Redaktion tachles
Tel Aviv (Weltexpresso) - 37 von ihnen sind in schwerem, 64 in mittelschwerem und 2197 in einem milden Zustand. Vor diesem Hintergrund richteten sich Staatspräsident Reuven Rivlin und Premierminister Netanyahu in einem dringenden Appell an ihr Volk. Mit verschiedenen Worten und anders gelagerten Argumenten rüttelten sie (hoffentlich) die Massen auf, ihrer Selbstdisziplin zu gehorchen, um ihr Leben, das ihrer Familie und letztlich um ihr Volk und ihren Staat zu retten.
Der Präsident sprach von «komplexen und schwierigen Zeiten» für Israels Führer und Gesellschaft als Teil der Familie der Nationen. Er erwähnte die am Mittwochabend in Kraft getretenen Massnahmen, welche die individuelle Bewegungsfreiheit und Freiheiten noch weiter beschränken würden. «Wir müssen die Kunst der Gehorsam lernen», sagte Rivlin. Dazu zählte er das Befolgen der Instruktionen des Gesundheitsministeriums, der Instruktionen der Regierung, der Notfall- und Rettungskräfte.
«Auch wenn wir die Instruktionen kritisieren, und sogar wenn wir denken, dass sie falsch sind, müssen wir auf sie hören und sie ausführen. Wir müssen Gehorsam üben und tun, was von uns verlangt wird. Davon hängt unser Leben ab. Trotz der tiefen Kluft zwischen den Lagern und trotz der wilden Rhetorik zwischen den Seiten weiss ich, dass die weite Mehrheit von Israels Führung, von links und rechts, weiss, dass es die Pflicht von jedem Einzelnen von uns ist, den Urteilen der Gerichte zu folgen, und dass es undenkbar ist, dass jemand dies nicht tut».
Dann attackierte der Präsident scharf aber treffend den zurückgetretenen Knessetsprecher Yuli Edelstein, der genau das nicht tun würde. Und dann kam Rivlin auf den Mittelpunkt seiner Wünsche zu sprechen: «Ungeachtet der Differenzen zwischen uns müssen wir stets sicherstellen, dass die Regeln der Demokratie, ohne welche wir zerstört wären, aufrecht erhalten werden. Ich appelliere an Sie von hier aus, Ihr Führer der wichtigsten Parteien, einen Weg zu finden, um eine gemeinsame Führung zu finden, eine verantwortungsbewusste Führung, denn Israels Gesellschaft befindet sich in der Krise. Denkt vor allem an die schreckliche Seuche, die uns angreift und die Leben unserer Lieben fordert, und die Israels Wirtschaft aufs Schlimmste schädigt. Ich weiss wie klein die Distanz ist zwischen Euch. Jede Seite muss die roten Linien des Anderen verstehen und muss flexibel sein, dennwir haben schlicht keine Alternative. (....) Wir werden die Sache überwinden und wir werden gestärkt aus allem hervorgehen».
Nach dem Präsidenten ergriff Premier Netanyahu das Wort. Auch er nahm sich kein Blatt vor den Mund, wenn es um die Zukunft von Volk und Staat ging, doch er benutzte als zentrales Instrument eindeutig mehr den Warnfinger als sein Vorredner dies getan hatte. «Sollte Israel nicht ein unverzügliche Verbesserung im Trend der Zahlen von Menschen sehen, die mit dem Coronavirus infiziert sind, dann wird das Land keine Wahl haben, als schon in den nächsten Tagen die volle Abriegelung einzuführen», warnte Netanyahu wenige Minuten nachdem das Gesundheitsministerium die Zahl der erkrankten Israeli mit 2369 angegeben hatte. «Die Schritte, die wir hier in Israel unternommen haben, werden auf aller Welt unternommen, doch sie genügen nicht, denn die Zahl der Patienten verdoppelt sich alle drei Tage. In zwei Wochen werden wir deshalb tausenden von Patienten gegenüberstehen, von denen viele in Todesgefahr schweben werden». Deshalb sagte Netanyahu dem Volk schon jetzt, dass es, wenn der Trend sich nicht umgehend verbessern würde, keine Alternative geben würde zur vollkommenen Abriegelung, ausgenommen für die essentiellen Bedürfnisse wie Nahrungsmittel und Medikamente. «Das ist eine Sache von ein paar Tagen. Wir treffen alle nötigen Vorbereitungen – logistisch und legal». Es sei nicht ausgeschlossen, dass Israel in ein paar Wochen tausende Kranke mit potentieller Todesgefahr haben werde.
«Als Europa vor 100 Jahren von Seuchen und Katastrophen heimgesucht wurde, hatten wir noch keinen Staat. Heute haben wir einen Staat, und das gibt uns ungeahnte Möglichkeiten. Wir schreiben ein neues Kapitel in der Geschichte Israels. Wir sind ein Volk und ein Staat», meinte Netanyahu abschliessend, bevor er betonte, dass die Not der Stunde nach einer Notstandsregierung rufe. Dabei beschränkte der Premier sich im Gegensatz zu Präsident Rivlin aber auf Allgemeinplätze und verzichtete auf jeder Kritik an ex-Knessetsprecher und Parteigenossen Yuli Edelstein. Sein Schlussvotum war allerdings überzeugend: «Bleibt zu Hause!» Wolle das Volk nicht in die Katastrophe absinken, sei jetzt laut Netanyahu die Selbstdisziplin eines jeden Einzelnen gefordert.
Foto:
© tachles
Info:
Nachdruck des Artikels mit freundlicher Genehmigung aus dem Wochenmagazin TACHLES vom 25. März 2020
«Auch wenn wir die Instruktionen kritisieren, und sogar wenn wir denken, dass sie falsch sind, müssen wir auf sie hören und sie ausführen. Wir müssen Gehorsam üben und tun, was von uns verlangt wird. Davon hängt unser Leben ab. Trotz der tiefen Kluft zwischen den Lagern und trotz der wilden Rhetorik zwischen den Seiten weiss ich, dass die weite Mehrheit von Israels Führung, von links und rechts, weiss, dass es die Pflicht von jedem Einzelnen von uns ist, den Urteilen der Gerichte zu folgen, und dass es undenkbar ist, dass jemand dies nicht tut».
Dann attackierte der Präsident scharf aber treffend den zurückgetretenen Knessetsprecher Yuli Edelstein, der genau das nicht tun würde. Und dann kam Rivlin auf den Mittelpunkt seiner Wünsche zu sprechen: «Ungeachtet der Differenzen zwischen uns müssen wir stets sicherstellen, dass die Regeln der Demokratie, ohne welche wir zerstört wären, aufrecht erhalten werden. Ich appelliere an Sie von hier aus, Ihr Führer der wichtigsten Parteien, einen Weg zu finden, um eine gemeinsame Führung zu finden, eine verantwortungsbewusste Führung, denn Israels Gesellschaft befindet sich in der Krise. Denkt vor allem an die schreckliche Seuche, die uns angreift und die Leben unserer Lieben fordert, und die Israels Wirtschaft aufs Schlimmste schädigt. Ich weiss wie klein die Distanz ist zwischen Euch. Jede Seite muss die roten Linien des Anderen verstehen und muss flexibel sein, dennwir haben schlicht keine Alternative. (....) Wir werden die Sache überwinden und wir werden gestärkt aus allem hervorgehen».
Nach dem Präsidenten ergriff Premier Netanyahu das Wort. Auch er nahm sich kein Blatt vor den Mund, wenn es um die Zukunft von Volk und Staat ging, doch er benutzte als zentrales Instrument eindeutig mehr den Warnfinger als sein Vorredner dies getan hatte. «Sollte Israel nicht ein unverzügliche Verbesserung im Trend der Zahlen von Menschen sehen, die mit dem Coronavirus infiziert sind, dann wird das Land keine Wahl haben, als schon in den nächsten Tagen die volle Abriegelung einzuführen», warnte Netanyahu wenige Minuten nachdem das Gesundheitsministerium die Zahl der erkrankten Israeli mit 2369 angegeben hatte. «Die Schritte, die wir hier in Israel unternommen haben, werden auf aller Welt unternommen, doch sie genügen nicht, denn die Zahl der Patienten verdoppelt sich alle drei Tage. In zwei Wochen werden wir deshalb tausenden von Patienten gegenüberstehen, von denen viele in Todesgefahr schweben werden». Deshalb sagte Netanyahu dem Volk schon jetzt, dass es, wenn der Trend sich nicht umgehend verbessern würde, keine Alternative geben würde zur vollkommenen Abriegelung, ausgenommen für die essentiellen Bedürfnisse wie Nahrungsmittel und Medikamente. «Das ist eine Sache von ein paar Tagen. Wir treffen alle nötigen Vorbereitungen – logistisch und legal». Es sei nicht ausgeschlossen, dass Israel in ein paar Wochen tausende Kranke mit potentieller Todesgefahr haben werde.
«Als Europa vor 100 Jahren von Seuchen und Katastrophen heimgesucht wurde, hatten wir noch keinen Staat. Heute haben wir einen Staat, und das gibt uns ungeahnte Möglichkeiten. Wir schreiben ein neues Kapitel in der Geschichte Israels. Wir sind ein Volk und ein Staat», meinte Netanyahu abschliessend, bevor er betonte, dass die Not der Stunde nach einer Notstandsregierung rufe. Dabei beschränkte der Premier sich im Gegensatz zu Präsident Rivlin aber auf Allgemeinplätze und verzichtete auf jeder Kritik an ex-Knessetsprecher und Parteigenossen Yuli Edelstein. Sein Schlussvotum war allerdings überzeugend: «Bleibt zu Hause!» Wolle das Volk nicht in die Katastrophe absinken, sei jetzt laut Netanyahu die Selbstdisziplin eines jeden Einzelnen gefordert.
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Nachdruck des Artikels mit freundlicher Genehmigung aus dem Wochenmagazin TACHLES vom 25. März 2020