Jahrestag der Befreiung von Auschwitz: Gedenken in der Paulskirche und an der EZB in Frankreich
Redaktion
Frankfurt am Main (Weltexpresso) - Vor 78 Jahren wurde das Konzentrationslager Auschwitz-Birkenau von der Roten Armee befreit. Der 27. Januar ist seit 1996 ein Gedenktag für die Opfer des Nationalsozialismus – auch in Frankfurt. Neben der offiziellen Gedenkfeier in der Paulskirche gab es am Freitag, 27. Januar, noch eine weitere an der Europäischen Zentralbank (EZB).
Bürgermeisterin Nargess Eskandari-Grünberg enthüllte gemeinsam mit EZB-Direktorin Christine Lagarde eine Gedenktafel an der Erinnerungsstätte der Großmarkthalle. Die Großmarkthalle befindet sich auf dem Gelände der EZB. Ab 1941 diente das Gebäude der Deportation der Frankfurter Jüdinnen und Juden, während gleichzeitig der Marktbetrieb weiterlief. Die EZB hat die Gedenktafel in Kooperation mit dem Kulturdezernat und dem Jüdischen Museum Frankfurt entworfen.
Eskandari-Grünberg wies bei der Enthüllung auf die Bedeutung des Gedenkortes hin: „Die ehemalige Großmarkthalle repräsentiert den alltäglichen Horror. Im Nebeneinander von Marktbetrieb und Deportationen zeigte sich die Brutalität und die Indifferenz der deutschen Bevölkerung. Die Shoah war Alltag. Der Zivilisationsbruch ereignete sich nicht fernab, sondern vor der eigenen Haustür.“
Kulturdezernentin Ina Hartwig ergänzte: „Es ist erschreckend und beschämend, mit welcher Geschwindigkeit die Stadt nach 1933 in die Barbarei abrutschte und sich kaltblütig gegen ihre eigenen Bürger wandte. Die Frankfurter Großmarkthalle spielte dabei eine zentrale und dramatische Rolle nicht nur für die Frankfurter jüdischen Bürgerinnen und Bürger, sondern ebenso für Jüdinnen und Juden aus dem gesamten Umland. Es ist sehr erfreulich, dass die Europäische Zentralbank sich dem schrecklichen Erbe dieses Ortes nicht verschließt, ja seine Geschichte durch gezielte Projekte wie die neue Gedenktafel nahe des Haupteinganges stets in Erinnerung ruft.“
Bei der Gedenkstunde am Nachmittag in der Paulskirche sprachen außer der Bürgermeisterin auch Marc Grünbaum von Vorstand der Jüdischen Gemeinde Frankfurt und die Gagern-Schülerin Susanna Naumer. Sie ist Bundessiegerin von „Jugend debattiert 2022“.
„Die Geschichte erscheint manchmal ganz weit weg, aber in Wahrheit ist sie nur wenige Augenblicke entfernt“, hob Eskandari-Grünberg hervor. Es sei von großer Wichtigkeit, das Gedenken an kommende Generationen weiterzugeben. Deshalb sei sie besonders glücklich über die Anwesenheit von Schülerinnen und Schülern in der Paulskirche.
Eskandari-Grünberg dankte den „Zweitzeug:innen“, die von Erfahrungen ihrer Eltern berichten: „Die Angehörigen der Zweiten und Dritten Generation geben die Erinnerung an die extremen Traumatisierungen ihrer Familien weiter. Sie ermöglichen jungen Menschen, zur Geschichte in eine lebendige Beziehung zu treten. Dank ihnen wird die Erfahrung von Verfolgung, Deportation und Vernichtung niemals vergessen.“
Grünbaum, selbst Kind von Überlebenden, wandte sich in seiner Rede direkt an die Jugendlichen: „Ohne um die Judenverfolgung und den systematischen Völkermord an den europäischen Juden zu wissen, wird die Zukunft keine bessere sein, in der sich ein solches Menschheitsverbrechen nicht wiederholt und in der der Mensch den Menschen achtet.“
Foto:
Blick in die Paulskirche bei der Gedenkversanstaltung zum Jahrestag der Befreiung von Auschwitz,
Stadt Frankfurt am Main, Foto: Maik Reuß