Israel: Gantz und Netanyahu geben nicht auf
Jacques Ungar
Tel Aviv (Weltexpresso) - Eines muss man den Beiden lassen: Sowohl Premier Netanyahu als auch sein Widersacher/potentieller Partner Benny Gantz von Blauweiß geben den Gedanken an eine wie auch immer gestaltete gemeinsame Regierung nicht auf. Nachdem ihre Verhandlungen zur Bildung einer Koalition am Montagabend resultatlos zu Ende gegangen waren – Beide spachen immerhin von «echten Fortschritten» -, gelangten sie zusammen an Staatspräsident Reuven Rivlin und baten um eine Verlängerung.
Obwohl das Mandat des Blauweiß-Chefs zur Regierungsbildung am Montag um Mitternacht abgelaufen war, gab der Präsident ihnen zwei Tage bis Mittwochabend Mitternacht, vor allem weil die Bitte von beiden Politikern gemeinsam vorgebracht worden war. Die erste Gesprächsrunde der beiden Verhandlungsteams stand für heute Dienstagmorgen in Netanyahus Residenz auf dem Programm.
Der Regierungs- und Likudchef ging dabei mit dem für ihn besonders schmeichelhaften Resultat einer Umfrage ins Rennen: Laut TV-Kanal 12 hätte sein Likud 40 Sitze erhalten, vier mehr als bei den Wahlen vom 2. März, hätten die Wahlen am Montag stattgefunden. Blauweiß müsste sich laut der Umfrage mit 19 Mandaten begnügen, weitaus weniger als die 33 Sitze bei den letzten Wahlen.
Yair Lapids und Moshe Yaalons «Jesh Atid», die sich von Gantz gelöst haben, erhielten zehn Mandate. Aber Umfragen und die echten Ergebnisse, die zählen sind bekanntlich zwei Dinge, und folglich tut das israelische Volk besser daran, das vermutliche Finale der Verhandlungen Gantz-Netanyahu am Mittwochabend abzuwarten und dann erleichtert aufzuatmen oder mit wachsendem Frust weiter an den Fingernägeln zu kauen.
Foto:
Wahlplakate vom vergangenen März
© tachles
Info:
Nachdruck des Artikels mit freundlicher Genehmigung aus dem Wochenmagazin TACHLES vom 14. April 2020