Blindewutderneue haß auf russen in deutschlandmdrSind die Russen Menschen zweiter Klasse?

Kurt Nelhiebel

Bremen (Weltexpresso) -  In der „Süddeutschen Zeitung“ vom  24. August 2022 verstieg sich der Leiter des Ressorts Politik, Stefan Kornelius, in einem Leiterartikel zu einem denkwürdigen Satz.  Er lautet folgendermaßen: „Russlands Raubzug ist von solch herber Rechtlosigkeit, Verrohung und ideologischer Konfliktbereitschaft geprägt, dass ein politisch verhandeltes Ende des Krieges nicht ernsthaft erwogen werden kann.“

Das heißt nichts anderes, als dass Russland mit Waffengewalt niedergerungen und zu einer bedingungslosen Kapitulation gezwungen werden muss.

Um das Ausmaß der Vermessenheit zu begreifen, die sich hinter dieser Forderung verbirgt, genügt ein Blick auf das Größenverhältnis der beiden Kontrahenten.  Russland ist der größte Staat der Welt. Mit seinen mehr als 17 Millionen Quadratkilometern ist er 30 Mal größer als die Ukraine. Das entspricht dem Größenverhältnis zwischen einer DIN-A-4 Seite und einer Briefmarke.

Zehn Tage bevor Kornelius mit seiner Wunschvorstellung von einer Unterwerfung Russland an die Öffentlichkeit gegangen war, hatte sich der Publizist Heribert Prantl ebenfalls in der „Süddeutschen Zeitung“ Gedanken darüber gemacht, wie Kriege enden können und war zu dem Schluss gelangt, dass „eine Kriegsbeendigung durch einen Siegfrieden der ukrainischen Seite wegen der Atommächtigkeit Russlands nicht vorstellbar“ sei.

Das hat Kornelius offensichtlich übersehen. was ihn nicht hindert, ein Panorama zu entwerfen, das sein Publikum vor die Frage von Sein oder Nichtsein stellt. Es gehe um Ordnungsfragen nicht nur im europäischen , sondern im globalen Maßstab, schreibt er, um die Rolle der USA in Europa, um Fragen von Einfluss und Unterordnung, um Demokratie und „tatsächlich: die Idee der Freiheit jedes Einzelnen“..

Damit steht der Leitartikler der „Süddeutschen Zeitung“ nicht allein.  Die ukrainische Politikwissenschaftlerin Tatiana Zhurzhenko verweist in den „Blättern für deutsche und internationale Politik“ (Heft 6/2022) auf den öffentlichen Diskurs der Ukraine, für den der gegenwärtige Krieg nicht einfach eine militärische Auseinandersetzung sei, sondern ein zivilisatorischer Konflikt um Europa. Ein Sieg der Ukraine – und darin unterscheidet sich Zhurzhenko von Kornelius – setze ein Friedensabkommen voraus, das eine Welt schaffe, in der Russland keine Bedrohung mehr darstelle. Das laufe auf die Entmachtung Putins und einen Regimewechsel hinaus, der nicht rückgängig gemacht werden könne.

Die Wissenschaftlerin zitiert abschließend den ukrainischen Historiker Yaroslav Hrytsak, nach dessen Ansicht Russland seine Vorstellung aufgeben sollte, „eine eigenständige, besondere Zivilisation zu sein, und endlich ein normales Land werden, das als Nuklearmacht unter internationale Kontrolle gestellt wird“.

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Blinde Wut. Der neue Haß auf Russen
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