urkunde zu erfahren“, sagt hdgö-Direktorin Monika Sommer.
Thematisiert wird ihre Nutzung für identitätspolitische Zwecke in der Geschichte der Zweiten Republik: Im Jahr 1946 diente sie als Hilfsmittel für die Herstellung eines neuen Österreich-Bewusstseins, nach dem im postnazistischen Österreich auf vielen Ebenen gesucht wurde. 1996 wurden „1000 Jahre Österreich“ gefeiert.
„Die Geschichte der Urkunde zeigt, dass sich Österreich immer wieder neu erfunden hat und Identität ein Prozess ist“, sagt Sommer. „Wir bieten dazu spannende Führungen an und freuen uns auf viele Besucherinnen und Besucher, die ein historisches Stück Österreich aus einer neuen Perspektive kennenlernen wollen.“
Foto:
Original © hdgö
Thematisiert wird ihre Nutzung für identitätspolitische Zwecke in der Geschichte der Zweiten Republik: Im Jahr 1946 diente sie als Hilfsmittel für die Herstellung eines neuen Österreich-Bewusstseins, nach dem im postnazistischen Österreich auf vielen Ebenen gesucht wurde. 1996 wurden „1000 Jahre Österreich“ gefeiert.
„Die Geschichte der Urkunde zeigt, dass sich Österreich immer wieder neu erfunden hat und Identität ein Prozess ist“, sagt Sommer. „Wir bieten dazu spannende Führungen an und freuen uns auf viele Besucherinnen und Besucher, die ein historisches Stück Österreich aus einer neuen Perspektive kennenlernen wollen.“
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