schutzmasken auf leine 100 v gseapremiumxlAus dem Kundenservice der WELT zu Corona vom Vortag, 17

WELT Corona-Update

Hamburg (Weltexpresso) - „Der Ausbruch ist wieder beherrschbar geworden“, sagte Gesundheitsminister Jens Spahn gestern Gemeinsam mit Lothar Wieler, dem Präsidenten des Robert-Koch-Instituts (RKI), verkündete er eine gute Nachricht.

Die Reproduktionszahl des Coronavirus liege in Deutschland aktuell bei 0,7 – das heißt, jede Person steckt im Durchschnitt nur noch 0,7 andere Menschen an. Allerdings erkranken immer mehr medizinische Angestellte, außerdem gab es in dieser Woche wie erwartet den bisher größten Anstieg bei den Todesfällen zu beobachten. Das Gesundheitssystem sei aber „bis hierhin zu keiner Zeit überfordert“ gewesen und „in einer guten Verfassung“, befand Spahn.

Sachsen hat unterdessen für den öffentlichen Nahverkehr sowie für den Einzelhandel im gesamten Bundesland eine Maskenpflicht beschlossen. Die Regelung gelte von Montag an, sagte Ministerpräsident Michael Kretschmer. Zur Abdeckung von Nase und Mund müsse es keine teure FFP2-Maske sein, es reichten auch ein einfaches Tuch oder ein Schal, betonte der Regierungschef.

In Deutschland und im Rest der Welt gab es heute wieder zahlreiche Entwicklungen im Kampf gegen Corona – wir haben diese wie an jedem Wochentag für Sie zusammengefasst.

 
Die Lage in Deutschland

Bundesfinanzminister und Vizekanzler Olaf Scholz geht davon aus, dass die Coronavirus-Pandemie die Gesellschaft noch für lange Zeit prägen werde. „Wir müssen eine neue Normalität entwickeln, die uns viele Monate und wahrscheinlich bis ins neue Jahr hinein begleiten wird“, sagte Scholz bei einer gemeinsamen Pressekonferenz mit der rheinland-pfälzischen Ministerpräsidentin Malu Dreyer in Berlin. Solange kein Impfstoff vorhanden sei, müsse sich die Gesellschaft so organisieren, dass eine Kontrolle des Infektionsgeschehens und ein gutes wirtschaftliches und soziales Leben gleichzeitig möglich seien.

In dieser „neuen Normalität" müssen Arbeitnehmer für Krankschreibungen bei leichten Atemwegsbeschwerden ab kommender Woche wieder zum Arzt gehen. Eine eingeführte Ausnahmeregelung, dass dies auch nach telefonischer Rücksprache mit dem Arzt ging, wird nicht verlängert. Unabhängig davon sollten Patienten mit typischen Covid-19-Symptomen oder unklaren Symptomen der oberen Atemwege aber vorher in der Praxis anrufen und das Vorgehen besprechen.

Bundestagspräsident Wolfgang Schäuble hat derweil eine Verkürzung der Sommerferien ins Gespräch gebracht. „Bis auf Ausnahmen bleiben die Schulen noch einige Zeit geschlossen. Daher frage ich mich, ob die Verantwortlichen in den Ländern darüber nachdenken, die Schulferien in der Sommerzeit etwas zu verkürzen“, sagte der CDU-Politiker der „Augsburger Allgemeinen“. Es sei „ohnehin noch aus vielen Gründen unklar, wann und wie man im Sommer verreisen kann“, sagte Schäuble. In den Bundesländern stieß der Vorschlag allerdings auf Ablehnung. „Ich finde es nicht vernünftig gegenüber Eltern, die wochenlang Homeoffice und für die eigenen Kinder Homeschooling organisiert haben, nun auch noch die Sommerferien einzuschränken“, erklärte Hamburgs Schulsenator Ties Rabe (SPD) auf WELT-Anfrage. Auch Niedersachsens Kultusminister Grant Henning Tonne (SPD) hält eine Sommerferiendebatte derzeit für „nicht hilfreich“.


Die Lage in Europa

Lange war das Coronavirus in Russland offiziell kaum präsent. Mit 4069 Neuinfektionen gibt es jetzt allerdings erneut einen Rekordanstieg von neuen Fällen. Damit erhöht sich die Gesamtzahl der Ansteckungen auf 32.007. In der Frühphase des Ausbruchs hatten dortige Behörden weit weniger Infektionen registriert als viele Länder in Westeuropa – es wurde allerdings auch weniger auf das Virus getestet, Todesfälle durch Lungenentzündungen nicht auf Covid-19 überprüft.

Trotz internationaler Bedenken hat Russland nun auch den Einsatz des Malaria-Medikamentes Hydroxychloroquin zur Behandlung von Coronavirus-Infektionen genehmigt. Die Anweisung folgte auf eine Spende von zehntausenden Packungen aus China und auf ein Telefonat des russischen Präsidenten Wladimir Putin mit seinem chinesischen Kollegen Xi Jinping. Eine Studie hatte in dieser Woche ergeben, dass Hydroxychloroquin den Heilungsverlauf einer Covid-19-Infektion nicht begünstigt – lediglich verschiedene Symptome werden erfolgreich gelindert.

Das Krisenmanagement in Großbritannien gerät nach einer weiteren Nachricht erneut in die Kritik. Wie die “New York Times” berichtet, habe die britische Regierung Testkits im Wert von mindestens 18 Millionen Euro von zwei chinesischen Unternehmen bestellt. Die Tests hätten sich jedoch als unbrauchbar herausgestellt. Ein Labor der Oxford University habe eine ungenügende Genauigkeit festgestellt. Premierminister Boris Johnson hatte zuvor noch stolz erklärt, die Tests seien „so einfach wie ein Schwangerschaftstest”. Ein Sprecher des Gesundheitsministers bestätigte den Fehltritt der Regierung. Derweil hat Großbritannien weiterhin mit Abstand die meisten täglichen Todesopfer in Europa zu beklagen – weltweit wird das Königreich dabei nur von den USA übertroffen.


Die Lage in der Welt

Die chinesische Stadt Wuhan hat die Zahl der Corona-Toten um rund 50 Prozent nach oben korrigiert. Wie die Behörden berichteten, sind in der zentralchinesischen Metropole, in der die Pandemie ihren Ausgang genommen hatte, doch noch weitere 1290 Menschen in Folge der Lungenkrankheit Covid-19 gestorben. Damit erhöht sich die Gesamtzahl der Toten in Wuhan auf 3896 Tote. Bislang waren 2579 Tote berichtet worden. Es wurden mehrere Gründe für die erhebliche Korrektur genannt. So seien Patienten anfangs zuhause gestorben. Auch seien Krankenhäuser überfordert und Ärzte und medizinisches Personal mit dem Ansturm der Infizierten zu beschäftigt gewesen, „was zu verspäteten, fehlenden und falschen Berichten führte“, wie die amtliche Nachrichtenagentur Xinhua berichtete.

Die landesweite Gesamtzahl von bisher 3342 Toten in China wurde zunächst noch nicht offiziell korrigiert, dürfte sich damit aber auf mehr als 4600 erhöhen. Die neuen Angaben bestätigen schon länger bestehende Vermutungen, dass in den offiziellen chinesischen Statistiken viele Fälle nicht mitgerechnet worden waren – und nähren einmal mehr die Skepsis an der Transparenz der chinesischen Regierung.

US-Präsident Donald Trump will die USA mit neuen Richtlinien in der Corona-Krise in drei Phasen auf den Weg zur Normalität zurückführen und die Wirtschaft graduell wieder öffnen. Einen genauen Zeitplan beinhalten die Richtlinien nicht. Stattdessen sollen Bundesstaaten oder Regionen vor dem Eintritt in jede der drei Phasen eine Reihe von Voraussetzungen erfüllen. So soll dort beispielsweise vor jeder neuen Phase die Zahl der nachgewiesenen Coronavirus-Infektionen jeweils über einen 14-tägigen Zeitraum abgenommen haben. In der ersten Phase werden die bisherigen Richtlinien, die zum Monatsende auslaufen, nur leicht gelockert.


Die Lage an den Börsen

Der Leitindex Dax schnellte am Freitag zwischenzeitlich um mehr als 4 Prozent nach oben und schloss schließlich 3,15 Prozent höher bei 10.625,78 Punkten. Die größten Gewinner waren dabei Infineon, Volkswagen und HeidelbergCement. Auf Wochensicht ergibt sich damit ein Dax-Plus von 0,58 Prozent. Der MDax der mittelgroßen Werte stieg am Freitag um 2,59 Prozent auf 22.356,36 Punkte.


Und was Hoffnung macht ...

In Deutschland soll demnächst die klinische Prüfung eines Impfstoffes anlaufen. Das teilte der Präsident des Paul-Ehrlich-Instituts, Klaus Cichutek, mit. Weltweit seien derzeit vier klinische Prüfungen gestartet worden. In Kürze werde auch eine erste klinische Prüfung in Deutschland beginnen. Nicht die Zulassung eines Impfstoffes dauere lange, sondern die Entwicklung, um zu einem wirksamen, aber auch verträglichen Impfstoff zu kommen.

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