iuI20GQMG6Die Frankfurter Politik gibt Anlass zu einem nichtendenden Unwillen

Heinz Markert


Frankfurt am Main (Weltexpresso) - Verdammt nochmal, seit Jahren wird kreuz und quer in Frankfurt am Main über Verkehrsvorhaben gebrabbelt, aber nichts wahrhaft Gestalterisches gelangt in die Endphase der Planung und anschließenden Realisierung.

Letztendlich wegen kleinlichen Parteigezänks und Wachen über die ominöse Freiheit der Straße für Autos. Wozu ist die Politik, die 1-A-Grundstücke verschiebt und Parkbäume für Klotzbauten dreingibt, wie an den Alten Oper - trotz Wall-Servitut - überhaupt noch da? Wem dient sie?
 
Wäre es nicht endlich zeitgemäß, wenn professionelle Stadtmanager, die sich in gemeinwohlverpflichteter Bildung und Praxis bewährt und in den großen Städten der Welt - wie Kopenhagen - umgesehen haben, mit Aufgaben der Verkehrswende und Wohnungspolitik betraut würden, ohne dass ihnen der kleinliche politische Geist hineinquatscht? Ein Bürgermeister hat stadtpolitisch nichts Besseres zur Situation zu vermelden als den niederträchtigen Satz: „Es gibt wichtigeres als ein Kindertheater“.
Setzen, sechs.
 
Und der Baudezernent, ein Vertreter der nur exekutiven Gewalt, ohne Voraussicht und ohne ein Herz für die Stadt, hat nicht die Standfestigkeit gegen die Investoren (unwort-verdächtiger Begriff) zu bestehen, wie der vorherige auch schon nicht; was für Planungsdezernent Mike Josef gleichermaßen zutrifft. Was ist das überhaupt für eine Konstellation? Vertreter grundverschiedener Parteien, das kann nur daneben gehen.
 
Parteien kreisen um Gemüsebeete entlang der Pfründe festgefahrener Denkweisen und höchst-persönlicher Interessen. Und im Hintergrund stänkert, wie vorauszusehen, die IHK gegen Vorgaben für Investoren – 30 Prozent Förderungsanteil, 15 Prozent für gemeinschaftlich-genossenschaftliches Wohnen - auf dem Quartier des Alten Polizeipräsidiums.

Wie lange darf die Ära des Hinausschiebens, des Stillstands, der Blockade des Gemeinwesens sich noch dahinschleppen? Auto-und Motorrad-Poser tröten röchelnd und krachend Tag für Tag entlang der Hauptstraßen und keine zivile Macht beschlagnahmt ihnen ihre Sound-Implantate. In Zeiten der Klimakrise! Wie unästhetisch ist denn das?

Laufen mal wieder Aufnahmen aus der Frankfurter Nachkriegsära über hessische Bildschirme, so fragt man sich, wie konnte eine so nahezu restlos kaputte Stadt innerhalb kürzester Zeit wieder so ansehnlich gemacht werden, als ob die Zerstörung fast nur ein Klacks gewesen wäre. Nie mehr wäre heutzutage so etwas wie der U- und S-Bahnbau der Sechziger und Siebziger noch möglich. Auch keine Nordweststadt.
 
Es gibt keine politische Klasse, die zu Größerem fähig wäre, von einer ‚Generation Ernst May‘ – Stichwort sozialer Wohnungsbau - ganz zu schweigen. Und es ist ein Unding, dass Tuner, die schrägsten Repräsentanten der Postpubertät, die Innenstadt als Ihr Dorado nutzen und zum Defilieren missbrauchen. Innenstadt-Touristen verwundern sich und schütteln ungläubig den Kopf.

Muss es erst einen Totalzusammenbruch geben, damit in Frankfurt wieder etwas im Geist weitsichtiger politischer Vernunft zur Welt kommt?

P.S. Sprechendes Bild und andauernder Skandal der Vernachlässigung der Gesellschaft der ehrbaren Arbeit sind die durchweg katastrophalen hygienischen Zustände in den Schultoiletten, einschließlich Fehlens von Seife und Handtüchern und der sich dahinschleppende Digitalisierungsrückstand an Schulen. Umgehend müssen in Corona-Zeiten Jugendlichen aus weniger begüterten Elternhäusern Tablets für die Anbindung an den digitalen Support der Schule gestellt werden. Und zwar sofort. Mäuse in der Toilette, ja da schlägst‘ doch wohl 13, sagt man selbst in Bayern, wo zudem das Schulpersonal knapp ist und die Pensionierten angeschrieben und gefragt werden, ob sie wohl nicht wieder etwas aushelfen könnten.
 
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