Neuwerk (Weltexpresso) – Sehr geehrte Redaktion! Man muss nicht jedem Sprichwort glauben, aber bei diesem Benedikt hatte ich immer das Gefühl: ja, das ist einer. So wie er ging und sprach war und ist er für mich der typische Leisetreter. Ich habe mich deswegen mal vor der Überfahrt nach Neuwerk mit einem Kellner gestritten, aber da war die Zeit zu kurz.
Mit dem Glauben an Gott hat das, was dem früheren Papst vorgeworfen wird, nichts zu tun. Als ehrlicher Mensch hätte er nicht vertuschen dürfen, was für Schweinereien unter dem Dach der katholischen Kirche passiert sind. Vor allem durfte er sich nicht zum Papst wählen lassen. Wenn dann was rauskommt, hängen andere mit am Fliegenfänger, in dem Fall die Kirche. Ihr laufen sowieso die Leute davon, weil sie nicht verstehen können, dass die obersten Vertreter wie die Fürsten leben, statt wirklich was für die Armen zu tun.
Dass die Pfarrer nicht heiraten dürfen, hat nichts damit zu tun, dass sie nur Gott dienen dürfen. Der kommt schon allein klar, und an Arbeit fehlt es ihm auch nicht. Wenn ein verheirateter Pfarrer sterben würde, dürfte er – was gesetzlich nicht geht - seiner Witwe nichts hinterlassen, weil ja sein ganzer Besitz der Kirche gehört. Andernfalls wäre der Reichtum schnell futsch und die Bischöfe könnten nicht in hochherrschaftlichen Palästen wohnen. Und dann der ganze Prunk in den Kirchen!
Das sei zum Ruhme Gottes, sagen die Befürworter, aber Jesus war doch eher ein Mann der Armen, sonst hätte er die Geschäftemacher nicht aus dem Tempel gejagt. Wie es dazu kommen konnte, dass Priester sich an Kindern und Minderjährigen vergreifen, pfeifen die Spatzen von allen Dächern.Das ist die Folge des Lebens ohne Frauen, zu dem sich jeder verpflichten muss, der Priester werden will. Als ob die Haushälterinnen, die sich jeder Dorfpfarrer leisten darf, keine Frauen wären. Wenn dann Kinder kamen, mussten sie möglichst geräuschlos verschwinden und irgendwo in einer fremden Stadt ein Leben zweiter Klasse führen.
Als verantwortlicher, als ehrlicher Mensch hätte Benedikt nicht schweigen dürfen, als ihm zu Ohren kam, wie schamlos Glaubensbrüder die Abhängigkeit und die Gläubigkeit von Kindern und Heranwachsenden zur Befriedigung ihres Sexualtriebs missbraucht haben. Vielleicht hat er darauf spekuliert, dass alles schön im Dunkeln bleibt, wenn er sich rechtzeitig als Papst zurückzieht und niemand mehr von ihm redet.
Es gibt viele Menschen, die im Glauben an Gott gute Werke verrichten. Ihnen fallen die verkommenen Oberen, die solche und ähnliche Skandale vertuschen, in den Rücken. Dasselbe gilt für Politiker, die zu feige sind, die Gründe für das Siechtum der abendländischen Kirchen beim Namen zu nennen. Leisetreter gibt es überall. Sie sind die Wegbereiter kämpferischer Religionen, die sich mit Terroranschlägen ihren Weg bahnen.
Das meint jedenfalls die Ihnen wohl gesonnene Adele Hübner-Neuwerk
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