Bildschirmfoto 2020 03 15 um 09.58.06Aus dem CORONA UPDATE des jüdischen Magazins tachles

Redaktion tachles

Basel (Weltexpresso) - Das war eine gute Idee der Kollegen aus der Schweiz, von Anfang an in einer Rubrik fortlaufend die Meldungen zu Corona aus aller Welt, mit dem Schwerpunkt jüdischer Ereignisse, zusammenzutragen. Hier veröffentlichen wir die letzten Nachrichten. Redaktion

Am Samstagabend haben die Regierungen in Frankreich und Spanien Nostandsverordnungen ausgerufen. Das öffentliche Leben wird de facto lahm gelegt. Die Wahlen in Frankreich von Morgen Sonntag sollen hingegen stattfinden. In der Schweiz hat der Bundesrat gestern Freitag neue Massnahmen verordnet. Im LiveTicker finden sich unten alle Aktualitäten und die Übersicht über die Massnahmen der jüdischen Gemeinden in der Schweiz sowie laufend die Updates über Absagen zu Veranstaltungen.


SONNTAG, 15. MÄRZ 2020

08.20 Uhr
Jüdische Gemeinden Italiens in Not
Die Jüdische Gemeinde von Rom, die als die älteste jüdische Gemeinde der Welt gilt, klagt über Schwierigkeiten, sich mit Lebensmitteln und Medikamenten zu versorgen. «Hier herrscht die vollkommene Unsicherheit», klagt Ruth Dureghello, die Präsidentin der 15000 Mitglieder zählenden Gemeinde. «Wir versuchen, die Situation zu konsolidieren, doch der Druck ist ungemein, und die Gefahr des Zusammenbruchs besteht». Die Jewish Agency und der Keren Hajessod dhicken sich an, Hilfe zu leisten. Auch in Milano tönt es ähnlich, und Milo Hazbani, Präsident der 7000 Mitglieder zählenden Gemeinde, sagte: «Unsere Schulen wurden für drei Wochen geschlossen, ebenso die Altersheime. Wir versuhen, uns irgendwie zu organisieren, vor allem für die Betagten, die sich keine Lebensmittel selbst besorgen können. Für die Kinder im Schulater wurde der Unterricht via Internet organisiert. Wir investieren in Desinfektionsmittel und bereiten die Sicherheitsorgane der Gemeinde auf jede Möglichkeit vor». Milo Hanzbani erwähnt in diesem Zusammenahng vor allem die Jewsig Agency und die Hilfe, die sie gewährt. JU

08.00 Uhr
Wird Netanyahus Prozessbeginn verschoben?
Israels Justizminister Amir Ohana hat eine Anweisung veröffentlicht, der zu Folge alle Gerichtsaktivitäten in eine Zustand des «aussergewöhnlichen Notstands» versetzt werden. Das berichteten israelische Medien am Sonntagmorgen. Die Order des Justizministers wird für 24 Stunden in Kraft sein und wahrscheinlich verlängert werden. Gemäss der Order werden praktisch alle nicht-wichtigen Gerichtssitzungen verschoben. Ohanas Büro liess wissen, dass weitere Schritte untersucht und ergriffen würden. Im Rahmen der neuen Dringlichkeitsverordnungen soll der auf den 17. März anberaumt gewesenen Beginn des Korruptionsprozess gegen Premierminister Netanyahu verschoben worden sein. Die Bewegung für eine Qualitätsregierung hat am Sonntagmorgen das Gesuch veröffentlicht, wonach General-Staatsanwalt Ohanas Order einzufrieren hat. Laut der Bewegung ist Ohana ein «Interimsminister in einer Interimsregierung, die nie das Vertrauen des Volks erhalten hat». Ferner erklärte die Bewegung, die Verordnungen würden im Widerspruch stehen mit dem Grundgesetz: Menschenwürde und Freiheiten, was möglicherweise zu einer schwierigen, verfassungswidrigen Verletzung von Menschenrechten führen kann. Die Verordnungen sind nie von der Knesset gutgeheissen worden». JU


SAMSTAG, 14. MÄRZ 2020

21.30 Uhr
Israels Massnahmen, Aufruf zu Notstandsregierung
Während die Zahl der in Israel mit dem Coronavirus behafteten Personen langsam aber sicher in Richtung 220 ging, gab Regierungschef Netanyahu sich alle ersichtliche Mühe, an einer Pressekonferenz in Jerusalem via die Medien seinem Volk die Notwendigkeit der beschlossenen Massnahmen zur Beämpfung des Virus beliebt zu machen. Es sei betont, dass der Medienkonferenz mehrstündige Beratungen auf Ministerbene vorausgegangen waren. Die Dringlichkeit der Situation wurde dadurch unterstrichen, dass trotz des Ruhetag Schabbat die Kontakte ohne Unterbruch fortgeführt worden sind. Netanyahu legte seinen Landsleuten ein weiteres Mal die Wichtigkeit der praktischen Hygiene ans Herz (Händewaschen mit Seife und desinfizierenden Mitteln bei jeder Möglichkeit) sowie die Notwendigkeit, auf «soziale Distanz (social distance)» zu gehen, was soviel heisst, dass auch Menschen im Zwiegespräch auf die Distanz voneinander von zwei Meter achten sollen.

Dann haben Versammlungen nicht stattzufinden, ebensowenig wie Veranstaltungen wie Hochzeiten, Konzerte, oder Museumsbesuche. Das publikumsmässige Maximum von zehn Personen bei unbedingt notwendigen Versammlungen sei, so Netanyahu auf zeh Teilnehmer zu begrenzen. Von der Benutzung öffentlicher Verkehrsmittel wird eindringlich abgeraten, auch wenn noch  nicht dazu übergegangen worden ist, die Zahl von Passagieren auf Autobusse zu begrenzen. Ferner werden am Sonntag digitale Massnahmen zur Lokalisierung von menschlichen Quellen der Ansteckung eingeführt werden, wie sie beispielsweise Taiwan erfolgreich anwendet, auch wenn dieses Instrument hin und wieder die Privatsphäre der Betroffenen beeinträchtigen dürfte. «Deer Feind ist unsichtbar», meinte der Regierungschef erklärend, «aber unsere Patienten sind sehr sichtbar». Zu den von Netanyahu vorgeschlagenen Massnahmen gehört auch die praktisch völlige Stilllegung der Freizeitkultur, wie Kinos, Cafés, Restaurants, Museen, Theater und Fitnessclubs.

«Wichtig ist die effiziente Isolation, das zielgerichtete Präventivverhalten des Publikums», sagte Netanyahu, der im Übrigen versicherten, dass die Vorratslager der Supermärkte bis oben gefüllt seien, und dass die lebenswichtigen Industriezweigen, sowie der Import reibungslos weiterarbeiten würden. Stürme auf die Lebensmittelgeschäfte wie sie am Samstagabend stattgefunden haben, seien also völlig unnötig. Im Weiteren würde die Zentralbank durch die laufende Auffüllug der Bancomat-Apparate das Volk auch in dieser Hinsicht beruhigen, und die Tankstellen würden das «schwarze Gold» rund um die Uhr liefern. Dass abe doch nicht alles so ist wie es noch vor wenigen Wochen an der tagesordnung war, bekräftigte Netanyahu mit der Bemerkung, dass Jene zu Hause bleiben sollen, die nicht zur Arbeit gehen müssen. Auch die ab Sonntag geltende Schliessung der Kindergärten und verwandte Institutionrn, einschliesslich Sonderschulen – der restliche Schulbetrieb inkl. Universitäten ruht schon seit Tagen – lässt darauf schliessen, dass auch Israeli sich an eine neue Routine gewöhnen müssen, und das möglichst rasch. Dazu beitragen wird vielleicht auch die Bildung einer Regierung des nationalen Notstands, zu der Netanyahu auch am Samstagabend erneut aufgerufen hat. JU

18.30 Uhr
Rabbi nach Marokkoreise am Virus erkrankt
Rabbi Yoni Golker von der bekannten Londoner Synagoge St. Johns Wood ist mit milden Symptomen des Coronavirus diagnostiziert worden, nachdem er eine Reise nach Marokko absolviert hatte. Er fühlt sich recht gut, ist aber in einer Londoner Quarantänenstation untergebracht. Letzte Woche hatte der Rabbi die jüdische Schule im marokkanischen Casablanca besucht, bevor die Symptome sich bemerkbar gemacht hatten. Mitgliedern der Gemeinde, die mit dem Rabbi in den letzten zwei Wochen in engem Kontakt gestanden hatten, wurde empgohlen, sich für zwei Wochen in eine Selbst-Quarantäne zu begeben. Jt. Johns Wood, eine orthodoxe Synagoge mit 1400 Sitzen, ist sich der Lage des Rabbis bewusst, hat bisher aber das Gotteshaus nicht geschlossen. JU

18.25Uhr
Israels Krankenstatistik
Am Samstagabend hat das israelische Gesundheitsministerium die folgende Krankenstatistik veröffentlicht: Während des letzten Tages wurden über zehn Personen mit Coronavirus diagnostiziert, Zwei befanden sich am Abend in ernstem Zustand, 11 waren mittelschwer erkrankt, und der Rest leicht. Die Gesamtzahl der Erkrankten belief sich am Samstagabend auf 178. JU

Israels Kabinettssitzung
Wie der israelische Kabinettssekretär Tahi Braverman auf Ersuchen von Premier Netanyahu am Samstagabend mitteilte, wird die wöchentliche Kabinettssitzung vom Sonntag, den 15. März als Videokonferenz durchgeführt. Zu diesem Zweck werden sieben Zentren in Jeruslem und Tel Aviv mit der nötigen technologischen Einrichtungen ausgerüstet und von Technikern des Büros des Premierministers betrieben werden. Die Minister werden sich eines der Zentren begeben, werden Premier Netanyahu das Treffen von seinem Büro in Jerusalem aus leiten wird. Die Sitzung wird dem Thema des Coronavirus gewidmet sein. JU

18 Uhr
Erster Todesfall in New York City
In Manhattan ist eine 82-Jährige dem Virus erlegen. Die Frau litt an einem Ephysem. Sie ist das erste Todesopfer von Covid-19 in New York City. Dies teilte Gouverneur Andrew Cuomo am späten Vormittag Ortszeit mit  Bürgermeister Bill de Blasio sprach von einer «tragischen Nachricht» und wiederholte seinenVorwurf an die Trump-Regierung, nicht rasch und durchgreifend für die Bereitstellung von ausreichenden Tests für New York und die 330 Millionen Amerikaner insgesamt gesorgt zu haben. Trump trage deshalb Verantwortung für den Verlust von Menschenleben, die bei rechtzeitigen Tests hätten gerettet werden können.

In der Stadt haben die Spitäler inzwischen sämtliche nicht-lebenswichtigen Prozeduren abgesagt, um Kapazitäten für die in den kommenden Tagen und Wochen erwarteten Virus-Patienten zu schaffen. Der langjährige Notarzt Dr. Christopher M. Tedeschi vom weltweit renommierten «Columbia University Medical Center» erklärte der «New York Times» jedoch, die City sei nicht dafür keineswegs vorbereitet. Derweil bleiben öffentliche Schulen vorerst offen. Allerdings ist die Zahl der am Unterricht teilnehmenden Kinder und Jugendlichen dramatisch eingebrochen. Stand heute Mittag Ortszeit ist die Zahl der Fälle im Gliedstaat New York seit gestern um 100 auf 524 angestiegen, die Mehrzahl davon in der City und dem Vororts-Landkreis Westchester County. Dort wurde die besonders betroffene Stadt New Rochelle am Donnerstag unter Quarantäne gestellt und unter Kontrolle der Nationalgarde gestellt. AM


FREITAG, 13. MÄRZ 2020

18.30 Uhr
ICZ stellt auf Notbetrieb um, Noam auf Heimschule
Die ICZ unterbricht nach den Anordnungen des Bundes von heute Nachmittag den ordentlichen Betrieb im Ganon, Kindergarten, Unzgi und Mittagstisch bis nach Pessach bzw. nach den Frühlingsferien. Die Schulkommission prüft, welche Online-Angebote angeboten werden können. Die Gottesdienste finden gemäss Luach statt, der nötige Mindestabstand ist jedoch einzuhalten. Das BAG und das Rabbinat empfehlen Personen über 65 Jahren sowie Personen mit Vorerkrankungen nicht an Veranstaltungen und Gottesdiensten teilzunehmen. Bis auf Weiteres werden im Chaim-Gablinger-Saal keine Kidduschim stattfinden. Der Rabbiner sagt stattdessen am Ende des Gottesdienstes Kiddusch für alle. Eingestellt werden ab sofort bis zum Ende der Frühlingsferien auch die Veranstaltungen der drei ICZ-Jugendbünde im Gemeindezentrum. Abgesagt sind auch Rummikub und Altersturnen. Regulär geöffnet bleiben die ICZ Verwaltung und das Restaurant «Florentin». Betroffen von der Schulschliessung ist auch die Jüdische Schule Noam in Zürich. Die Schule teilt mit, dass ab Montag, 16. März bis voraussichtlich 4. April kein Unterricht stattfinden wird. Die Kinder haben von den Lehrpersonen Unterrichtsmaterialien für zu Hause erhalten. Gemäss Auskunft der Noam-Leitung von Freitagnachmittag, sei der Heimunterricht frühzeitig vorbereitet worden.  SD

16.40 Uhr
Das jüdische Museum der Schweiz bleibt geöffnet
Naomi Lubrich, Direktorin des Jüdischen Museums in der Schweiz, teilt auf Anfrage von tachles mit, dass das Museum bis auf weiteres geöffnet wird (Link). Am Dienstag wird das Präsidialamt in Basel entscheiden, ob Museen in Basel alle Museen schliessen müssen.

16.00 Uhr
Bundesrat verschärft Massnahmen, Konsequenzen für jüdische Gemeinden
Der Schweizer Bundesrat hat am Freitagnachmittag neue Massnahmen gegen die Ausbreitung des Coronavirus verkündet. Verschärfte Einreisekontrollen, Schliessung von Schulen und Versammlungsrestriktionen stehen im Vordergrund. Für jüdische Gemeinden in der Schweiz sind verschiedene Bereiche betroffen: Schulen und Kindergärten sowie Veranstaltungen oder Gottesdienste. Die meisten Gemeinen und Institutionen haben in den letzten Tagen bereits Massnahmen ergriffen (siehe unten Artikel «Weitere Massnahmen jüdischer Gemeinden in Basel, Lausanne und Zürich»).  Über weitere konkrete Massnahmen berichtetet tachles online laufend auf dem LiveTicker+++.

15.00 Uhr
Jüdisches Museum geschlossen
Das Jüdische Museum Berlin gab am 13. März in einer Pressemitteilung bekannt, dass es ab dem 14. März bis auf Weiteres für den Publikumsverkehr geschlossen ist. «Diese Maßnahme ist zwar sehr bedauerlich, jedoch möchten wir unsere vielen Besucherinnen und Besucher schützen und gleichzeitig dazu beitragen, die Ausbreitung des Coronavirus zu verringern. Dafür bitten wir um Verständnis“, so Martin Michaelis, Geschäftsführender Direktor des Jüdischen Museums Berlin. Neben dem Museum sind auch die W. Michael Blumenthal Akademie, die Bibliothek des Archives von der Schliessung betroffen. Es werden auch alle bis zum 21. April 2020 geplanten Veranstaltungen und Führungen abgesagt. Das Museum hält jedoch an der Fertigstellung der neuen Dauerausstellung «Jüdische Geschichte und Gegenwart in Deutschland» und von ANOHA, der Kinderwelt des Jüdischen Museums Berlin fest. Über die Durchführung der Eröffnungsveranstaltungen wird das Museum «zu gegebener Zeit» informieren. SD

14.45 Uhr
Weitere Maßnahmen jüdischer Gemeinden in Basel, Lausanne und Zürich
In verschiedenen Newslettern kommunizieren die jüdischen gemeinden der Schweiz über die aktuellsten Entscheidungen bezüglich Veranstaltungen oder Verhaltensregeln. Die grosse Synagoge der Israelitischen Gemeinde Basel IGB bleibt Freitagabend und Schabbat offen. Es kann aber nur jede zweite Reihe besetzt werden. Mindestabstand 2 Meter. Der Synagogenchor fällt aus und das Gemeindesekretariat ist nur noch telefonisch erreichbar. Menschen ab dem 65. Altersjahr oder mit chronischen Krankheiten sollen möglichst zu Hause bleiben.
Die Communauté Israélite de Lausanne et du canton de Vaud (CILV) hat eine Kommission «Coronavirus» ins Leben gerufen. Diese trifft sich jede Woche, um die aktuelle Situation zu beurteilen und diese Einschätzung an die Gemeinde weiterzugeben. Die Kommission besteht aus Rabbiner Eliezer Di Martino, Alain Schauder (Präsident der CILV, Muriel Reboh-Serrero (Präsidentin der Unterabteilung Jugend), Fabrice Welsch (Präsident der Synagogenkommission), Carine Cohen (Direktorin des Gan Chlomo und der Schule Marx) Raphaël Levy (Verantwortlicher für Sicherheit CILV), Yannick Cohen (Generalsekretär CILV) sowie Doktor Jean-Yves Camain. Er ist Arbeitsarzt mit Spezialisation auf Gesundheit und Sicherheit in Unternehmen und fungiert als medizinische Ansprechperson.

Die Gemeinde versucht innovative Lösungen wie das virtuelle Purim zu finden. Es finden kein Kiddusch und Oneg Schabbat statt. Unter der Nummer der Hotline 0213417245 sind alle Massnahmen wöchentlich oder nach Bewertung der Situation aktualisiert abrufbar. Im Kanton Waadt sind neu Veranstaltungen mit über 50 Personen verboten. Dies betrifft auch religiöse Veranstaltungen. Personen über 70 ist die Teilnahme an Veranstaltungen verboten. Alain Schrauder, Präsident der CILV empfiehlt in Absprache mit Rabbiner Eliezer di Martino, nicht nur Personen mit erhöhtem Risiko sondern auch Frauen und Kindern, nicht am Schabbat in der Synagoge teilzunehmen.Ähnliche Massnahmen hat der Vorstand des Minjans Brunau beschlossen.

Bis auf Weiteres wird kein Kiddusch stattfinden und der Vorstand empfiehlt, «einen vernünftigen Abstand voneinander abzuhalten.» Ansonsten macht er auf Empfehlungen des BAG, der «World Organization of Orthodox Synagogues and Communities in Israel and the Diaspora» in Israel sowie diversen «Va’ad Harabanin“ in den USA. - Der für den 1. April angekündigte Vortrag «Die Idee des Kosmopolitismus im jüdischen Hellenismus» von René Bloch an der Universität Zürich wurde abgesagt. Die Universität Zürich hat am Donnerstag alle Veranstaltungen ausserhalb des Vorlesungsverzeichnisses abgesagt. Wegen des Corona-Virus sagte auch die Fachgruppe für Nahoststudien der Universität Basel den Vortrag von SRF-Nahostkorrespondentin Susanne Brunner über die journalistische Arbeit im Nahen Osten ab. Der Vortrag hätte am 17. März im Kollegienhaus der Universität Basel stattfinden sollen. SD

13.30 Uhr
Gesundheits-Experten erwarten bis zu 214 Millionen Fälle in den USA
Die «New York Times» enthüllt schockierende Kalkulationen über das Ausmass der Virus-Epidemie in den USA. Demnach haben Experten der für Epidemien zuständigen «Centers for Disease Control and Prevention» (CDC) Ende Februar eine Konferenz mit Kollegen von Universitäten in aller Welt abgehalten und vier Szenarien über einen Verlauf von Covid-19 in den USA durchgespielt. Dabei kamen die Spezialisten auf schockierende Zahlen: die Zahl der Opfer könnte zwischen 160 und 214 der 330 Millionen Einwohner liegen. Die Epidemie könnte zwischen 200.000 und 1,7 Millionen Todesopfer fordern. Doch schon deutlich früher droht ein Kollaps des Gesundheitssystems durch eine explodierende Zahl von Erkrankungen.

Die Experten erwarten, dass zwischen 2,4 und 21 Millionen Amerikaner in Spitälern versorgt werden müssen. Dort stehen aber insgesamt nur 925.000 Betten parat, die weitgehend belegt sind. Das amerikanische Gesundheitswesen ist weitgehend kommerziell aufgestellt und eine grosse Zahl leerstehender Betten würde die Profitmargen von Spitälern schmälern oder Defizite produzieren (Link). Die Schätzungen widersprechen Verlautbarungen von Donald Trump und seiner Regierung auf krasse Weise. Der Präsident hat bis in die letzten Tage erklärt, Covid-19 sei mit einer saisonalen Grippe vergleichbar und die Epidemie werde nur von kurzer Dauer sein, sowie kaum Opfer fordern. Trump hätte selbstverständlich bereits vor zwei Wochen Zugang zu diesen Experten-Schätzungen haben und dann drastische Massnahmen zur Eindämmung des Virus einleiten können.

Er hat jedoch vorgezogen, den Kopf in den Sand zu stecken und die Öffentlichkeit zu täuschen. Allerdings gibt es auch positive Nachrichten. Die Demokraten im Repräsentantenhaus und das Weisse Haus haben anscheinend ein fiskalisches Rettungs-Paket geschnürt, das Krankengeld für Millionen Angestellte im Service-Bereich vorsieht. Und die Aufsichtsbehörde FDA hat soeben im Schnellverfahren einen von der Schweizer Roche entwickelten Virus-Test genehmigt. Dies sollte endlich zu einer besseren Erkennung der Ausbreitung von Covid-19 in der Bevölkerung führen, was den ersten Schritt zu der Eindämmung des Virus darstellt (Link).Die Börsen reagieren auf diese Entwicklungen positiv. Trump hat den Morgen derweil mit Twitter-Attacken auf die Demokraten und die Obama-Regierung verbracht. AM

09.00 Uhr
Bereits 126 Kranke
Die Spirale der offiziell als Coronavirus-erkrankten Menschen dreht sich in Israel unentwegt weiter. Waren es am Donnerstagabend noch 109 Personen, sind es am Freitagmorgen bereits deren 126, und die Experten sprechen von einer weiteren, immer rascheren Zunahme. JU


DONNERSTAG, 12. MÄRZ 2020

20.00 Uhr
New York schliesst Broadway und Museen
Um die Ansteckungsgefahr durch Covid-19 zu verringern, hat Gouverneur Andrew Cuomo vor wenigen Minuten in New York City die Schliessung sämtlicher Kulturinstitution einschliesslich der weltberühmten Museen angeordnet. Dies soll morgen, Freitag um 17 Uhr in Kraft treten. Bereits am heutigen Donnerstag sollen die 41 Theater am Broadway geschlossen werden. In der Stadt sind zudem ab morgen Versammlung von mehr als 500 Menschen untersagt. An Veranstaltungs-Orten mit kleinerer Kapazität darf nurmehr die Hälfte der Plätze besetzt werden, um grössere Distanz zwischen Teilnehmern zu gewährleisten. Viele Schulen bleiben jedoch offen, da Eltern berufstätig sind und häufig vor immensen Problemen stehen, eine alternative Betreuung ihrer Kinder zu organisieren. In den USA sind Stand Donnerstagnachmittag über 1400 Menschen erkrankt, darunter 328 im Gliedstaat New York. Hier hat die Zahl von Fällen seit Mittwoch um 112 auf 328 zugenommen. Gouverneur Cuomo hat zudem unilateral ein Krankengeld für sämtliche von Covid-19 betroffenen Arbeitnehmer auf zunächst 14 Tage angeordnet. Dies stellt ein zentrales Problem der landesweiten Bekämpfung des Virus dar: In grossen Teilen des Dienstleistungssektors werden Arbeitnehmer nur nach Stunden bezahlt und haben kein Recht auf Krankengeld. Sie wären daher in vielen Fällen gezwungen, bei einer Ansteckung weiterhin zur Arbeit zu gehen. In Washington drängen die Demokraten bei der Aushandlung eines Massnahmen-Pakets zur Virus-Bekämpfung auf die Gewährung von Krankengeld durch den Staat. Konservative lehnen dies jedoch ab. AM

19.30 Uhr
Schulen und Universitäten geschlossen
Zum Schluss seiner kurzen, aber eindringlichen Ausführungen vor der Presse am Donnerstagabend in Jerusalem kam Premierminister Netanyahu auf die aktuelle politische Lage zu sprechen, konkret auf das offenbare Unvermögen der Politiker, eine Koalitionsregierung zu bilden. Der heutige «historische Notstand», sagte der Premier, lasse nur eine Lösung offen: Die sofortige Bildung einer Regierung des nationalen Notstands auf begrenzte Zeit mit nur einem Ziel: Der Sicherung des Wohlergehens des Staates und seiner Einwohner.Vorausgegangen war die Bekanntgabe der Schliessung von Schulen und Universitäten des Landes von Freitag morgen mindestens bis nach dem Pessachfest (dem jüdischen Osterfest) Mitte April, wenn nötig aber noch länger. Ausgenommen von dieser drastischen Entscheidung sind vorerst nur die erste drei Schulklassen, die Kindergärten, die Sonderklassen für Kinder mit Spezialbedürfnissen und internatsähnliche Schulen.

Mit dieser Massnahme komme man der Verwirklichung des wichtigsten Zieles wesentlich näher: Der Minderung der physischen Kontakte unter der Bevölkerung, der Minderung des «Einsatzes» von Kindern und Jugendlichen als Träger des potentiell tödlichen Virus. Der israelische Regierungschef wies darauf hin, dass die Sterberate in Israel bei rund 2-4 Prozent der infizierten liegen dürfte. Pro memoria: Bis Donnerstagabend wurden in Israel 109 Personen als Infizierte definiert, unter ihnen ein halbjähriges Baby und zwei Jugendliche im Alter von 10 und 11 Jahren. Diese Zahlen werden, wie gesagt, laufend steigen. Der Premierminister erliess in seinen Ausführungen auch einen dringenden Appell an das Volk, die Hygiene zu befolgen und wortwörtlich «auf Distanz zu gehen».

Auch erinnerte er an die Verfügung vom Mittwoch, wonach nur Anlässe mit maximal 100 Teilnehmer gestattet seien. Sportmeisterschaften (Fussball, Basketball usw.) sind entweder eingestellt oder finden vor leeren Zuschauerrängen statt, und auch Theater sowie Museen schliessenb laufend die Tore. Nicht zuletzt sei auch darauf hingewiesen, dass bis Donnerstagabend schon rund 100 Hotels und Hebergen im Land den Betrieb eingestellt haben. JU

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