
Claudia Schulmerich
Frankfurt am Main (Weltexpresso) Als jüngst die Landeschefin der Linken in Thüringen, Susanne Henning-Wellsow, den – eigentlich für den ehemaligen und letzte Woche wieder neugewählten Ministerpräsident Bodo Ramelow vorgesehenen - Blumenstrauß dem peinlicherweise mit den Stimmen von FDP, CDU und AfD frisch gewählten Eintagsministerpräsidenten Thomas Kemmerich (FDP) beim Gratulationgang mit Schmackes vor die Füße warf, war die Empörung groß. "So doch nicht." "Das ist doch schlecht erzogen."


Mich hat dies sofort an Beate Klarsfeld und ihre Heldinnentat vom 7. November 1968 erinnert. Da fand in West-Berlin der CDU-Parteitag statt und dieser leicht schmierige CDU-Politiker Kurt Georg Kiesinger, der trotz nachweislich böser NSDAP- Vergangenheit zum Bundeskanzler der Bundesrepublik gewählt worden war und einer großen Koalition vorstand, mußte mit einer Ohrfeige, die ihm Beate Klarsfeld scheuerte, weiterleben. Und sie mußte Strafe zahlen. Aber gerne.


Natürlich war das keine Gewalttat - die junge schmale Beate Klarsfeld, der mächtige, mehr als gut genährte Kiesinger , sondern eine symbolische Geste, denn das weltweite Aufsehen ob der erfolgreichen Backpfeife – es gelang mir einfach nicht, ein Bild aufzutreiben. Es gibt nur - oben - die Besichtigung der Wange nach dem Schlag. Alle im Internet kursierenden Bilder sind von einer anderen Veranstaltung in Bonn, die deshalb links ersatzweise veröffentlicht werden – konnte in der Tat die internationale Aufmerksamkeit auf die unheldenhafte und unehrenhafte Vergangenheit des amtierenden Bundeskanzlers richten, die letzten Endes zu seinem Absturz führte. Denn in der Bundestagswahl 1969 waren SPD + FDP gemeinsam so stark geworden, daß sie die neue Koalition bildeten. Immerhin kam die CDU erst 1982 mit Kohl wieder in die Regierungsverantwortung.
Es wurde erstmals nach der Ohrfeige lautstark öffentlich zum Thema, daß Kiesinger schon im Februar 1933 in die NSDAP eingetreten war und verschiedene Leitungsfunktionen im Dritten Reich bekleidet hatte. Und schnell wurde auch diskutiert, daß er kein Einzelfall war, sondern daß – was nun heute durch wissenschaftliche Kommissionen überprüft und gewertet ist – die junge Bundesrepublik von Anfang an von Nazi-Seilschaften durchdrungen waren, am allerschlimmsten im Justizministerium – ausgerechnet!
So ändern sich die Zeiten. Heute müßte Beate Klarsfeld einem solchen Politiker keine Ohrfeige mehr geben. Die Öffentlichkeit würde selbst die Hand erheben. Aber, das gilt nur für die Nazis. Für heutige Rechtsradikale besteht immer noch ein großer Freiraum. Aber deren Decouvrierung müssen andere übernehmen, Beate Klarsfeld hat für uns genug getan. Durch eine einfache Ohrfeige. Zur rechten Zeit auf der Backe des rechten Mannes!




Das waren jetzt nur drei Beispiele von weiblichem Handeln, drei Gesten, zu denen Frauen eher neigen als Männer, weil sie dichter an ihren Gefühlen dran sind und körperliche Reaktionen feinsinniger und vor allem gefühlsmäßig, also spontaner anwenden können, wo Männer entweder längere Zeit für Reaktionen brauchen und/oder gewalttätiger reagieren. Man sollte eine Bildersammlung solcher spontaner Handlungen von Frauen anlegen. Denn die Bilder sind es, die man in den Köpfen und Herzen behält!
Fotos:
Generell vom Bildschirm
© Redaktion
Von der Zuschauertribüne des Bonner Bundestags aus beschimpft Beate Klarsfeld im April 1968 Kanzler Kurt Georg Kiesinger
Kiesingers Backe wird untersucht
Die beiden Fotos von Beate Klarsfeld: © deutschlandfunkkultur.de
Info:
Gerade entdeckt im Archiv des Weltexpresso, aber für jeden sichtbar, die Filmbesprechung von 2011 über einen Film über Beate Klarsfeld
https://weltexpresso.de/index.php/kino/89-heldenmuetig-und-ohne-orden-beate-klarsfeld-im-film
Kiesingers Backe wird untersucht
Die beiden Fotos von Beate Klarsfeld: © deutschlandfunkkultur.de
Info:
Gerade entdeckt im Archiv des Weltexpresso, aber für jeden sichtbar, die Filmbesprechung von 2011 über einen Film über Beate Klarsfeld
https://weltexpresso.de/index.php/kino/89-heldenmuetig-und-ohne-orden-beate-klarsfeld-im-film