Klaus Jürgen Schmidt
Nienburg/Weser (Weltexpresso) – Am 7. September 2020 war er seit 60 Jahren tot, der Wilhelm Pieck, einziger jemals amtierender Präsident der DDR. Die wäre im vergangenen Jahr 70 Jahre alt geworden. Ich habe dessen auch nicht gedacht, obwohl ich dort zur Schule ging. Später, in einer Bremer Schule, habe ich nicht gelernt, was Wilhelm Pieck mit der Hansestadt zu tun hatte. Auch später als Redakteur bei Radio Bremen hatte ich nie erfahren, was das für eine tolle Story gewesen wäre: Der erste Präsident der 1949 gegründeten Deutschen Demokratischen Republik lernte sein politisches Handwerk in Bremen!
Erst dieser Tage, beim Rückblick auf meinen eigenen Weg von der DDR nach Bremen, erfahre ich es: Nach einer Wanderschaft als Handwerksgeselle ließ sich der der 20-Jährige Wilhelm Pieck 1896 als Tischler in Bremen nieder. Der kleinbürgerlich erzogene und aus einem streng katholischen Elternhaus stammende junge Mann hatte während seiner Wanderschaft Kontakt mit der Arbeiterbewegung bekommen. WIKIPEDIA weiß: „Im Jahr 1894 war er Mitglied des freigewerkschaftlichen Deutschen Holzarbeiterverbandes geworden. 1895 trat er in die SPD ein. Nach dem Umzug nach Bemen wurde er 1897 Hauskassierer und 1899 Stadtbezirksvorsitzender in der SPD. ... Er nahm am Bremer Parteitag der SPD 1904 teil und wurde im gleichen Jahr in das Bremer Gewerkschaftskartell delegiert.
Unter dem Einfluss von Heinrich Schulz, der auch Chefredakteur der Bremer Bürger-Zeitung war, entwickelte er zunehmend linke Parteipositionen. Seit 1905 war Pieck Vorsitzender der Pressekommission der Bremer SPD und wurde im gleichen Jahr als Vertreter der 4. Klasse in die Bremische Bürgerschaft gewählt, der er bis 1910 angehörte. Im Jahr darauf gab er seinen Beruf auf und wurde hauptamtlicher Erster Sekretär der Bremer SPD. Er besuchte den Halbjahreskurs 1907/1908 der zentralen Parteischule der SPD in Berlin, wo er Rosa Luxemburg und Franz Mehring kennen lernte und sich dem internationalistischen Flügel der Sozialdemokraten anschloss. ... Außer mit Mehring, Luxemburg und Schulz stand Pieck in der Vorkriegszeit auch in enger Verbindung mit Friedrich Ebert.“
Und was hatte der mit Bremen zu tun?
Vier Wochen vor Ende seiner Ausbildung zum Sattler hatte sich der 20-Jährige mit seinem Meister in Heidelberg überworfen. Er brach die Lehre ab und ging ebenfalls auf Wanderschaft. Unterwegs kam er mit der Sozialdemokratie in Berührung und engagierte sich in verschiedenen Städten.
1891 kam Ebert nach Bremen. Im März 1893 erhielt er eine Festanstellung als Redakteur bei der „Bremer Bürger-Zeitung“, der Zeitung der Bremer SPD. 1894 schied er aus der Redaktion wieder aus, Grund: Die Kaiser Brauerei-Becks & Co. hatte ihm die Übernahme einer Gastwirtschaft angeboten. Ebert nahm an und wurde Wirt der Gastwirtschaft „Zur guten Hilfe“ an der Brautstraße 16. Seine Kneipe wurde Treffpunkt für Genossen und Gewerkschafter. Von Bremen zog es Ebert schließlich nach Berlin. Dort begann seine steile Karriere bis ins höchste Staatsamt. Seit 1913 war er Vorsitzender der SPD und amtierte von 1919 bis zu seinem Tode 1925 als erster Reichspräsident der Weimarer Republik.
Wer hätte das gedacht: Bremen als Dreh- und Angelpunkt zweier deutscher Präsidenten! (Ach ja, da gab's ja noch den Karl Carstens, in der Fitgerstraße 36 des Bremer Stadtteils Schwachhausen geboren und von 1979 bis 1984 der fünfte Bundespräsident der Bundesrepublik Deutschland.)
Und Eberts Bremer Kneipe? Die ganze Straßenseite mit seiner früheren Gastwirtschaft wurde im Zweiten Weltkrieg zerstört. Bei der Neuplanung wurde die Straße verbreitert. Es gibt bloß noch das Eckhaus Brautstraße 15. Doch die Hansestädter erinnern an vielen anderen Stellen an Friedrich Ebert, nirgendwo aber an Wilhelm Pieck.
Nichts ist bezeugt, aber Friedrich Ebert hatte den Wilhelm Pieck bestimmt gerne als Gast in seiner Bremer Kneipe.
Foto:
Grafik: Sammlung des Autors
© Klaus Jürgen Schmidt / www.radiobridge.net
Und was hatte der mit Bremen zu tun?
Vier Wochen vor Ende seiner Ausbildung zum Sattler hatte sich der 20-Jährige mit seinem Meister in Heidelberg überworfen. Er brach die Lehre ab und ging ebenfalls auf Wanderschaft. Unterwegs kam er mit der Sozialdemokratie in Berührung und engagierte sich in verschiedenen Städten.
1891 kam Ebert nach Bremen. Im März 1893 erhielt er eine Festanstellung als Redakteur bei der „Bremer Bürger-Zeitung“, der Zeitung der Bremer SPD. 1894 schied er aus der Redaktion wieder aus, Grund: Die Kaiser Brauerei-Becks & Co. hatte ihm die Übernahme einer Gastwirtschaft angeboten. Ebert nahm an und wurde Wirt der Gastwirtschaft „Zur guten Hilfe“ an der Brautstraße 16. Seine Kneipe wurde Treffpunkt für Genossen und Gewerkschafter. Von Bremen zog es Ebert schließlich nach Berlin. Dort begann seine steile Karriere bis ins höchste Staatsamt. Seit 1913 war er Vorsitzender der SPD und amtierte von 1919 bis zu seinem Tode 1925 als erster Reichspräsident der Weimarer Republik.
Wer hätte das gedacht: Bremen als Dreh- und Angelpunkt zweier deutscher Präsidenten! (Ach ja, da gab's ja noch den Karl Carstens, in der Fitgerstraße 36 des Bremer Stadtteils Schwachhausen geboren und von 1979 bis 1984 der fünfte Bundespräsident der Bundesrepublik Deutschland.)
Und Eberts Bremer Kneipe? Die ganze Straßenseite mit seiner früheren Gastwirtschaft wurde im Zweiten Weltkrieg zerstört. Bei der Neuplanung wurde die Straße verbreitert. Es gibt bloß noch das Eckhaus Brautstraße 15. Doch die Hansestädter erinnern an vielen anderen Stellen an Friedrich Ebert, nirgendwo aber an Wilhelm Pieck.
Nichts ist bezeugt, aber Friedrich Ebert hatte den Wilhelm Pieck bestimmt gerne als Gast in seiner Bremer Kneipe.
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