Schaeuble... ein Datum, das verschoben – eine Hymne, die vergessen wurde

Klaus Jürgen Schmidt

Nienburg/Weser (Weltexpresso) – Auf den 9. November fällt eine Reihe von Ereignissen, die für die deutsche Geschichte als politische Wendepunkte mit teilweise internationalen Auswirkungen gelten. Als besonders gravierend für die zeitgenössische öffentliche Diskussion in der rückwirkenden Betrachtung gelten dabei u.a.:


- Die Novemberrevolution 1918 (Ausrufung einer deutschen Republik) in der damaligen Reichshauptstadt Berlin

- Der Beginn des Hitler-Ludendorff-Putsches 1923

- Der Beginn der Novemberpogrome des NS-Regimes gegen die deutschen Juden1938 ...

... und damit wurde es schwierig, den Tag des Berliner Mauerfalls als jährlichen Gedenktag aller Deutschen anzuerkennen.

Mussten sich DDR-ler im Jahr 1989 dafür ausgerechnet den 9. November aussuchen? Das Datum war zeitweilig als Nationalfeiertag des vereinigten Deutschland im Gespräch. Doch beim Blick zurück in die deutsche Geschichte, und ohne große öffentliche Debatte, wurde 1990 im Einigungsvertrag (Art. 2 Abs. 2 EV) der 3. Oktober zum „Tag der Deutschen Einheit“ bestimmt.

Was war an diesem Tag? Schnell bei WIKIPEDIA nachschlagen: „Als deutscher Nationalfeiertag erinnert er an die deutsche Wiedervereinigung, die mit dem Wirksamwerden des Beitritts der Deutschen Demokratischen Republik zur Bundesrepublik Deutschland am 3. Oktober 1990 vollendet wurde. Somit wurden Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen sowie Berlin in seiner Gesamtheit die neuen Länder der Bundesrepublik Deutschland.“

Kaum eine Debatte hatte es um die Frage gegeben, welche Nationalhymne in den alten und in den neuen Bundesländern gesungen werden sollte. Im Osten war ab etwa 1972 nur noch die Instrumentalfassung der 1949 entstandenen DDR-Hymne erlaubt, der Text verschwand aus der Öffentlichkeit. Weshalb? Die DDR-Führung war von der Idee einer deutschen Wiedervereinigung abgerückt. Im Westen hat bis heute kaum jemand eine Ahnung, was Johannes R. Becher gedichtet hatte, und was bis heute eine würdige gesamtdeutsche Nationalhymne hätte sein können.

Einer kennt sie:

Am 19. November 2019 berichtete in Bremen der „Weser Report“ über eine Rede von Bundestagspräsident Schäuble in der Hansestadt:

... Schäuble warnte eindringlich davor, die für Identitätsbildung notwendige Abgrenzung gegen Andere zu richten. Die deutsche Geschichte habe schmerzlich gezeigt, wohin das führe. Auch sei es für die Entwicklung einer gemeinsamen Identität wichtig, die eigenen Vorstellungen nicht zum Maß aller Dinge zu erklären. ... Und wie soll sie nun aussehen, die positive deutsche Identität? „Auferstanden aus Ruinen und der Zukunft zugewandt“, zitierte Schäuble die Hymne der DDR. ...

Deren vollständiger Text:

Auferstanden aus Ruinen
und der Zukunft zugewandt,
laß uns dir zum Guten dienen,
Deutschland, einig Vaterland.
Alte Not gilt es zu zwingen,
und wir zwingen sie vereint,
denn es muß uns doch gelingen,
daß die Sonne schön wie nie
über Deutschland scheint.

Glück und Friede sei beschieden
Deutschland, unserm Vaterland.
Alle Welt sehnt sich nach Frieden,
reicht den Völkern eure Hand.
Wenn wir brüderlich uns einen,
schlagen wir des Volkes Feind.
Laßt das Licht des Friedens scheinen,
daß nie eine Mutter mehr
ihren Sohn beweint.

Laßt uns pflügen, laßt uns bauen,
lernt und schafft wie nie zuvor,
und der eignen Kraft vertrauend,
steigt ein frei Geschlecht empor.
Deutsche Jugend, bestes Streben
unsres Volks in dir vereint,
wirst du Deutschlands neues Leben.
Und die Sonne schön wie nie
über Deutschland scheint.

Foto:
© Weser Report

Info:
"WIE WAR DAS IN DER DDR?"
Wer will, kann sich im Internet durch meine persönlichen Erinnerungen klicken. Die Adresse habe ich unten notiert.

© Klaus Jürgen Schmidt / www.radiobridge.net/DDR-Teil1.html
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