«Niemand weiss, was als Nächstes geschehen wird»

Eigentlich hatte er vergangenen Freitag auf einen ruhigen Schabbat gehofft, aber Netanyahu hatte andere Pläne und zitierte ihn am Nachmittag zu einem Treffen mit Vertretern von Selbständigerwerbenden und einiger Organisationen. Damit hoffte er wohl, die erneute Demonstration in Tel Aviv von mit der Corona-Wirtschaftspolitik der Regierung Unzufriedenen zu verhindern. Allerdings ebenso erfolglos, wie es die am Mittwoch erfolgte Ankündigung Netanyahus und Katz’ war, dass ein neuer 26-Milliarden-Dollar-Hilfsplan für durch Corona in finanzielle Not geratene Bürger und Unternehmen aufgelegt werde.

Zu verärgert und verunsichert sind die Israeli, vor allem auch angesichts der neuen, heftigen Infektionswelle. Das Vertrauen in die Regierung hält sich derzeit in ebenso engen Grenzen wie jenes der beiden Hauptprotagonisten der sogenannten «Coronavirus-Einheitsregierung», Netanyahu und Gantz, einander gegenüber. Und vor allem, sagte Katz, hätten die Betroffenen genug davon, mit nicht erfüllten Versprechungen bezüglich finanzieller Nothilfe abgespiesen zu werden, für deren Erhalt verwirrende und widersprüchliche Direktiven und für viele von ihnen unerreichbare Kriterien festgelegt worden seien.

Er habe realisieren müssen, dass das Virus bleiben werde, bis ein wirksamer Impfstoff vorhanden sei, und seiner Schätzung nach werde das in frühestens einem Jahr möglich sein. Er habe deshalb einen langfristigen Plan entwickelt, der dies berücksichtige und dafür sorge, dass im Gegensatz zur ersten Welle diesmal die Hilfe wirklich bei jenen ankomme, die sie benötigen. Dazu gehörten auch jene , die bislang noch nicht zu einem normalen Betrieb zurückkehren konnten, wie etwa die Luftfahrt, der Tourismus und die Veranstaltungsstätten. Gemäss Katz’ Aussage habe der Premier seinen Plan wie vorgelegt akzeptiert.

Foto:
Finanzminister Yisrael Katz
© tachles

Info:
Nachdruck des Artikels mit freundlicher Genehmigung aus dem Wochenmagazin TACHLES vom14. Juli 2020