DAS JÜDISCHE LOGBUCH ZUM INTERNATIONALEN TAG DER PRESSEFREIHEIT
Yves Kugelmann
Basell (Weltexpresso) - Die Freiheit von Presse, Radio und Fernsehen sowie anderer Formen der öffentlichen fernmeldetechnischen Verbreitung von Darbietungen und Informationen ist gewährleistet. Zensur ist verboten. Das Redaktionsgeheimnis ist gewährleistet.1
Unabhängige und pluralistische Medien sind einer der Grundpfeiler unserer demokratischen Gesellschaften. Allerdings waren die Medien in Europa in den letzten Jahren Zielscheibe einer zunehmenden Anzahl an Bedrohungen und Angriffen. Dies ist nicht hinnehmbar. Wir, der Europarat und die Mitgliedsstaaten, müssen die Anstrengungen verdoppeln, um die Meinungsäußerungsfreiheit und die Pressefreiheit zu schützen und die Sicherheit von Journalistinnen und Journalisten zu garantieren.2 Eine freie Presse kann natürlich gut oder schlecht sein.
Aber ohne Freiheit ist die Presse immer böse.3 Man kann sagen, dass der Faschismus der alten Kunst zu lügen gewissermaßen eine neue Variante hinzugefügt hat – die teuflischste Variante, die man sich denken kann – nämlich: das Wahrlügen.4 Das ist eben der Segen der Pressefreiheit, sie raubt der kühnen Sprache der Demagogen allen Zauber der Neuheit und neutralisiert das leidenschaftliche Wort durch ebenso leidenschaftliche Gegenrede.5 Die Gedankenfreiheit haben wir. Jetzt brauchen wir nur noch die Gedanken.6 Wir müssen für die Freiheit planen und nicht für die Sicherheit, wenn auch vielleicht aus keinem anderen Grund als dem, daß nur die Freiheit die Sicherheit sichern kann.7 Wir glauben nicht an die Meinungsfreiheit, wenn wir sie nicht auch den Leuten zugestehen, die wir verachten.8 Freiheit ist keine totale Unabhängigkeit und auch nicht Zügellosigkeit.
Es ist schwer, sie zu erlangen und zu bewahren, aber ohne sie verdorrt alles.9 In der Freiheit ist zwar das Verderben groß, das völlige Verderben möglich. Ohne Freiheit aber ist das Verderben gewiß.10 Es gibt nichts Ärmeres als eine Wahrheit ausgedrückt, wie sie gedacht ward.11 Das Gefährliche an den Verboten: daß man sich auf sie verläßt, daß man nicht darüber nachdenkt, wann sie zu ändern wären.12 Das Friedensministerium befasst sich mit Krieg, das Wahrheitsministerium mit Lügen, das Ministerium für Liebe mit Folterung und das Ministerium für Überfluss mit Einschränkungen.13 Von einem gewissen Punkt an gibt es keine Rückkehr mehr. Dieser Punkt ist zu erreichen.14 Die Welt wird nicht bedroht von den Menschen, die böse sind, sondern von denen, die das Böse zulassen.15 Je mehr einer die Menschen und ihre Welt liebt, um so mehr will er sie verbessern.16 Die Kinder sind unsere größten Lehrmeister.17
Anmerkungen
1 Artikel 17 der Schweizerischen Bundesverfassung 2 Timo Soini, Vorsitzender des Ministerkomitees des Europarates zum internationalen Tag der Pressefreiheit am 3. Mai 2020. 3 Albert Camus. 4 Hannah Arendt. 5 Heirich Heine. 6 Karl Kraus. 7 Karl Popper. 8 Noam Chomsky. 9 Isajah Berlin. 10 Karl Japsers. 11 Walter Benjamin. 12 Elias Canetti. 13 George Orwell. 14 Franz Kafka. 15 Albert Einstein. 16 Hermann Kesten. 17 Theodor Herzl.
Foto:
© tachles
Info:
Nachdruck des Artikels mit freundlicher Genehmigung aus dem Wochenmagazin TACHLES vom 30. April 2020
Yves Kugelmann ist Chefredaktor der JM JüdischenMedien AG.