WELT Corona-Update
Hamburg (Weltexpresso) - Nach Angaben der amerikanischen Johns-Hopkins-Universität sind 31.260 Menschen in Deutschland mit dem Coronavirus infiziert, 133 starben. Eine Blitzumfrage von infratest dimap für den ARD-„Deutschlandtrend“ zeigt nun: 95 Prozent der Deutschen befürworten, dass man sich in den kommenden zwei Wochen nur noch in der eigenen häuslichen Gemeinschaft oder mit einer weiteren Person treffen darf. 75 Prozent der Bundesbürger sind der Umfrage zufolge zufrieden mit dem Krisenmanagement der Bundesregierung. Nur fünf Prozent sind damit gar nicht, 18 Prozent sind weniger zufrieden.
Gleichzeitig wirkt sich die Corona-Krise zugunsten der Union aus. Im aktuellen Meinungstrend des Instituts Insa für die „Bild“ gewannen CDU/CSU fünf Prozentpunkte hinzu und landeten bei 33,5 Prozent. Das war der beste Wert für die Union in der Erhebung seit der Bundestagswahl 2017 – und der höchste Zuwachs, den die Union im Insa-Meinungstrend jemals in einer Woche erreicht hat. Die SPD gewann lediglich einen halben Punkt hinzu und erreichte 15 Prozent.
Mehrere Bundesländer stockten heute auch noch einmal ihre Wirtschaftshilfen in der Corona-Krise auf: Rheinland-Pfalz stellt 3,3 Milliarden Euro bereit, der nordrhein-westfälische Landtag beschloss einstimmig ein Hilfspaket in Höhe von 25 Milliarden Euro und Bayerns Ministerpräsident Markus Söder kündigte an, im Haushalt sollten 20 Milliarden Euro bereitgestellt werden.
Auch weitere Maßnahmen wurden angekündigt oder angeschoben: So will Schleswig-Holsteins Bildungsministerin Karin Prien (CDU) die Abiturprüfungen und alle anderen Abschlussprüfungen absagen. Sie werde dem Kabinett für die Beratungen am Mittwoch einen entsprechenden Beschlussvorschlag vorlegen. Thüringens Ministerpräsident Bodo Ramelow (Linke) kündigt ein Kontaktverbot an. Damit werde umgesetzt, was Bund und Länder vereinbart hätten – die Pläne sehen vor, dass man sich im öffentlichen Raum nur noch alleine, zu zweit oder im Kreise der Angehörigen des eigenen Haushalts aufhalten darf.
Zudem ist seit heute eine Krankschreibung per Telefon noch leichter möglich. Patienten mit leichten Erkrankungen der Atemwege können sich laut der Kassenärztlichen Bundesvereinigung ab sofort nach telefonischer Rücksprache mit ihrem Arzt für bis zu 14 Tage krankschreiben lassen. In die Praxis soll dafür niemand mehr müssen.
Last but not least: Die Deutsche Fußball Liga will die Aussetzung des Spielbetriebs in der 1. und 2. Bundesliga mindestens bis zum 30. April verlängern. Eine entsprechende Empfehlung des Präsidiums werden die 36 Profivereine auf der Mitgliederversammlung am 31. März mit höchster Wahrscheinlichkeit beschließen. Zuvor waren wegen der Corona-Virus-Pandemie schon die Spieltage 26 und 27 abgesagt worden.
Die Lage in Europa
Lange hatte er sich gesträubt – nun kündigte der britische Premier Johnson in einer Fernsehansprache am Montagabend doch weitreichende Ausgangsbeschränkungen an: Das Haus dürfe nur noch für den Einkauf wesentlicher Dinge wie Lebensmittel und Medikamente und für den Weg zur Arbeit verlassen werden, sagte Johnson unter anderem. Doch das löste eher Verwirrung statt Klarheit aus. Heute waren viele Londoner U-Bahnen überfüllt, die Fahrgäste standen dicht gedrängt nebeneinander. „Wir müssen mit allen nicht notwendigen Fahrten aufhören“, erklärte der Bürgermeister der britischen Hauptstadt, Sadiq Khan, daraufhin. Die Zahl der Toten in Großbritannien stieg auf 337 – Kritiker fürchten, Großbritannien könnte noch härter getroffen werden als Italien, sollte der chronisch unterfinanzierte Nationale Gesundheitsdienst NHS unter der Last der Epidemie zusammenbrechen.
Weiter dramatisch bleibt die Lage in Spanien. Wegen der rapide zunehmenden Zahl der Corona-Toten wird die Eishalle in Madrid zum Leichenhaus umfunktioniert. Die ersten Särge würden nach Abschluss der Vorbereitungen dort wohl schon im Laufe des Tages eintreffen, sagte Bürgermeister José Luis Martínez-Almeida. „Es war eine schmerzhafte Entscheidung, die aber nötig war, weil die Bestattungsunternehmen überlastet sind.“ Wie lange die Leichen auf der 1800 Quadratmeter großen Eisfläche aufgebahrt werden müssten, könne man nicht sagen. In Spanien lag die Zahl der Infizierten bei mehr als 39.600.
Die Lage in der Welt
Die USA könnten nach Einschätzung der Weltgesundheitsorganisation WHO das neue Epizentrum der Coronavirus-Pandemie werden. Die Vereinigten Staaten hätten das Potenzial dazu, da die Fallzahlen dort sehr rasch anstiegen, sagte WHO-Sprecherin Margaret Harris. 85 Prozent der Neuinfektionen, die in den vergangenen 24 Stunden gemeldet worden seien, entfielen auf die USA und Europa.
Konträr dazu hat US-Präsident Donald Trump der amerikanischen Bevölkerung eine baldige Erholung von der Coronavirus-Krise in Aussicht gestellt. „Wir können nicht zulassen, dass die Heilung schlimmer ist als das Problem“, sagte Trump. Er räumte ein, die Lage werde sich zunächst wohl noch verschlechtern – sagte aber auch, die USA würden sich eher in einer Frage von Wochen als von Monaten wieder für Geschäfte öffnen. Er betonte, eine lang anhaltende Schließung der Wirtschaft würde letztlich zu mehr Toten führen als das Coronavirus. Trumps Regierung und seine Republikaner verhandeln derzeit mit den Demokraten im US-Kongress über ein riesiges Konjunkturpaket als Antwort auf die Corona-Krise. Die Gespräche ziehen sich jedoch in die Länge. Die Zahl der Infizierten ist in den USA auf fast 46.500 gestiegen.
Auch in Afrika steigen die Fallzahlen weiter an: Mehr als 40 Länder haben insgesamt über 1000 Fälle bestätigt. Nigeria meldete heute einen ersten Todesfall, Südafrikas Präsident Cyril Ramaphosa verhängte eine landesweite Ausgangssperre, Ägypten ordnete eine nächtliche Ausgangssperre an.
In der zentralchinesischen Provinz Hubei, wo der Ausbruch des Coronavirus seinen Ausgang genommen hatte, entspannt sich die Lage dagegen offenbar: Hier sollen erste Beschränkungen wie Reiseverbote in Kürze aufgehoben werden – faktisch hatten hier rund 60 Millionen Menschen unter Quarantäne gestanden. Die Menschen sollen die Provinz ab Mittwoch wieder verlassen dürfen – ausgenommen ist noch die Millionenmetropole Wuhan. Diese war vor rund zwei Monaten, am 23. Januar, komplett abgeriegelt worden. China hatte vergangene Woche landesweit keine lokalen Neuinfektionen mehr gemeldet. Jedoch wurde das Virus bei 74 Menschen nachgewiesen, die kürzlich in die Volksrepublik eingereist sind – insgesamt seien nach Behördenangaben bislang 427 importierte Fälle festgestellt worden.
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