Bildschirmfoto 2020 11 04 um 21.34.17Bei Rennen für den US-Kongress treten rund zwei Dutzend Bewerber  jüdischer Herkunft an. Sie gehören fast durchweg den Demokraten an

Andreas Mink

New York (Weltexpresso) - Wie bereits von topnews vermeldet, finden zwei jüdische Herausforderer bei Senatsrennen große Aufmerksamkeit in diesem Wahlkampf. Al Gross in Alaska und Jon Ossoff in Georgia wurden beide Zielscheibe antisemitisch getönter Anzeigen republikanischer Mandatsträger. Bessere Chancen hat Ossoff. Doch Gross könnte als Außenseiter für eine Überraschung sorgen. Beide lieferten starke Leistungen als Debattenredner und überzeugten durch Disziplin, Fokus auf das Versagen der Republikaner bei Covid-19 und ebenso schnelle, wie harte Reaktionen im Schlagabtausch.

Insgesamt sind neun SenatorINNen jüdischer Herkunft und auch Demokraten (mit Ausnahme des Unabhängigen Bernie Sanders). Im Repräsentantenhaus sind zwei Republikaner, aber 25 Mitglieder der demokratischen Fraktion jüdischer Herkunft. So ist das Feld hier deutlich größer.

Aber Demoskopen betrachten nur eine Handvoll Rennen als eng. So muss der Republikaner Lee Zeldin auf Long Island, New York, zwar um seinen Sitz zittern, aber die Experten am «Center of Politics» der University of Virginia geben ihm doch bessere Chancen. Einen schwereren Stand hat der junge Demokrat Max Rose im 11. Bezirk von New York State, der Staten Island und das Südende von Brooklyn umfasst. Hier leben Weisse ohne höhere Bildung, sowie orthodoxe Gemeinschaften und damit Gruppen aus dem Kern der Trump-Basis. Aber der 33-jährige Afghanistan-Veteran hat sich nach seinem Sieg 2018 als bürgernaher Kämpfer für seinen Bezirk beliebt gemacht, der nicht mit Kritik an seinen Parteikollegen Andrew Cuomo und Bill de Blasio zurückhält, dem Gouverneur von New York State und dem Bürgermeister von NYC. Rose hat knappe Chancen auf eine Wiederwahl..

Spannend, weil aufschlussreich für politische Trends landesweit, sind auch die Rennen der demokratischen Kandidatinnen Elissa Slotkin in Michigan und Elaine Luria in Virginia. Slotkin hat in einem Bezirk mit zahlreichen Gebildeten bessere Chancen, während Luria die grosse Zahl von Militär-Veteranen in einem eher konservativen Distrikt mit harter Kritik an Trump vor allem beim Impeachment gegen sich aufgebracht hat (Link). Einen schweren Stand dürften auch Kathy Manning in North Carolina und Jill Schupp in Missouri haben – beide Bezirke sind traditionell konservativ. Aber da selbst weisse Frauen ohne höhere Bildung das Vertrauen in Trump und seine Partei verlieren, haben Manning und Schupp doch gewisse Chancen: Kommt eine massive «blaue Welle» – also ein Erdrutschsieg von Biden –, hätten auch diese Demokratinnen Aussicht auf Erfolg.

Die Demokratin Louise Frankel dürfte dagegen in Palm Beach, Florida, problemlos gegen die ebenfalls jüdische Laura Loomer bestehen können. In dem Bezirk liegt der Trump-Wohnsitz Mar-a-Lago. Loomer ist Exponentin des QAnon-Kults und wird vom Präsidenten und dessen Familie unterstützt. Bei Wählern stösst Loomer indes auf Ablehnung.

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Elissa Slotkin hat in einem Bezirk mit zahlreichen Gebildeten bessere Chancen
© tachles 

Info:
Nachdruck des Artikels mit freundlicher Genehmigung aus dem Wochenmagazin TACHLES vom 3. November 2020