Bildschirmfoto 2021 05 25 um 21.58.20Ein fünfter Wahlgang soll offenbar immer noch vermieden werden, falls dies noch möglich sein könnte

Jacques Ungar

Tel Aviv (Weltexpresso) - Das Hauptaugenmerk nach dem Wochenende richtete sich in der letzten Gesprächsrunde der israelischen Koalitionsgespräche auf Naftali Bennett, Chef der nationalen «Yamina»-Partei. Allgemein erhöhte sich der Druck der restlichen potentiellen Koalitionspartner auf ihn, dem «Bündnis des Wandels» beizutreten, was nichts anderes heißt, als der Bildung einer Regierung ohne den bisherigen Premierminister Binyamin Netanyahu.

Logisch, dass ex-Ministerin Ayelet Shaked, die als eigentlicher «Falke» in dem Gebilde gilt, und die als eine der engsten Partner Bennetts in dem Koalitionszirkus gilt, sich am zurückhaltendsten gibt, was einen Beitritt zu einer Regierung ohne Netanyahu betrifft: «Ich glaube nicht, dass der Deal rechtzeitig unter Dach und Fach gelangt», meinte sie am Dienstag gegenüber der «Jerusalem Post».

Die Zurückhaltung der ehemaligen Justizministerin lässt sich erklären durch die hohe Wahrscheinlichkeit, dass sie selber im Falle einer Regierungsbildung ohne erstrangige ministerielle Ernennung auf der Strecken bleiben würde.

Bis zum Schlusspfiff verbleiben noch weniger als zwei Wochen. Momentan sieht vieles danach aus, dass vor allem die stramme Rechte unter den potentiellen Koalitionspartnern eher auf die Ausschreibung eines fünften Wahlgangs in einigen Monaten hin tendiert. Zu gewinnen haben die konsequenten, beziehungsweise extremen Rechten bei der israelischen Regierungsbildung recht wenig, zu verlieren hingegen schon einiges mehr. Da ist man logischerweise geneigt, alles nach Möglichkeit auf eine noch längere Bank zu schieben. Auch die Erzielung einer ruhigeren Atmosphäre im Volk. Eine solche Atmosphäre wäre nämlich wenig geeignet für den Trubel und die Kampfstimmung, die doch für alle Extrem-Politiker im Jüdischen Staat so etwas sind wie ihr Elixier zum Leben.

Foto:
Naftali Bennett
©tachles

Info;
Nachdruck des Artikels mit freundlicher Genehmigung aus dem Wochenmagazin TACHLES vom 25. 5. 2021