nachrichten comEinseitige CNN-Untersuchung ist extrem pro-palästinensisch

Jacques Ungar

Tel Aviv (Weltexpresso) - Israel nimmt bei seiner Untersuchung der Hintergrinde des Erschiessungstodes der amerikanisch-palästinensischen Journalistin Shireen Akleh in Jenin offensichtlich in Kauf, dass es auf der Suche nach der Wahrheit zeitlich so in Rückstand gerät, dass es den Wettlauf um die globale öffentliche Meinung unmöglich gewinnen kann. Das sagte am Mittwoch Nachmittag Gilad Erdan, der israelische Uno-Botschafter am israelischen Fernsehen.

Trotz des Zeitverlustes seien weder das israelische Militär noch die Politiker und Experten deswegen aber gewillt, rascher und vielleicht oberflächlicher zu arbeiten. Daran ändert auch der jetzt zur Tatsache gewordene Umstand nichts, dass Israel immer klarer vor dem Welt-Bewusstsein als der Täter im Falle Akleh dasteht. Wenn später dann wissenschaftliche Studien beweisen, dass die Tatsachen doch anders waren, kümmert das TV-Kosumenten in Europa, den USA, oder in der arabischen Welt keinen Deut mehr.

Das mag wohl auch für den TV-Riesen CNN dafür ausschlaggebend gewesen sein, dieser Tage seine Untersuchung des Falles Akleh bewusst ausschließlich auf Aussagen von der palästinensischen Seite abzustützen. Acht Augenzeugen wurden befragt, nur acht palästinensische, aber kein einziger Israeli. Kein IDF-Soldat war es den CNN-Mitarbeitern wert, um seine Meinung gebeten zu werden, und die Tatsache, dass die viel besprochene Patrone, die Frau Akleh vom Leben in den Tod befördert hatte, mit Leichtigkeit Antwort auf die Frage hätte geben können, von welcher Seite die schicksalsschweren Kugeln abgefeuert worden waren. Israel wollte zusammen mit den Palästinensern der Wahrheit auf den Grund gehen und wäre gewillt gewesen, dass Verdikt zu akzeptieren.

Davon wollten die Palästinenser aber nichts wissen. Warum nicht? Wussten die Palästinenser das Ergebnis einer solchen Untersuchung, auch ohne dass diese durchgeführt wurde? Wir wissen es nicht und können es nur anhand des allgemeinen Verhaltens der Palästinenser vermuten.

Ein Beispiel für dieses Verhalten ist die Reaktion der Fatah, die von den «reinen und todeswilligen» Männern sprachen, die für die dei Anschläge in Zentral-Israel sprachen, die total acht Opfer unter der israelischen Zivilbevölkerung gefordert hatten. Der palästinensisch-israelische Zwist der letzten Wochen zeigt einmal mehr drastisch, dass das Leben für die Bewohner des Jüdischen Staates einerseits und die Palästinenser andererseits einen so gravierend unterschiedlichen Wert hat, dass nach menschlichem Ermessen die Lücke nicht zu schließen ist, um doch noch irgendwann einmal zu einer Koexistenz zu finden.

Foto:
Die ermordete Journalistin Shireen Abu Akleh
©nachrichtend.com

Info:
Nachdruck des Artikels mit freundlicher Genehmigung aus dem Wochenmagazin TACHLES vom 26. Mai 2022