Hans Weißhaar
Frankfurt am Main (Weltexpresso) - Gestern, am Donnerstag, 1. August, hat Oberbürgermeister Peter Feldmann gemeinsam mit dem polnischen Generalkonsul Jakub Wawrzyniak und Kulturdezernentin Ina Hartwig des Warschauer Aufstandes vor 75 Jahren gedacht. Das Stadtoberhaupt und der Generalkonsul erinnerten am Mittag im Rahmen einer gutbesuchten Gedenkveranstaltung mit einer Kranzniederlegung bei den Adlerwerken im Gallus an die zur Zwangsarbeit nach Frankfurt deportierten Warschauer und die anderen Opfer des Konzentrationslagers Katzbach.
Am Nachmittag gedachten Generalkonsul Wawrzyniak und Kulturdezernentin Hartwig mit einer weiteren Veranstaltung und Kranzniederlegung an der Grabstätte der Opfer des Konzentrationslagers auf dem Hauptfriedhof der 528 Menschen, die als Gefangene in den Adlerwerken starben bzw. ermordet wurden. Zahlreiche Vertreter der Frankfurter Zivilgesellschaft und der polnischen Gemeinde in Frankfurt und in Hessen nahmen an der Veranstaltung teil.
Unvergessen ist der Kniefall von Warschau von Willy Brandt am 7. Dezember 1970. Der deutsche Bundeskanzler besuchte im Rahmen der neuen versöhnenden Ostpolitik das Ehrenmal für die Toten des Warschauer Ghettos. Die Ehrung war vorgesehen, aber der Kniefall spontan. Diese Geste wurde in aller Welt als tiefe Reue und Scham der Deutschen mit der Bitte um Vergebung für die deutschen Verbrechen in Polen erkannt. Anschließend erfolgte die Unterzeichnung der Warschauer Verträge zwischen Polen und der Bundesrepublik Deutschland, die tatsächlich eine neue Ostpolitik möglich machten und die übrigens damals von der CDU erbittert bekämpft worden waren und das Ergebnis der Koalition von SPD und FDP waren.
Oberbürgermeister Peter Feldmann betonte: „Heute am 75. Jahrestag des Warschauer Aufstandes erinnern wir der 528 Opfer des Konzentrationslager Katzbach. Erinnerung und Aufarbeitung sind untrennbar miteinander verbunden. Unser gemeinsames Gedenken steht dafür, dass Feindschaft zu Freundschaft wurde, gelebt in der vertrauensvollen Städtepartnerschaft mit Krakau. Es ist wichtig, dass wir auch weiterhin die Entstehung von Ressentiments bekämpfen.“
Generalkonsul Jakub Wawrzyniak sagte anlässlich der Gedenkveranstaltung: „Der Warschauer Aufstand nimmt einen besonderen Platz im Herzen aller Polen ein. Es war eine der heroischsten Erhebungen in der tragischen Geschichte des gesamten Zweiten Weltkrieges: 63 Tage voller Tapferkeit, Aufopferung, Hoffnung, Begeisterung, Bitterkeit, Verzweiflung und Schmerz. Ich bin stolz und gerührt, dass wir heute an diese besondere Tapferkeit und Aufopferung gerade hier in Frankfurt am Main erinnern und der Helden und Opfer gedenken. Hierher, in das in den Adlerwerken errichtete Konzentrationslager, wurden nach der brutalen Niederschlagung des Warschauer Aufstandes viele Aufständische gebracht. Von den über 1.600 Häftlingen, mehrheitlich Polen, überlebten nur wenige. An diesem besonderen Tag gedenken wir auch ihnen. Cześć i chwała bohaterom! – Ruhm und Ehre für die Helden!“
Kulturdezernentin Ina Hartwig stellte heraus: „Die Stadt Frankfurt ist aufs Schrecklichste mit dem Warschauer Aufstand verbunden. Nach seiner Niederschlagung wurden Widerstandskämpfer und polnische Zivilisten hierher verschleppt, wo sie gemeinsam mit Häftlingen aus anderen Ländern Zwangsarbeit leisten mussten und in vielen Fällen zu Tode gequält wurden. Ich betrachte es als unsere moralische Verpflichtung, eine würdige Erinnerung an das Konzentrationslager und seine Opfer zu entwickeln. Nach einer deutsch-polnischen Perspektive auf diesem Weg zu suchen, ist unverzichtbar.“
Der Warschauer Aufstand begann am 1. August 1944. Damals versuchten Angehörige des polnischen Widerstands, die von den Deutschen besetzte Stadt zu befreien, der sich die Rote Armee bereits näherte. Die Deutschen reagierten mit brutaler Gewalt gegen die Aufständischen wie die Zivilbevölkerung. Der Aufstand konnte erst nach 63 Tagen niedergeschlagen werden, anschließend wurde ein Großteil der Widerstandskämpfer sowie der Warschauer Zivilbevölkerung in deutsche Konzentrationslager deportiert.
Das Konzentrationslager Katzbach in den Adlerwerken wurde 1944 eingerichtet und gilt als eines der schlimmsten seiner Art. Die Gefangenen mussten unter grauenhaften Bedingungen Zwangsarbeit leisten und wurden vielfach erniedrigt, gefoltert oder sogar ermordet. Der Großteil der Häftlinge stammte aus Polen.
Foto:
Nein, unser Titelfoto gibt nicht das Frankfurter Gedenken wieder, sondern zeigt die Feierlichkeiten in Polen, wohin Außenminister Maass gestern gereist war
© tagesschau.de
Das Brandtfoto
© dhm.de
Nein, unser Titelfoto gibt nicht das Frankfurter Gedenken wieder, sondern zeigt die Feierlichkeiten in Polen, wohin Außenminister Maass gestern gereist war
© tagesschau.de
Das Brandtfoto
© dhm.de