In den USA dürfte Covid-19 bereits eine deutlich höhere Zahl von Todesopfern gefordert haben, als von Gesundheitsbehörden ermittelt
Andreas Mink
New York (Weltexpresso) - Dies behauptet ein aktueller Hintergrundbericht der «Washington Post». Demnach beruhen die offiziellen Angaben auf Virus-Tests, entweder bei Kranken oder Verstorbenen (Link). Vor allem zu Beginn der Epidemie seien Erkrankte dank fehlender Mittel überhaupt nicht getestet worden. Bis heute nehmen vor allem Seniorenheime diese Überprüfungen aus Zeitmangel oder anderen Gründen nicht vor. Die «Post» zitiert Experten, die von einer vielfachen Zahl tatsächlicher Todesfälle ausgehen. Dies hat natürlich auch politische Konsequenzen, da Präsident Donald Trump die Gefahr von Covid-19 zumindest bis Mitte März ständig kleingeredet hat.
Kritiker wie Jay Inslee, der demokratische Gouverneur von Washington, werfen Trump mangelnde Tatkraft und Passivität vor (Link). Hierzu passt ein aktueller Report der Nachrichtenagentur AP, wonach Bundesbehörden erst Mitte März mit dem Anlauf und Bestellungen von Gesichtsmasken, Beatmungsgeräten und anderen medizinischen Material zur Bekämpfung von Covod-19 begonnen haben. Washington hat damit drei Monate verschenkt.
Laut einschlägigen Datenbanken hat die Zahl der Virus-Erkrankungen in den USA nun 320.000 überschritten. Jene der offiziell identifizierten Todesopfer geht auf 10.000 zu. Von Samstag auf Sonntag erlebte das Land mit rund 1400 Todesfällen die bislang höchste Zahl an einem Tag (Link). Im Gliedstaat New York ist die Rate gegenüber vorgestern jedoch von 630 auf 594 gefallen. Gouverneur Andrew Cuomo erwartet zwar den Höhepunkt der Krise in den nächsten Tagen, warnte jedoch Sonntagmittag vor vorzeitigem Aufatmen (Link). Allerdings seien auch Einweisungen in Spitäler erstmals gesunken. Der federführend an der Bekämpfung von Covid-19 beteiligte Regierungs-Epidemologe Dr. Anthony Fauci erklärte jedoch, der Ausbruch sei in den USA keineswegs unter Kontrolle (Link).
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Ungewohnt leere Strassen in New York
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Nachdruck des Artikels mit freundlicher Genehmigung aus dem Wochenmagazin TACHLES vom 6. April 2020