Die Partei des widerchristlichen Besitzmaterialismus stellt den VVN-BdA in die extreme Ecke, weil dieser und Ministerin Faeser sich nicht nach der gnädigen Façon der CDU richten wollen
Heinz Markert
Frankfurt am Main (Weltexpresso) - Bundesinnenministerin Nancy Faeser hatte dem VVN-BdA angesichts ihrer Sorgen wegen rechtsextremer Drohschreiben eine Solidaritätsadresse geschickt.
Das führte zum eingespielten CDU-Reflex gegen ihre Person, wobei die rechte Publikation ‚Junge Freiheit‘ den Faeser-Artikel zuerst skandalisiert hatte. Hinter der Volte der CDU verbirgt sich aber ein schlechtes Gewissen. Denn die CDU hat den Faschismus nie aufgearbeitet, weil ihre altvordere Wählerschaft selbst in ihn verstrickt war und ist. Und sie ehemals weitermachten, als wäre nichts geschehen. Wer Demokratie heuchelt, will irre machen.
Nach dem Faschismus gab es keine Reue, nur ein hurtiges unter dem Teppich-Halten der Verstrickung in den Hitler-Faschismus. In verstohlenen Gesprächsrunden fanden Rückblicke statt, die schwer wie Blei waren, weil nicht sein sollte, was nicht hätte sein dürfen. Da sich im VVN auch extrem Linke jüngeren Jahrgangs finden, wird dies zum willkommenen Anlass, jegliche linke oder auch sozialdemokratische Haltung dem Ruch des Extremismus auszuliefern, um sich daselbst das Privileg des wahren Antifaschismus zu sichern.
Wäre ich einen Moment lang selbst so etwas wie die CDU, würde ich mich aber hüten, radikalen Antifaschisten und Naziopfern die Ehre abzusprechen. Denn das ist pietätlos; zumal in Bezug auf den aussterbenden wahrhaften Antifaschismus, der nur noch in Gestalt weniger Einzelner aus der Zeit des Nationalsozialismus herüberragt. Allein auch aus Respekt vor denen, die das unsagbarste Grauen erleben mussten, während andere es sich in Mitläufertum und Mittäterschaft recht wohl ergehen ließen.
Sorgt sich die CDU gar um die SS-Schergen, die letzte Tage verleben und CDU wählen? Es ist noch nicht lange her, dass diese Täter bruchlos dieselbe Menschenverachtung offenbarten, wenn es wieder darum ging, Eingewanderte oder als nichtdeutsch Geziehene wieder in ihrer angeborenen Menschlichkeit anzuzweifeln. Und jene hatten dabei die National- und Soldatenzeitung unter den Arm geklemmt. Dass Eingewanderte von der Wirtschaft gebraucht und mithin deshalb gewollt waren, erschien diesen letzten, noch lebenden SS-Schergen als gänzlich "undeutsch".
Die große Zahl der SS-Schergen hat die Adenauer-CDU laufen lassen und ihre Hand über sie gehalten, weil sie von dieser erklecklichen Schar noch lange gewählt werden wollte. Das war die Kalkulation Adenauers. Jetzt sich als ur-demokratisch verortet auszugeben erscheint daher als ein durchschaubarer Trick, der vom rechtskonservativen Lager der CDU zwecks Camouflage in Szene gesetzt wird. In den Städten und Dörfern waren diejenigen, die an NS-Verbrechen beteiligt waren, noch lange wohlbekannt. Es waren zugleich die alten Kämpfer, die schon die Weimarer Republik mit Hass verfolgten. Einer unserer Vorfahren aus einem oberhessischen Dorf wollte partout nicht den größten Nazi im Dorf namentlich noch preisgeben. Das ist erst wenige Jahre her. Sein Wissen hat er in den Tod mitgenommen, der Herr Christ und Kirchgänger.
Die CDU will im inszenierten Kesseltreiben gegen Justizministerin Faeser von ihrer prekären politischen Verfassung im Hinblick auf eine von eigenen Pressure-Groups belastete demokratische Verortung ablenken. Denn sie ist vorzugsweise die Partei der von alters her und qua angemaßter Vorherbestimmung besitzmaterialistisch gepolten Wählergruppe und würde die Macht in der Demokratie gar zu gerne jenen Hartleibigen auf Dauer in die Hände legen, wenn sie es denn könnte.
Ein Friedrich Merz ist genau ein solcher, der ganz andere Absichten verfolgt als die ans einfache Wählervolk gerichteten. Nun hat er volens nolens erstmal Kreide gefressen. Eine diskret gehaltene, aber eisern verfolgte Strategie der CDU ist die Umverteilung von unten nach oben und die Betörung und Bestreichelung ihrer einfachen alltagschristlichen Partei-Gemüter. Dass oben und unten alles so bleibt wie es ist, wurde in den Siebzigern unter Einsatz des Radikalenerlasses und unter Zuhilfenahme der SPD möglichst dauerhaft zementiert. Pinochet war 1973 der Held der CDU, der den Besitz der Besitzenden mit brutaler Gewalt sichert. Nur Heiner Geißler und Norbert Blüm haben sich ihrer eigenen Partei und Pinochet bis vor wenigen Jahren entgegengestellt. In der hier vorliegenden Online-Zeitung findet sich hierzu ein Beitrag. Blüm duellierte sich von Angesicht zu Angesicht mit Pinochet. Seine Botschaft war, Gott werde ihn richten. Die Einführung des Radikalenerlasses jährt sich in diesen Tagen zum fünfzigsten Mal. 50 Jahre Radikalenerlass und Bespitzelung einer Politikerin – dass passt wie die Faust aufs Auge. Beide Meldungen überlagerten sich am selben Tag.
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