an die Adresse von Macron
Redaktion tachles
Istanbul (Weltexpresso) - Erneut hat der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan hartes Geschütz gegen den französischen Präsidenten Emmanuel Macron aufgefahren.
Erdogan scheute nicht davor zurück, sich auf den Holocaust zu berufen, als er das harte Vorgehen Frankreichs gegen den radikalen Islam verurteilte und ihn als Teil der europäischen Geschichte der Kriminalität gegen Angehörige von religiösen Minderheiten bezeichnete.
In einer Rede vom Montag in Ankara verurteilte Erdogan den kürzlich angekündigten Plan des französischen Präsidenten Emmanuel Macron scharf, den radikalen Islam unter anderem durch ein Verbot des Heimunterrichts und die Auflösung einiger gemeinnütziger Organisationen zu bekämpfen.
«Die zunehmende Islamophobie im Westen hat sich zu einem Grossangriff auf unser Buch, unseren Propheten und alles, was uns heilig ist, entwickelt», sagte Erdogan. «Umsiedlungen, Inquisitionen und Völkermorde an Angehörigen verschiedener Religionen sind keine europafremde Praxis. Die Verbrechen gegen die Menschlichkeit, die vor 80 Jahren an Juden begangen wurden, die Taten gegen unsere bosnischen Geschwister in Srebrenica vor nur 25 Jahren sind noch in guter Erinnerung», so Erdogan weiter.
Erdogans Äusserungen kommen nur wenige Tage, nachdem er auf einem Treffen seiner islamistischen AKP-Partei über Macron sagte, dass er «psychische Behandlung brauche» und rief zu einem Boykott französischer Produkte auf, wie Le Figaro berichtete. Als Reaktion darauf zog Frankreich seinen Botschafter aus Ankara zurück. Dies wegen einer, wie der französische Aussenminister es nannte, «Beleidigung» an seinem Präsidenten.
In einer Erklärung vom Montag forderte der Präsident der Dachorganisation der jüdischen Gemeinden Frankreichs, Francis Kalifat, Frankreich auf, gegenüber Erdogan, den er als «Tyrannen von Ankara» bezeichnete, eine entschiedene Haltung einzunehmen. Frankreich, so Francis Kalifat, «darf nicht zur neuen Arena für Erdogans Frechheiten werden».
Foto:
Erdogan bei seiner gestrigen Rede
© tachles
Info:
Nachdruck des Artikels mit freundlicher Genehmigung aus dem Wochenmagazin TACHLES vom 27. Oktober 2020