cor leipzig.deAus dem Kundenservice der WELT zu Corona vom Vortag, 27

WELT Corona-Update

Hamburg (Weltexpresso) - Hoffnung, das liest man derzeit überall, soll momentan so wichtig sein wie lange nicht mehr. Wenn dem so ist, dann war heute ein guter Tag.

Zuerst durften in Niedersachsen Nutznießer eines Fünf-Punkte-Plans jubeln, mit dem die Landesregierung am Vormittag die schrittweise Öffnung des Bundeslandes aus der Corona-Lähmung vorzeigte. So sollen dort schon am kommenden Montag unter Auflagen die Restaurants wieder aufmachen dürfen.

Fast zeitgleich zu der Ankündigung waren einige hundert Kilometer weiter südlich Bayerns Ministerpräsident Markus Söder und Bundesgesundheitsminister Jens Spahn beim Pharmakonzern Roche zu Gast.

Anlass des Besuchs: Das Unternehmen darf nun einen Antikörpertest vertreiben, der laut einem Sprecher mit sehr großer Sicherheit ermitteln kann, ob jemand bereits mit dem Coronavirus infiziert gewesen und daher jetzt vermutlich immun ist – eine wichtige Kennzahl zur Einschätzung der Virenlage im Land. Oder, wie Söder es formulierte: Ein "Meilenstein" im Kampf gegen das Virus. Und damit also einfach mal ein bisschen Hoffnung.
 

Die Lage in Deutschland

Zu Beginn der ersten Mai-Woche heißt das große Thema in Deutschland: Lockerungen: Nachdem Sachsen-Anhalt mit einer Aufweichung des Kontaktverbots vorpreschte und nun Treffen von bis zu fünf Personen erlaubt, stellte die Landesregierung in Niedersachsen einen Fünf-Punkte-Plan vor. Dieser sieht schrittweise Lockerungen der Einschränkungen noch im Laufe des Monats vor und soll nach den Bund-Länder-Beratungen am Mittwoch endgültig beschlossen werden.

So soll laut dem am Montag in Hannover vorgestellten Plan die Gastronomie am 11. Mai wieder anlaufen – mit einer maximalen Auslastung von 50 Prozent. Ebenfalls von diesem Tag an sollen Ferienhäuser und -wohnungen mit einer maximalen  Auslastung von 50 Prozent vermietet werden können. Die Hotellerie soll mit halber Auslastung am 25. Mai ihr Geschäft wieder aufnehmen dürfen. Auch Niedersachsens Schüler sollen von diesem Datum an unabhängig vom Jahrgang wieder zur Schule gehen können. "Die Zeit ist reif", sagte Ministerpräsident Stephan Weil (SPD).

Markus Söder sieht die in Niedersachsen und Sachsen-Anhalt geschmiedeten Pläne kritisch. Fast zeitgleich mit den Ankündigungen aus Hannover gab der bayerische Ministerpräsident bei der Vorstellung des Antikörpertests zu Protokoll, er sei ein "bisschen unglücklich" darüber, dass manche Länder jetzt schon über das hinausgingen, was man zwischen Bund und Ländern vergangene Woche vereinbart habe.


Die Lage in Europa

In den verschiedenen europäischen Ländern entwickelt sich das Coronavirus ganz unterschiedlich. Während die einen ihre teils äußerst restriktiven Einschränkungen nur schrittweise lockern, haben andere noch nicht einmal den Zenit der ersten Welle erreicht.

Das zumindest befürchtet Andrea Ammon, Chefin des Europäischen Zentrums für die Prävention und Kontrolle von Krankheiten (ECDC). Unter anderem Großbritannien stehe das Schlimmste noch bevor, sagte sie. Sie widersprach damit dem britischen Premierminister Boris Johnson, der am Donnerstag erklärt hatte, sein Land habe den Höhepunkt überwunden. Neben Großbritannien steige die Zahl der Neuinfektionen seit zwei Wochen auch in Polen, Rumänien und Schweden mit unveränderter Geschwindigkeit, sagte Ammon.

In allen anderen europäischen Ländern würden dagegen weniger Neuerkrankungen gemeldet. "Es sieht so aus, als ob am Samstag der Höhepunkt der ersten Welle in Europa überschritten wurde", sagte Ammon.

Eine Reihe von Ländern in Europa lockert daher ab heute ihre Restriktionen. Nach Spanien beendet auch Italien schrittweise die seit Wochen andauernde drastische Ausgangssperre. Spaziergänge in Parks sowie Verwandtenbesuche sind dann wieder erlaubt, Restaurants dürfen Essen zum Abholen verkaufen und weitere Geschäfte öffnen. Mehrere andere Länder, darunter Belgien, Griechenland, Polen, Portugal, Monaco und Island, lockern ebenfalls erstmals ihre Corona-Beschränkungen.


Die Lage in der Welt

Während sich die Vorwürfe aus der deutschen Politik heute weitestgehend darauf beschränken, Lockerungen zu schnell vorzunehmen, fährt Mike Pompeo auf der anderen Seite des Atlantiks deutlich schwerere Geschütze auf: Der Außenminister der USA will "eine erhebliche Menge Beweismaterial" dafür haben, dass das Coronavirus aus einem chinesischen Labor in Wuhan entwischt ist. Er habe keinen Grund, anzunehmen, dass Sars-CoV-2 vorsätzlich in Umlauf gebracht worden sei, sagte Pompeo am Sonntag. Aber: "Das ist nicht das erste Mal, dass wir eine Welt als Ergebnis von Fehlern in einem chinesischen Labor Viren ausgesetzt sehen."

Die Regierung in China unterdessen befürchtet einem internen Bericht zufolge wachsende Spannungen bis hin zu einem bewaffneten Konflikt im Verhältnis zu den USA. Ein Papier mit entsprechend brisantem Inhalt habe der Inlandsgeheimdienst Anfang April führenden Staatsvertretern vorgelegt – darunter auch Präsident Xi Jinping. Das Papier sei von der mit dem Geheimdienst eng verbundenen Denkfabrik CICIR erstellt worden.

In Japan müssen die Menschen trotz sinkender Neuinfektionen auch weiterhin mit Einschränkungen leben. Regierungschef Shinzo Abe verlängerte den Notstand bis zum 31. Mai. Zwar habe sich die Zahl der Neuinfektionen reduziert, allerdings noch auf keinem ausreichenden Niveau. Die Krankenhäuser befänden sich weiterhin in einer "harten Situation". Man müsse sich gewissermaßen auf einen "langen Krieg" und einen "neuen Lebensstil" gefasst machen.


Die Lage an den Börsen

Die Furcht vor einem Wiederaufflammen des Handelskonflikts zwischen den USA und China hat den Dax am Montag auf Talfahrt geschickt. Als Belastung hinzu kamen die anhaltenden Sorgen über die wirtschaftlichen Folgen der Coronavirus-Krise. Der deutsche Leitindex schloss 3,64 Prozent tiefer bei 10.466,80 Punkten.

Mit dem Kursrutsch zu Monatsbeginn verringerte sich der Erholungsgewinn des deutschen Leitindex seit dem Tief im virusbedingten Börsencrash Mitte März auf knapp 27 Prozent. Im Zuge des Absturzes im Februar und März hatte das deutsche Börsenbarometer zeitweise fast 40 Prozent eingebüßt. Für den MDax der mittelgroßen Werte ging es am Montag um 2,66 Prozent auf 22.431,37 Punkte abwärts.


Und was Hoffnung macht ...

Noch im Mai will das Pharmaunternehmen Roche seinen neuen Test auf Antikörper gegen das Coronavirus an Gesundheitseinrichtungen in Deutschland ausliefern – und zwar gleich in hohen Stückzahlen. Das vereinbarten Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) und das Unternehmen am Montag im oberbayerischen Penzberg. "Der neue Test ist eine wichtige neue Wegmarke im Kampf gegen das Virus", sagte Spahn. Drei Millionen Tests sollen noch im Mai ausgeliefert werden, für die dann kommenden Monate seien je fünf Millionen Tests zur Auslieferung nach Deutschland vereinbart.

"Antikörpertests helfen uns, zu wissen, wer eine Corona-Infektion schon durchgemacht hat. So gewinnen wir Erkenntnisse über das tatsächliche Ausbruchsgeschehen", sagte Spahn. Sobald gesicherte Erkenntnisse über eine mögliche Immunität nach durchgemachter Infektion vorlägen, würden die Tests noch größere Bedeutung gewinnen.

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