WELT Corona-Update
Hamburg (Weltexpresso) -Die Volkswirte des Internationalen Währungsfonds (IWF) sind in Sorge um die Weltwirtschaft. Sie prognostizieren für dieses Jahr einen Einbruch des deutschen Bruttoinlandsprodukts (BIP) in Höhe von sieben Prozent. Damit sind sie deutlich pessimistischer als die führenden deutschen Wirtschaftsinstitute, die vergangene Woche einen Einbruch um 4,2 Prozent vorausgesagt hatten.
Weltweit geht der IWF von einem Rückgang der Wirtschaftsleistung um insgesamt drei Prozent aus. Die Heftigkeit und Geschwindigkeit, mit denen die wirtschaftlichen Aktivitäten weltweit zum Erliegen kamen, seien mit keinem Ereignis im Leben der heutigen Generationen zu vergleichen, sagte IWF-Chefökonomin Gita Gopinath.
Lediglich China und Indien wird in diesem Jahr noch ein leichtes Wachstum zugetraut. Am härtesten wird laut IWF-Prognose dagegen auch wirtschaftlich Italien (minus 9,1 Prozent) getroffen. Aber: Zugleich erwartet der IWF für 2021 eine zügige wirtschaftliche Erholung – speziell in Deutschland, welches schneller und stärker wieder wachsen werde als andere Staaten in Europa.
In Deutschland und im Rest der Welt gab es heute und am Oster-Wochenende wieder zahlreiche Entwicklungen im Kampf gegen Corona – wir haben diese wie an jedem Wochentag für Sie zusammengefasst.
Wir – die gesamte WELT-Redaktion – hoffen, dass Sie ein entspanntes und friedliches Osterfest hatten, auch wenn es anders war als sonst.
WELT-Nachrichtenredaktion
Die Lage in Deutschland
RKI-Chef Lothar Wieler äußerte sich am Mittag positiv zu den deutschen Fortschritten im Kampf gegen das Coronavirus. Deutschland stehe bei der Entwicklung der Fall- und insbesondere der Todeszahlen „im Vergleich zu vielen anderen Ländern sehr gut da“. Das RKI meldete am Dienstag 125.098 Infektionen, die Zahl der Todesfälle liegt bei 2969 – weit weniger als in den USA, Spanien, Italien und mittlerweile auch Großbritannien. Insgesamt gebe es in Deutschland eine Verlangsamung, aber keine Eindämmung der Ausbreitung des Virus.
Ein großes Thema ist unterdessen, ob, wann und wie in Deutschland Schulen wieder geöffnet werden. Die Nationale Akademie der Wissenschaften Leopoldina aus Halle hatte am Montag empfohlen, zuerst Grundschulen und die Sekunderstufe 1 zu öffnen, unter anderem, weil Jüngere mehr auf persönliche Betreuung, Anleitung und Unterstützung angewiesen seien. Das RKI regt dagegen an, Schulen zuerst wieder für die höheren Jahrgänge zu öffnen, da Jugendliche Abstandsregeln besser einhalten könnten, so Wieler.
In Nordrhein-Westfalen soll der letzte Jahrgang vor der Einschulung bald wieder die Kindertagesstätten besuchen dürfen. In der kommenden Woche werde die Notfallbetreuung noch fortgesetzt. „Danach schlage ich vor, den letzten Jahrgang vor der Einschulung wieder zuzulassen“, sagte NRW-Familienminister Joachim Stamp (FDP) der dpa.
Bundesfamilienministerin Franziska Giffey (SPD) hat am Vormittag ebenfalls angeregt, zur Entlastung insbesondere von Alleinerziehenden wieder mehr Betreuung in Kitas anzubieten. Es müsse auch an Kinder aus Familien gedacht werden, „die in sehr beengten und schwierigen sozialen Verhältnissen leben“.
Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) erklärte derweil, „vorsichtige Erleichterungen kann es nur mit zusätzlichem Schutz geben“. „Wir sind noch lang nicht über den Berg“, schrieb er auf Twitter.
Die Lage in Europa
Die Ausgangssperre in Frankreich wird um einen ganzen Monat bis zum 11. Mai verlängert. Das teilte Präsident Emmanuel Macron am Montag Abend in einer Fernsehansprache mit. Französinnen und Franzosen dürfen demnach weiterhin nur das Haus verlassen, wenn es unbedingt nötig ist. Spaziergänge, Gassigehen oder Sport sind nur eine Stunde pro Tag im Radius von einem Kilometer zur Wohnung erlaubt – in der Hauptstadt Paris sogar nur zwischen 19 und 10 Uhr. Frankreich hat mit 14.967 Toten beinahe das fünffache an Corona-Opfern wie Deutschland.
Die Weltgesundheitsorganisation WHO zeigt sich besorgt über die Lage in Großbritannien und der Türkei. Während in einigen Staaten die Ausbreitung des Coronavirus leicht nachlasse, steigen in diesen Ländern die Fallzahlen weiter stetig.
Die von der britischen Regierung veröffentlichten Tagesdaten weisen außerdem nur Todesfälle in Krankenhäusern aus. Das „Office for National Statistics" rechnet bei den Todesopfern mit einer etwa 15 Prozent höheren Zahl als den offiziell benannten 12.107.
Die Lage in der Welt
US-Präsident Donald Trump hat im Zusammenhang mit einer Lockerung der Schutzmaßnahmen eine „absolute Weisungsbefugnis" über die Bundesstaaten beansprucht. Trump twitterte, manche sagten, die Entscheidung obliege den Gouverneuren und nicht dem Präsidenten, und er wolle klarstellen, dass dies falsch sei. „Es ist die Entscheidung des Präsidenten“, schrieb er.
Diese Darstellung wurde von Rechtsexperten und einigen Gouverneuren zurückgewiesen. Zehn Bundesstaaten – darunter New York und Kalifornien – koordinieren ihre Pläne für eine Lockerung der Pandemiemaßnahmen unabhängig von der Regierung in Washington. New Yorks Gouverneur Andrew Cuomo hat sich offen gegen Trump gestellt. Er würde einer Anordnung nicht Folge leisten, wenn sie die Bürger seines Bundesstaates gefährden würde, sagte er dem Sender CNN. In der Verfassung stehe „das genaue Gegenteil von dem, was der Präsident gesagt hat.“ Eine derartige Macht würde den Präsidenten zu einem König machen.
Der Iran hat nach Angaben seines Gesundheitsministers einen ersten Teilerfolg im Kampf gegen das Coronavirus verbucht. „Zum ersten Mal in den letzten vier Wochen war die Opferzahl heute zweistellig“, sagte Minister Saeid Namaki am Dienstag. Laut Namaki gab es binnen 24 Stunden 98 Tote. Dies sei das Ergebnis eingehaltener Kontaktbeschränkungen und der erfolgreichen Arbeit in den medizinischen Bereichen, so der Minister laut Nachrichtenagentur Isna. Es gibt allerdings weltweit Zweifel an den Todeszahlen aus dem Iran.
Eine Studie von Universitäten und Forschungsinstituten in Brasilien deutet auf eine hohe Dunkelziffer bei Coronavirus-Infektionen im Land hin. Die Zahl der Fälle sei wahrscheinlich zwölfmal höher als die dort offiziell verbreitete Statistik. Bis Sonntag meldeten die Behörden 22.169 bestätigte Erkrankungen und 1223 Todesfälle im Zusammenhang mit dem Coronavirus.
Die Lage an den Börsen
Positiv aufgenommene Wirtschaftsdaten aus China haben den Dax am Dienstag gestützt. Der deutsche Leitindex schloss 1,25 Prozent höher bei 10.696,56 Punkten. Allerdings hatten technische Störungen bei der Deutschen Börse schon früh eine stundenlange Unterbrechung des Xetra-Handel ausgelöst. Erst am frühen Nachmittag war es dem Börsenbetreiber gelungen, die Probleme zu lösen.
Vom Crash-Tief Mitte März hat sich der Dax nun schon um fast 30 Prozent nach oben gearbeitet. Der MDax der mittelgroßen Werte gewann am Dienstag 1,24 Prozent auf 22. 374,20 Punkte.
Und was Hoffnung macht ...
China lässt einem Medienbericht zufolge zwei experimentelle Impfstoffe zur Bekämpfung des neuen Coronavirus für Humantests zu. Die Impfstoffe würden von einer in Peking ansässigen Einheit der Sinovac Biotech und dem Institute of Biological Products, einer Tochtergesellschaft der staatlichen China National Pharmaceutical Group in Wuhan entwickelt, berichtet die Nachrichtenagentur Xinhua.
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